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Spartakist Nummer 177

Mai 2009

Britannien: Nieder mit protektionistischem Gift!

Pseudotrotzkisten: Persilschein für chauvinistische Streiks

Volle Staatsbürgerrechte für alle, die hier leben!

Der nachfolgend abgedruckte Artikel ist übersetzt aus Workers Hammer Nr. 206, 24. März, der Zeitung unserer Genossen der Spartacist League/Britain.

Während die Arbeiter der Welt vor der größten Wirtschaftskrise seit der großen Depression stehen, schwappte eine Welle chauvinistischer Streiks, die sich gegen ausländische Arbeiter richteten, über die Baustellen britischer Ölraffinerien und Kraftwerke. Durch die Forderung „britische Jobs für britische Arbeiter“, eine Forderung, die lange mit den Faschisten in Zusammenhang gebracht wurde, spielen diese Proteste das Spiel der Bosse – Arbeiter hinter Premierminister Gordon Brown (Labour Party) und die britischen Kapitalisten gegen immigrierte Arbeiter in Stellung zu bringen.

Der reaktionäre Charakter der Proteste wird grell durch die erzielte Übereinkunft bei der Lindsey-Ölraffinerie in Lincolnshire im Februar beleuchtet. Vermittelt durch den Schlichtungsservice ACAS enthält die Abmachung ein Versprechen des Managements, dass 102 Jobs, von denen erwartet wurde, dass sie italienische Arbeiter erhalten würden, jetzt britischen Arbeitern angeboten werden. Dieser schändliche Deal wird von Peter Taaffes Socialist Party (in Deutschland die SAV) als Sieg verkauft und als Vorbild für das Kraftwerk in Staythorpe in Nottinghamshire hochgehalten, wo Proteste gegen spanische und polnische Arbeiter bei Redaktionsschluss noch anhielten. In der Zwischenzeit hat es auf der Isle of Grain in Kent Proteste gegen polnische Arbeiter gegeben. Das Ergebnis des Lindsey-Streiks bestätigt unsere Erklärung: „Die Streiks hatten weder zum Ziel, mehr Arbeitsplätze oder auch nur irgendeine Errungenschaft für die gesamte Arbeiterklasse zu erkämpfen, noch bestehende Arbeitsplätze zu verteidigen. Es ging darum, existierende Arbeitsplätze auf der Grundlage der Nationalität der Arbeiter umzuverteilen“ (siehe Spartakist Nr. 176, März 2009).

Dieser Kreuzzug für „britische Jobs für britische Arbeiter“ ist so entfernt von den Interessen der multiethnischen Arbeiterklasse, dass er sogar von der ausländerfeindlichen, gegen die Arbeiterklasse gerichteten Boulevardpresse unterstützt wird. Dementsprechend trat der Londoner Evening Standard am 16. Februar einen Sturm gegen im Ausland geborene Arbeiter los, die als „ortsansässig“ registriert sind und auf der Baustelle für die Olympischen Spiele 2012 arbeiten, und wetterte: „Der Evening Standard hat Leute mit verschiedenem osteuropäischen Hintergrund gefunden, die auf der Stratford-Baustelle arbeiten, und auch Arbeiter mit indischer, pakistanischer und nepalesischer Herkunft.“ Während des Lindsey-Streiks wurde italienischen Arbeitern – die um ihr Leben fürchteten – von rassistischen Streikenden gesagt, sie sollten in ihr eigenes Land zurückgehen. Unterdessen plant die Regierung, ihre rassistischen Immigrationsgesetze zu verschärfen und die Rechte von Immigranten noch weiter einzuschränken.

Dieser Monat ist der 25. Jahrestag des Beginns des Bergarbeiterstreiks von 1984/85, und der Kontrast zwischen den heutigen Bauarbeiterstreiks und der heroischen Schlacht der Bergarbeiter könnte nicht klarer sein. Die streikenden Bergarbeiter waren mit der vollen Macht des kapitalistischen Staates konfrontiert und werden bis zum heutigen Tag von der kapitalistischen Presse verleumdet. Zu der Zeit wurden die Bergarbeiter zum Volkstribun der unterdrückten Schichten der Gesellschaft: Frauen aus den Kohleabbaugebieten, Britanniens unterdrückte schwarze und asiatische Minderheiten wie auch Schwulen- und Lesbenverbände unterstützten den Streik gegen die verhasste Thatcher-Regierung. Im Gegensatz zu dem widerwärtigen Nationalismus, der in Lindsey und Staythorpe vorherrschte, inspirierte der Bergarbeiterstreik eine großartige Zurschaustellung von proletarischem Internationalismus von Arbeitern über die nationalen Linien hinweg: Französische Gewerkschaften ebenso wie Arbeiter in Irland und dem übrigen Europa, in Südafrika und der Sowjetunion schickten materielle Hilfe an die Bergarbeiter und ihre Familien.

