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Spartacist (deutsche Ausgabe) Nummer 26

Frühjahr 2008

Diana Kartsen

1948-2007

Unsere Genossin Diana Kartsen starb am 12. April 2007 an amyotropher Lateralsklerose (ALS, in den USA besser bekannt als „Lou Gehrig’s disease“). Obwohl durch die fortschreitende Krankheit zunehmend gelähmt, kämpfte Diana mit jedem verbliebenen Quäntchen Kraft darum, an der Arbeit und den Diskussionen der Partei teilzunehmen, sowie für die Erhaltung und Kontinuität der Prometheus Research Library [PRL, Zentralarchiv und Bibliothek der Spartacist League/U.S.], deren leitende Bibliothekarin sie war.

Dianas Tod ist schmerzlich und niederschmetternd für unsere Genossen weltweit, und ganz besonders für ihren Lebensgefährten und Genossen Ed Kartsen. Mit unseren Herzen sind wir bei Ed, bei Dianas Familie und anderen, die ihr nahestanden. Wir sind voller Bitterkeit darüber, dass uns eine Genossin von Dianas Kaliber geraubt wurde, nicht zuletzt deshalb, weil rückständige religiöse Elemente an der Spitze der herrschenden Klasse des US-Imperialismus Millionen Menschen zu schrecklichem Leid verdammen, indem sie die Stammzellforschung blockieren, die u.a. zu einer Therapie gegen ALS und andere Krankheiten führen könnte. Diana widmete sich dem Kampf für die Befreiung der Menschheit; dazu gehört auch, die Wissenschaften durch internationale sozialistische Revolution von reaktionärer Unterjochung zu befreien.

Gedenkveranstaltungen für Diana fanden international statt. Aus der ganzen Welt trafen Schreiben ein, die Diana Tribut zollten, einschließlich von Gelehrten, die mit ihr in der Prometheus Research Library zusammengearbeitet hatten, und von jungen Genossinnen, Kadern der Internationalen Kommunistischen Liga, die in Diana die Kommunistin sahen, die sie selbst gerne sein wollen. In der kommunistischen Bewegung ist es unser Brauch, verstorbene Genossen an den Gräbern ihrer revolutionären Vorfahren zu ehren. So versammelten sich Genossen und Genossinen am Grab von Karl Marx in London, an der Mauer der Kommunarden in Paris, an der Gedenkstätte für die Haymarket-Märtyrer in Chicago und an den Gräbern der heroischen Sowjetspione Richard Sorge und Ozaki Hotsumi in Japan. In Berlin hielten Genossen und Freunde der IKL am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park eine Gedenkversammlung ab und legten einen Kranz nieder.

Freunde und Familie kamen zusammen bei Gedenkversammlungen am 27. Mai 2007 in New York und am 10. Juni in Kalifornien. Bei beiden Gedenkfeiern wurde durch Fotos und Dokumente besonders Dianas Rolle als Führerin unserer Interventionen bei zahlreichen Demonstrationen und als Leiterin der PRL hervorgehoben. Wie Ed Kartsen bei der New Yorker Versammlung sagte: „Sie strahlte Stärke, Entschlossenheit, Kompetenz, Disziplin, Verantwortlichkeit, Liebe, Intelligenz, Objektivität aus — zusammengefasst kann man sagen, sie verkörperte in höchstem Maße all das, was einen guten Genossen auszeichnet.“

Genossen, die das Privileg gehabt haben, Diana zu kennen und mit ihr zusammenzuarbeiten, kam ihre Kameradschaftlichkeit auf vielerlei Weise zugute: Sie war politische und militärische Führerin bei Demonstrationen; eine Abteilungsleiterin, die sicherstellte, dass Genossen als Voraussetzung für jeden Auftrag eine gründliche politische Einweisung und einen Überblick bekamen, egal wie dringend die Aufgabe oder wie knapp die verfügbare Zeit; sie hatte einen trockenen Humor und war eine mitfühlende Freundin, mit der man einen trinken gehen konnte; sie war ein moralischer Mensch mit ausgeprägtem Sinn dafür, was richtig und was falsch ist; wer guten Rat brauchte, konnte auf sie zählen. An dem Tag, als Diana starb, gab Ed Kartsen in einem Brief an Genossen prägnant ihre Stärken wieder:

