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Spartacist (deutsche Ausgabe) Nummer 26

Frühjahr 2008

Spartakist-Gruppe Polens wiedergegründet

Für neue Oktoberrevolutionen!

Für die Wiederschmiedung der Vierten Internationale!

Nachstehend die gekürzte adaptierte Übersetzung eines Artikels, der ursprünglich im Mai 2007 im Extrablatt Nr. 23 von Platforma Spartakusowców (PS), Zeitung der Spartakist-Gruppe Polens (SGP), erschien und auf Maidemonstrationen in Warschau verkauft wurde. Eine vollständige Übersetzung ins Deutsche ist in Spartakist Nr. 167 (Sommer 2007) zu finden.

Wir sind stolz darauf, die Neugründung der Spartakist-Gruppe Polens als sympathisierende Sektion der Internationalen Kommunistischen Liga (Vierte Internationalisten) bekannt zu geben. Die SGP wird Teil unserer disziplinierten, demokratisch-zentralistischen Internationale sein. Wir sind dem Kampf für neue Oktoberrevolutionen weltweit verpflichtet, dem Kampf für eine internationale sozialistische Gesellschaft, die den gesamten Reichtum der Erde in den Dienst der Menschheit stellt. Die Entscheidung, die SGP wiederzugründen, wurde Anfang letzten Jahres von den Delegierten der V. Internationalen Konferenz der IKL getroffen.

Die SGP wurde erstmals im Oktober 1990 als Ergebnis der Fusion der Bewegung der Jungen Linken (RML) Polens und der IKL gegründet, unmittelbar nach der kapitalistischen Wiedervereinigung Deutschlands und dem Kampf der IKL gegen die Konterrevolution.

Als im Dezember 1981 General Wojciech Jaruzelski die versuchte Machtergreifung von Solidarność unterdrückte, unterstützte die internationale Spartacist Tendenz (iST, Vorgängerin der IKL) diese Maßnahme. Gleichzeitig warnten wir, dass die Stalinisten es leicht fertigbringen könnten, den polnischen Arbeiterstaat an den Kapitalismus auszuverkaufen, was sie schließlich 1989/90 auch taten. Die Position der iST stellte die direkte Anwendung des trotzkistischen Programms dar: bedingungslose militärische Verteidigung der bürokratisch deformierten Arbeiterstaaten gegen innere und äußere Konterrevolution sowie proletarisch-politische Revolution, um die herrschenden parasitären stalinistischen bürokratischen Kasten hinwegzufegen und durch die Herrschaft von demokratisch gewählten Arbeiterräten zu ersetzen, die sich auf die Verteidigung der kollektivierten Eigentumsformen, der Planwirtschaft und auf eine internationalistische Perspektive stützen.

Die RML begann unter dem Druck der Ereignisse in Polen vom Stalinismus zu brechen. Sie hat eine schöne Tradition der frühen Kommunistischen Internationale, die in Polen Ende der 80er-Jahre fast vergessen war, wiederentdeckt und aufrechterhalten: im Januar die „Drei L“ zu ehren, Wladimir Iljitsch Lenin, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, herausragende Führer des russischen, polnischen und deutschen Kommunismus. Durch die Ehrung der Drei L brach die RML effektiv mit dem von der stalinistischen Bürokratie vorangetriebenen polnischen Nationalismus und setzte sich von anderen linken Organisationen ab, die damals die Konterrevolution von Solidarność aktiv unterstützten.

Was die RML besonders an der IKL anzog, war der Kampf der IKL für ein rotes Rätedeutschland in einem sozialistischen Europa während der sich entfaltenden proletarisch-politischen Revolution in der DDR 1989/90. Die IKL war weltweit die einzige Organisation, die gegen die kapitalistische Wiedervereinigung Deutschlands gekämpft hat. Ein „Brief an die polnischen Arbeiter“, den die deutsche Sektion der IKL, die Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands (SpAD), im Mai 1990 herausgab, stellte die entschlossene Gegnerschaft der IKL zur Konterrevolution der Solidarność klar. Die RML teilte diese Auffassung und machte sich das trotzkistische Programm der IKL zu eigen.

Im Jahre 2001 entschied das Internationale Exekutivkomitee der IKL, die SGP aufzulösen. Die objektive politische Situation in Polen wurde damals, verglichen mit den in Westeuropa stattfindenden Arbeitskämpfen und sozialen Auseinandersetzungen, fälschlicherweise als für die IKL fast aussichtslos angesehen. 2003 unternahm die IV. IKL-Konferenz jedoch eine kritische Neueinschätzung unserer internen Probleme, die aus den Auswirkungen der kapitalistischen Konterrevolution auf unsere Organisation herrührten. Nach unserer Konferenz 2003 begannen wir eine weitere, neue Untersuchung der bisherigen Praktiken und politischen Fragen [siehe Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 24, Sommer 2004].