Angesichts der gegenwärtigen weltweiten Angriffe auf Arbeitsplätze gibt es eine dringende Notwendigkeit, die Kraft der Gewerkschaften für Klassenkampf gegen die kapitalistischen Bosse, Browns Labour-Regierung und in Opposition zur Gewerkschaftsbürokratie zu mobilisieren. Um die Interessen der multiethnischen Arbeiterklasse wirklich zu verteidigen, ist ein Kampf für eine kürzere Arbeitswoche bei gleichem Lohn und eine gleitende Skala der Löhne und Arbeitszeiten erforderlich. Dies stünde im Gegensatz zu der gegenwärtigen Kampagne, die britische und ausländische Arbeiter gegeneinander hetzt und Rassismus gegen Immigranten schürt. Skandalöserweise hat Derek Simpson, einer der Vorsitzenden der Gewerkschaft Unite, diese Kampagne mit vergiftender Rhetorik unterstützt, während er neben der britischen Fahne, dem Union Jack, posierte. Der Union Jack ist das rassistische Symbol des Empires der Kolonialzeit, heute das Symbol der Unterjochung der Katholiken in Nordirland und der blutigen Besetzungen des Irak und Afghanistans. Wie wir im letzten Workers Hammer schrieben:

„Es ist für die Gewerkschaften lebenswichtig, gegen Rassismus zu kämpfen. Die von Labour gepriesene ,flexible Wirtschaft‘ ist stark abhängig von immigrierten Arbeitern, die für erbärmliche Löhne arbeiten und einem Klima rassistischer Feindseligkeit gegenüberstehen. Der ,Krieg gegen den Terror‘ der Regierung hat zu gesteigertem Rassismus gegenüber Muslimen geführt, die in den ärmsten Teilen der Arbeiterklasse konzentriert sind. Speziell im Zusammenhang mit der Rezession nehmen Angriffe auf immigrierte Arbeiter zu. Die Gewerkschaft Unite hat kürzlich gegen die Entscheidung von Subunternehmern beim Kraftwerk Staythorpe bei Newark protestiert, dass nur Arbeiter aus Übersee angeheuert werden, während örtliche Arbeiter nicht beschäftigt werden. Eine Demonstration vor dem Kraftwerk erinnerte an Gordon Browns Aufruf bei der GMB-Gewerkschaftskonferenz 2007 für ,britische Jobs für britische Arbeiter‘ – eine Losung, die lange mit den Faschisten in Verbindung gebracht wurde. Wir stehen in heftiger Opposition zu solchen Teile-und-Herrsche-Strategien, die Arbeiter verschiedener Länder gegeneinander stellen. Wir sagen, dass die Gewerkschaften für volle Staatsbürgerrechte für alle Immigranten kämpfen müssen!“ (Workers Hammer Nr. 205, Winter 2008/2009)

Weit entfernt davon, den Kampf zur Verteidigung von Arbeitsplätzen zu organisieren, bietet die Gewerkschaftsbürokratie der Arbeiterklasse nur eine endlose Litanei chauvinistischer Rhetorik über britische Arbeitsplätze an, aber keinen Klassenkampf gegen die kapitalistische Ordnung, die die Welt in diese unheilvolle wirtschaftliche Lage brachte. Als die größten Autobauer der Welt zehntausende Entlassungen weltweit ankündigten, riefen die Unite-Bürokraten die Regierung dazu auf „die britische verarbeitende Industrie und den britischen Autosektor zu unterstützen“ (tgwu.org.uk). Als der deutsche Autobauer BMW im Februar in Cowley kurzerhand 850 Arbeiter feuerte, erklärte der stellvertretende Unite-Vorsitzende Tony Woodley seine Loyalität gegenüber dem britischen Kapitalismus und sagte: „Ich spreche nicht nur für meine Mitglieder, sondern ich denke auch für Britannien, wenn ich nach einem Treffen mit Ihrer Firma frage“ (unitetheunion.com).