„Diana wurde zu Recht wegen ihrer fähigen militärischen Anleitung und als inspirierendes Führungsvorbild für viele jüngere Kader geschätzt. Wir sollten sie natürlich auch für ihre Arbeit in der PRL ehren, wo sie während ihres gesamten Parteilebens dafür sorgte, die politische Geschichte unserer Bewegung aufrechtzuerhalten. Das drückte ihr Verständnis aus, wie wichtig historisches Wissen für die Entwicklung von Theorie und Programm des Marxismus ist. Sie erkannte klar die Einheit geistiger und körperlicher Arbeit, also von Theorie und Praxis. Sie verstand den Wert von Instandhaltung und begriff das Konzept von Systemen.

Ihr Verständnis über den Wert des Wissens beinhaltete auch, dass es entscheidend wichtig ist, neues Wissen über die politische Welt und die Welt der Natur zu erlangen. Diana verfolgte ihr Streben nach Wissen mit derselben Entschlossenheit, die sie im Kampf zeigte, und sie ging mit regem Interesse daran, sich die Grundsätze der Dialektik anzueignen. Diana verknüpfte Organisation und Theorie, sie hielt beides für notwendig im Kampf für eine sozialistische Zukunft der Menschheit.“

Diana wurde zum Marxismus und zur Spartacist League gewonnen, als sie während der turbulenten Periode der Bewegung gegen den Vietnamkrieg an der University of Chicago studierte. Ein Genosse erinnerte sich, wie er „diese eindrucksvolle junge Frau mit wallendem rotem Haar und einem gut sichtbaren Hammer-und-Sichel-Anstecker an der Jacke über den Campus schreiten“ sah. Sie hatte bereits ihren Baccalaureus und spezialisierte sich als Doktorandin auf islamische Kunst, als sie aus dem Umfeld der International Socialists zum authentischen Trotzkismus gewonnen wurde — d.h. zur Verteidigung der Errungenschaften der Russischen Revolution und zum Aufbau einer Partei, die den Kampf für neue Oktoberrevolutionen zu führen imstande ist.

Nachdem sie eine Weile als enge Unterstützerin unseres Revolutionary Marxist Caucus in Students for a Democratic Society (SDS) gearbeitet hatte, wurde sie im Oktober 1971 Gründungsmitglied der Chicagoer Ortsgruppe der Revolutionary Communist Youth, Jugendgruppe der Spartacist League. Bald darauf ging sie nach Indien, wo sie lebte und studierte und unter der politischen Anleitung der Partei arbeitete. Nach ihrer Rückkehr 1974 trat sie in die Spartacist League ein.

Im gleichen Jahr hielt das Dokument der Vierten Nationalkonferenz der SL/U.S. über Perspektiven und Aufgaben fest:

„Eine der entscheidenden Aufgaben der Avantgarde des Proletariats ist es, als Gedächtnis der Arbeiterklasse zu fungieren. Zu den wichtigen Bestandteilen dieses Kampfes um die Kontinuität gehören die systematische Zusammenstellung, Verbreitung und kritische Aneignung der Primärquellen zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Da sich im Verlauf der Zeit Verzerrungen und Verflachungen anhäufen, kann nur die präzise, gut dokumentierte Rekonstruktion vergangener Realitäten als wegweisender Kompass dienen...

Indem wir anerkennen, dass archivarische Arbeit eine wichtige Aufgabe der Partei darstellt, planen wir, einem fähigen Genossen die Anleitung dieser Arbeit anzuvertrauen.“

Die fähige Genossin, die für die Leitung der Arbeit der Prometheus Research Library gefunden wurde, war Diana mit ihrer Erfahrung als Assistentin in der Tamiment Library [Tamiment-Bibliothek der Geschichte der Arbeiterbewegung] an der New York University. Der Bestand der Prometheus Research Library erwuchs aus der im Verlauf von mehr als 40 Jahren zusammengetragenen und organisierten Sammlung des Nationalen Vorsitzenden der Spartacist League, James Robertson. Mit Diana als Bibliothekarin und Jim als Direktor der PRL wuchs die PRL auf 6000 Bücher und gebundene Periodika. Besonderes Gewicht wird den Protokollen führender Gremien und internen Diskussionsmaterialien unserer revolutionären Vorfahren beigemessen. Diana leitete auch die PRL bei der erforderlichen Arbeit, insbesondere den peinlich sorgfältigen archivalischen Forschungen, um zwei Bücher über den Gründer und langjährigen Führer des amerikanischen Trotzkismus, James P. Cannon, herauszubringen (James P. Cannon and the Early Years of American Communism und Dog Days: James P. Cannon vs. Max Shachtman in the Communist League of America, 1931–1933) sowie Trotzkis Schrift Die Dritte Internationale nach Lenin in der Originalsprache Russisch und sechs Bulletins der Prometheus Research Series.