Eine dieser nochmals untersuchten Fragen war unsere Propaganda über Solidarność in den 1990er-Jahren. Nach der Zerstörung des deformierten Arbeiterstaats Polen 1989/90 hatte Solidarność ihren Zweck als Speerspitze der Konterrevolution erfüllt. Ihre bäuerliche Mitgliedschaft sowie viele Intellektuelle setzten sich ab, um ihre eigenen bürgerlichen Parteien zu gründen. Dadurch begann Solidarność (und ihre Abspaltungen wie Solidarność 80 und Sierpien 80), was ihre soziale Zusammensetzung betraf, eher einer Gewerkschaft zu ähneln. Während der ersten Amtszeit einer von der [ex-stalinistischen sozialdemokratischen] SLD geführten Regierung im Polen nach der Konterrevolution bemerkten wir, dass die „offizielle Solidarność-Gewerkschaft sich jetzt als Verfechterin von Arbeiterinteressen aufspielt, während sie ihre antikommunistische Demagogie auf Touren bringt und offen Anbiederungsversuche in Richtung faschistoider Kräfte macht“ (PS Nr. 5, Frühjahr 1995).

In einem Artikel in PS berücksichtigten wir jedoch 1998 nur das Letztere und argumentierten einseitig, dass die „Funktion von Solidarność nichts mit ,Gewerkschaftertum‘ irgendwelcher Art zu tun hat, ob ,kämpferisch‘ oder nicht“. Nach einer internen Diskussion in der IKL korrigierten wir 2005 diese Formulierung durch unseren Artikel „Die Rechte gewinnt polnische Wahlen“ (Spartakist Nr. 161, Winter 2005/2006 bzw. Platforma Spartakusowców Nr. 13, Dezember 2005), wo wir festhielten, dass diese Formulierung fälschlicherweise die Tatsache bestreitet, dass Solidarność sowohl eine Gewerkschaft als auch eine reaktionäre, klerikalistische Organisation ist: „Solidarność organisiert Arbeiter in der Produktion und führt manchmal defensive ökonomische Kämpfe; gleichzeitig fungiert sie als eine politische Bewegung, die eng mit der katholischen Hierarchie und explizit rechten nationalistischen Parteien verbunden ist.“ Dieser Artikel, der — vor dem Hintergrund der ekelerregenden 25-Jahre-Feierlichkeiten für Solidarność — die stolze Geschichte der IKL im Kampf gegen die Konterrevolution zusammenfasst, wurde in enger Zusammenarbeit von der IKL und ihren Sympathisanten und Unterstützern in Polen geschrieben.

Trotz der Auflösung der SGP intervenierte die IKL, hauptsächlich durch die SpAD, weiterhin bei linken Veranstaltungen und Klassenkämpfen in Polen, wir suchten die Diskussion mit Aktivisten, die sich für unser Programm interessierten und abgestoßen waren von dem Bekenntnis der polnischen Linken zu Antikommunismus und polnischem Nationalismus. Diese Arbeit wurde zu einem großen Teil durch einen der Gründungskader der SGP erleichtert, der weiterhin eng mit der IKL zusammenarbeitete.

Unsere neuen Mitglieder wurden hauptsächlich über die stolze Geschichte des Kampfes der IKL gegen die kapitalistische Konterrevolution und für Trotzkismus in Polen gewonnen. Einer unserer Genossen stieß auf die IKL bei einer Demonstration für Frauenrechte am Internationalen Frauentag, und unser Kampf für Frauenbefreiung durch sozialistische Revolution und für volle demokratische Rechte für Homosexuelle zog ihn an. Unsere Opponenten in der Linken reden mit streikenden Arbeitern nur über ökonomische Forderungen und weigern sich, reaktionäre Vorurteile wie Antisemitismus, männlichen Chauvinismus oder schwulenfeindliche Intoleranz zu bekämpfen; wenn diese Opportunisten auf Demonstrationen für Frauenrechte gehen, bieten sie bürgerlich-feministische Vorstellungen feil. Im Gegensatz dazu intervenieren wir bei allen Kämpfen, in allen Schichten der Gesellschaft mit dem revolutionären Programm. Streikenden Arbeitern sagen wir, dass das Proletariat erst dann voranschreiten kann, wenn es aktiv die Rechte der Unterdrückten verficht; Aktivisten für Frauenrechte sagen wir, dass sie sich auf die Arbeiterklasse orientieren müssen, die einzige Klasse der Gesellschaft mit der sozialen Macht und dem objektiven Interesse, das kapitalistische System samt der untrennbar mit ihm verbundenen Frauenunterdrückung zu stürzen. Wir kämpfen für den Aufbau einer revolutionären Partei, die, mit Lenins Worten, ein Volkstribun sein muss.