Die britische Industrie gehört solange den blutsaugenden Kapitalisten, bis eine Arbeiterrevolution sie ihnen aus den Händen reißt. Die Arbeiterklasse hat kein Vaterland! Nationalistischer Protektionismus schützt keinen einzigen Arbeitsplatz, wovon Rover-Arbeiter ein Lied singen können, die von Woodley ausverkauft wurden. Als BMW im Jahr 2000 erklärte, dass sie sich aus Rover in Birmingham zurückziehen würden, führte Woodley eine chauvinistische antideutsche Kampagne mit Plakaten wie: „Wir haben zwei Weltkriege gewonnen – lasst uns den dritten gewinnen.“

Socialist Party suhlt sich im Sozialchauvinismus

Es ist nicht überraschend, dass Taaffes Socialist Party – die dafür berüchtigt ist, sich rückständigem Bewusstsein anzupassen – die Rolle als herausragende Sprecherin für diese reaktionären Proteste angenommen hat und mit der Lüge hausieren geht, dass diese Streiks sich nicht gegen Immigranten richteten. Keith Gibson, ein Mitglied der Socialist Party, war im Streikkomitee des Lindsey-Streiks. Bei einer öffentlichen Veranstaltung am 13. Februar in London behauptete er: „Wir verhinderten, dass diese Auseinandersetzung auf der Schiene des Rassismus lief, wie die Medien es wollten, und brachten sie auf eine klare Klassenschiene, durch Diskussionen mit anderen Mitgliedern der Socialist Party“ (Socialist, 19. Februar). Taaffe behauptet, dass die Losung „britische Jobs für britische Arbeiter“ eine „kleinere Sache bei dem Streik“ war (Socialism Today, März 2009), während ein Bericht über den Lindsey-Streik im Socialist (5. Februar) angab, dass die faschistische British National Party (BNP) „bei dem Streik abgeprallt ist“. Das ist nicht der Punkt. Warum hat die BNP den Streik unterstützt? Die Socialist Party trägt ihren Teil der Verantwortung dafür, eine chauvinistische Kampagne zu führen, die enthusiastische Unterstützung von der faschistischen BNP bekommt!

Das einzige Verdienst der Socialist Party im Lindsey-Streik war, die Forderung „britische Jobs für britische Arbeiter“ zu ersetzen durch: „Gewerkschaftliche Registrierung der arbeitslosen und ortsansässigen Facharbeiter, die Gewerkschaftsmitglieder sind, mit einem Vorschlagsrecht, wenn Arbeit zur Verfügung steht“. „Ortsansässige Gewerkschaftsmitglieder“ bedeutet in diesem Zusammenhang „britische Arbeiter“. Wie unser Artikel über den Streik bemerkte, haben andere Gruppen der Labour-treuen Linken wie Workers Power (in Deutschland: Gruppe Arbeitermacht) und die Socialist Workers Party (SWP, in Deutschland: Marx21 in der Linkspartei) es geschafft, eine richtige Position in Opposition zu den reaktionären Streiks einzunehmen. Für die SWP dauerte diese Opposition aber nicht lange. Während sie am Anfang des Streiks korrekterweise schrieben, dass „diese Streiks auf einem falschen Slogan basieren und auf die falschen Leute zielen“ (Socialist Worker, 31. Januar), zirkulieren sie jetzt eine Unterschriftenliste, die sowohl unaufrichtig als auch opportunistisch ist. Auf der einen Seite erklären sie:

„Die Losung ,britische Jobs für britische Arbeiter‘, die bei der Auseinandersetzung prominent wurde, kann nur zu tiefen Spaltungen in Arbeiterkreisen führen. Die Losung, wie sie von Gordon Brown in seiner Rede beim Labour-Parteitag 2007 aufgestellt wurde, wurde von den rechten Medien und der Nazi-BNP aufgenommen. Dies sind Kräfte, die der Gewerkschaftsbewegung immer erbittert feindlich gegenüberstanden.“

Jedoch fährt der Text fort: „Wir unterstützen die Forderungen des Streikkomitees der Lindsey-Ölraffinerie“ („Unite to fight for jobs petition“ [Unterschriftenliste: Einig im Kampf für Arbeitsplätze] auf petitiononline.com).

Diese Unterschriftenliste ist eine kriecherische Kapitulation vor der Socialist Party und der Gewerkschaftsbürokratie. Die wirkliche, gegen Ausländer gerichtete Bedeutung der Forderung der Streikenden von Lindsey für eine bevorzugte Einstellung von „ortsansässigen“ Gewerkschaftsmitgliedern wird unverkennbar in der Berichterstattung über den Streik im Unite Newsletter. Die Frühjahrsausgabe zitiert zustimmend Steven Bright, einen arbeitslosen Stahlbauer aus Newark, welcher „glaubt, dass ausländische Arbeiter Geld nach Hause schicken werden, statt es in der örtlichen Gemeinde auszugeben“, und der von der Regierung fordert, dass sie „verhindert, dass ausländische Arbeiter hierher kommen, um Arbeit zu tun, für die wir qualifiziert und verfügbar sind“. Der gleiche Artikel zitiert Simpson, dass es „eine Schande wäre, wenn britische Arbeiter davon ausgeschlossen wären, ihre eigenen Kraftwerke zu bauen“.