Es gibt nur wenige Positionen in der obersten Führung und Leitung der Partei, die Diana nicht innehatte. Die Delegierten der Sechsten Nationalkonferenz der SL wählten 1980 Diana zur Kandidatin des Zentralkomitees. Eine Zeit lang war sie Abteilungsleiterin des Internationalen Sekretariats und behielt gleichzeitig die Bibliothek weiter im Griff. 1983 wurde Diana zum Vollmitglied des Zentralkomitees und später ins Politische Büro [PB] der SL/U.S. und in die Funktion der Nationalsekretärin gewählt, wo sie besondere Aufmerksamkeit den oft miteinander konkurrierenden Anforderungen der Parteizentrale einerseits und der SL-Ortsgruppen andererseits widmete, um somit die Diskussionen politisch zu organisieren, die zum Ausarbeiten der Prioritäten für unsere Arbeit notwendig sind. Sie arbeitete auch einige Jahre als PB-Sekretärin. Dianas Objektivität, Fairness und Integrität befähigten sie besonders zu ihrer langjährigen Funktion als Repräsentantin des Zentralkomitees in der Zentralen Kontrollkommission der Partei.

Diana galt auch als bester militärischer Führer der Partei. Im Mai 1981 wurde sie aufgrund ihres Einsatzes an der Kampffront vom Kandidaten zum Stellvertreter des Zentralkomitees befördert und erhielt ein Lob des Politischen Büros: Bei einer El-Salvador-Demonstration hatte sie darum gekämpft, unsere Kräfte in Stellung zu bringen gegen eine Schlägertruppe der reformistischen Workers World Party, die eine Kundgebung unseres Antiimperialistischen Kontingents abdrängen wollte. Während Workers World an die „Tauben“ der Demokratischen Partei appellierte, dem US-Imperialismus eine „menschlichere“ Politik zu verpassen, zog unser Kontingent die Klassenlinie hinsichtlich des Bürgerkriegs, der in El Salvador wütete — unsere Losungen lauteten: „Militärischer Sieg den linken Aufständischen!“ und „Die Verteidigung von Kuba und UdSSR beginnt in El Salvador!“

Von diesem Tag an war Diana ein zentraler Bestandteil der militärischen und politischen Führung fast jeder Arbeiter/Schwarzen-Massenmobilisierung, die die Spartacist League oder das Partisan Defense Committee initiierten, um die Ku-Klux-Klan- und Nazi-Faschisten zu stoppen, sowie Dutzender weiterer Demonstrationen.

Voller Schmerz und Trauer, entschlossen, den Kampf fortzuführen, dem Diana ihr Leben widmete, entbieten Genossen auf der ganzen Welt der besten Militärkommandantin der Partei einen letzten, kämpferischen Genossengruß.

—Übersetzt nach Spartacist, englische Ausgabe Nr. 60, Herbst 2007

Spartacist (deutsche Ausgabe) Nr. 25

DSp Nr. 26

Frühjahr 2008

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V. Internationale Konferenz der IKL

Die Aufrechterhaltung eines revolutionären Programms in der nachsowjetischen Periode

Auszüge aus dem Hauptdokument der V. IKL-Konferenz:

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Rezension einer Biografie von Bryan Palmer:

James P. Cannon
und die Ursprünge der revolutionären Linken in Amerika, 1890–1928

James P. Cannon in Moskau, 1922:

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Spartakist-Gruppe Polens wiedergegründet

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Diana Kartsen, 1948–2007

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Aus den Archiven des Marxismus: Rede von Leo Trotzki, 1924

Der Kommunismus und die Frauen des Ostens

(Frauen und Revolution)