Im Laufe des Wiederaufbaus der polnischen Sektion der IKL haben wir die trotzkistische Position zum Zweiten Weltkrieg diskutiert. Die zynischen Propagandisten der Kapitalistenklasse stellen den Zweiten Weltkrieg als einen Krieg zwischen Demokratie und Faschismus dar. Das ist völlig verkehrt! Tatsächlich war der Zweite Weltkrieg ein Krieg zwischen konkurrierenden Banden imperialistischer Räuber. Unser revolutionärer Vorläufer, Trotzkis Vierte Internationale, bezog keine Seite im Krieg zwischen den imperialistischen Achsenmächten Nazideutschland, Italien, Japan und den imperialistischen Alliierten Britannien, Frankreich, USA, die ihre Gier nach Weltherrschaft und ungezügelter imperialistischer Ausbeutung der Kolonien mit „demokratischer“ Rhetorik abdeckten. Während des Zweiten Weltkriegs war die polnische Bourgeoisie ein Lakai des französischen und britischen Imperialismus. Aus diesem Grund bezogen die Trotzkisten keine Seite beim Krieg 1939 zwischen dem imperialistischen Deutschland und Polen, das in Trotzkis Worten lediglich ein „,siecher‘ Gangster im Dienste des Imperialismus“ war. Bei der Klärung dieser Frage bezogen wir uns auf Trotzkis machtvollen Artikel „A Fresh Lesson“ [Eine frische Lektion] von 1938, geschrieben zur Zeit des Münchner Abkommens, in dessen Folge Hitlers Wehrmacht die tschechischen Teile der Tschechoslowakei zerstückelte und annektierte:

„Selbst von seinen internationalen Verbindungen abgesehen, ist die Tschechoslowakei ein absolut imperialistischer Staat… Ein Krieg, selbst seitens einer isolierten Tschechoslowakei, würde also nicht um die nationale Unabhängigkeit geführt werden, sondern um den Erhalt und, wenn möglich, die Ausweitung der Grenzen der imperialistischen Ausbeutung…

Ein imperialistischer Krieg, gleich in welcher Ecke er beginnt, wird nicht um ,nationale Unabhängigkeit‘ geführt werden, sondern um die Neuaufteilung der Welt im Interesse unterschiedlicher Cliquen des Finanzkapitals.“

Im Krieg zwischen Nazideutschland und der Sowjetunion hatten wir jedoch eine Seite. Wir stehen in der Tradition der mutigen Trotzkisten im jüdischen Warschauer Ghetto, die erklärten: „Wir verteidigen den Arbeiterstaat, ungeachtet des stalinistischen Regimes, wie wir jede Arbeiterorganisation gegen die Schläge des Klassenfeinds verteidigen, ungeachtet des reformistischen Regimes, das dort herrscht… LANG LEBE DIE ROTE ARMEE! LANG LEBE DIE RUSSISCHE REVOLUTION! LANG LEBE DIE INTERNATIONALE REVOLUTION!“ (Czerwony Sztandar [Rote Fahne] Nr. 6, Juli 1941).

Durch die Neugründung der SGP gewinnt die IKL ein bedeutendes Fenster nach Osteuropa. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Wiederschmiedung der Vierten Internationale als Weltpartei der sozialistischen Revolution. Arbeiter aller Länder, vereinigt euch! Für neue Oktoberrevolutionen! Schließt euch uns an!

Spartacist (deutsche Ausgabe) Nr. 25

DSp Nr. 26

Frühjahr 2008

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V. Internationale Konferenz der IKL

Die Aufrechterhaltung eines revolutionären Programms in der nachsowjetischen Periode

Auszüge aus dem Hauptdokument der V. IKL-Konferenz:

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Rezension einer Biografie von Bryan Palmer:

James P. Cannon
und die Ursprünge der revolutionären Linken in Amerika, 1890–1928

James P. Cannon in Moskau, 1922:

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Spartakist-Gruppe Polens wiedergegründet

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Diana Kartsen, 1948–2007

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Aus den Archiven des Marxismus: Rede von Leo Trotzki, 1924

Der Kommunismus und die Frauen des Ostens

(Frauen und Revolution)