Wir bestehen darauf, dass es nicht das Anliegen der Gewerkschaftsbewegung sein darf, wen die Baufirmen anheuern, sondern zu welchem Lohn und unter welchen Bedingungen sie arbeiten. Ein wirklicher Streik würde die Versuche der Bosse durchkreuzen, das Lohnniveau und die Arbeitsbedingungen aller Arbeiter durch das Ausspielen von Arbeitern verschiedener Nationalität „nach unten auszugleichen“, indem gefordert wird: Volle Tariflöhne auf dem ortsüblichen Niveau, wer auch immer die Arbeit tut! Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

Ein Streik für Arbeitsplätze für alle in der Bauindustrie – d. h. immigrierte Arbeiter eingeschlossen – wäre notwendigerweise der gegenwärtigen Kampagne entgegengesetzt, deren wahres Gesicht sich am 24. Februar bei einem Staythorpe-Protest in Newark, Nottinghamshire, zeigte, als wenigstens ein Demonstrant den Union Jack trug und ein Teil der Demonstranten „Ausländer raus“ rief. Als ein Video der Demonstration auf YouTube erschien, sah sich die erbärmliche Socialist Party gezwungen, die Anwesenheit rassistischer Elemente zuzugeben, und schrieb: „Besorgniserregenderweise rief eine kleine Minderheit der Arbeiter an der Spitze der Demonstration ,Ausländer raus!‘ “ (socialist-party.org.uk, 4. März). Die Socialist Party, die Mitglieder vor Ort hatte, sagt nicht, dass diese auch nur einen Piep eines Protestes äußerten, geschweige denn, dass sie diese Typen aus der Demonstration schmissen. Es ist zu bemerken, dass die Unterschriftenliste, die von der SWP unterstützt wird, auch von prominenten Labour-„Linken“ und Gewerkschaftsbürokraten wie John McDonnell, Tony Woodley und Mark Serwotka unterschrieben wurde, aber nicht von Keith Gibson oder irgendeiner anderen prominenten Figur der Socialist Party. Das liegt wahrscheinlich an der (schwammigen) Opposition der Unterschriftenliste gegen „britische Jobs für britische Arbeiter“.

Konsequente Opposition gegen diese reaktionären Streiks erfordert ein revolutionär-internationalistisches Programm und die Perspektive, die multiethnische Arbeiterklasse in Britannien für einen Kampf zum revolutionären Sturz des rassistischen kapitalistischen Systems zu mobilisieren. Dies ist entgegengesetzt zu dem Programm der Socialist Party (und der SWP), deren „Sozialismus“ bloß das sozialdemokratische Programm der „alten“ Labour Party ist, das sich auf eine nationalisierte Industrie unter dem Kapitalismus verpflichtet, während der kapitalistische Staat erhalten bleibt. Der Reformismus von Labour ist von Natur aus protektionistisch, wie man heute krass sehen kann, wenn nach Nationalisierungen geschrieen wird, um „britische“ Arbeitsplätze zu sichern und die Verluste des britischen Kapitalismus zu minimieren.

Die Werktätigen in diesem Land brauchen eine Partei, die für ihre Klasseninteressen kämpft, eine Arbeiterpartei, die dem Ziel verpflichtet ist, das bankrotte kapitalistische System durch die sozialistische Revolution wegzufegen und die kapitalistische Ordnung weltweit zu stürzen. Wir kämpfen für eine multiethnische revolutionäre Arbeiterpartei, die Teil einer leninistisch-trotzkistischen Internationale ist. Durch die sozialistische Revolution wird ein Arbeiterstaat errichtet, dessen Herrschaft nicht durch ein Parlament, sondern durch Sowjets (oder Arbeiterräte) ausgeübt wird und der die Basis für eine rational geplante Wirtschaft legt, die für die Bedürfnisse produziert und nicht für den Profit. Das wiederum wird eine Entwicklung der Produktivkräfte ermöglichen, so dass Armut, Mangel und Not beseitigt werden und die Basis für eine egalitäre sozialistische Gesellschaft gelegt wird.

Für die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa!

Die weltweite Wirtschaftskrise hat zu tiefen Rissen in der Europäischen Union (EU) geführt. Dies war bei dem Notgipfel am 1. März offensichtlich, als der tschechische Ministerpräsident Mirek Topolanek, der gegenwärtig den rotierenden Vorsitz der EU innehält, Berichten zufolge vor Wut über den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy schäumte, als dieser vorschlug, dass der französischen Autoindustrie aus der Patsche geholfen wird, und diese dafür ihre Fabriken in Osteuropa schließen sollte, um in Frankreich zu produzieren. Ein Artikel in der Times vom Tag nach dem EU-Gipfel hatte die Überschrift: „Neuer ,Eiserner Vorhang‘ wird Europa in Reiche und Arme spalten“, und behauptete: „Zwanzig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer wurde westlichen Führern gestern gesagt, dass in den ,neuen‘ östlichen Ländern der Europäischen Union fünf Millionen Arbeitsplätze gefährdet sind, wenn es nicht eine radikale Rettungsaktion dafür gibt“ (Times, 2. März).

Als proletarische Internationalisten stehen wir in Gegnerschaft zur EU, einem imperialistischen Konsortium, geschaffen, um die Konkurrenzfähigkeit der europäischen Imperialisten gegenüber ihren Rivalen aus den USA und Japan zu erhöhen, während sie die Arbeiterklassen Europas ausquetschen, auch durch verschärften Rassismus gegen Minderheiten in der Arbeiterklasse. Wir waren auch gegen die Osterweiterung der EU in die früheren deformierten Arbeiterstaaten Osteuropas, die die europäischen Bourgeoisien mit einem wesentlich größeren Angebot sehr billiger Arbeit versorgte. Gleichzeitig lehnen wir die Arbeitsverbote der westeuropäischen Regierungen gegen Arbeiter der „neuen“ EU-Mitgliedsstaaten ab.

Die Osterweiterung der EU ist das Resultat der Konterrevolutionen, die von 1989 bis 1992 in Osteuropa und der Sowjetunion wüteten und die massive Arbeitslosigkeit und soziale Verelendung in diesen Ländern und der ganzen Welt hervorbrachten. Wir Trotzkisten von der Internationalen Kommunistischen Liga kämpften dafür, die Arbeiterklasse zur Verteidigung der Errungenschaften zu mobilisieren, die diese Staaten verkörperten. Diese historische Niederlage der Arbeiter und Unterdrückten wurde von der SWP und der Socialist Party unterstützt. Die Taaffe-Leute standen auf Jelzins Barrikaden: Die Schlagzeile der Titelseite ihrer Zeitung Rabotschaja Demokratija (Oktober 1991) trompetete: „Wo wir waren“, „Auf den Barrikaden in Moskau…“, „…und in Leningrad“ (siehe Spartakist Nr. 155, Sommer 2004).

Die schmutzige Rolle der Taaffe-Leute in der Kampagne für „britische Jobs“ hat dazu geführt, dass Workers Power aus der „Kampagne für eine neue Arbeiterpartei“ (CNWP) der Taaffe-Anhänger ausgetreten ist. Das war wirklich zu spät und zu wenig. Workers Power ging am 1. März, als eine Mehrheit der CNWP für einen Antrag der Socialist Party stimmte, der den Lindsey-Streik als „einen Sieg der Arbeiterklasse“ bejubelte. Erst dann dämmerte es den glücklosen Workers-Power-Leuten, dass die CNWP „zu wenig mehr geworden ist als einer Front für die SP und einem Kanal für ihre Politik“ (Workers Power online bulletin, 10. März).

Die gegenwärtige Kampagne für „britische Jobs“ zeigt ein akkurates Bild davon, was für eine „Neue Arbeiterpartei“ die Taaffe-Leute aufbauen wollen. Aber dies ist nicht wirklich neu. Die Politik der Taaffe-Anhänger – inklusive ihrer Unterstützung für die Konterrevolution in der früheren Sowjetunion, ihrer Loyalität zum „demokratischen“ britischen Imperialismus mit seinen Polizisten und Gefängniswärtern sowie dem Sozialchauvinismus – ist integraler Bestandteil des Labour-Reformismus. Auch Workers Power teilt dieses Programm. Wie die Taaffe-Leute war auch Workers Power auf Jelzins Barrikaden für die Konterrevolution in Moskau 1991. 2006 spaltete sich Workers Power, und die meisten ihrer Gründungskader bildeten die Permanent Revolution Group, die heute schamlos die Streiks für „britische Jobs“ unterstützt. Workers Power hat ständig Labour bei Wahlen unterstützt, nach der Spaltung haben beide Flügel diese Tradition hochgehalten. Als die „alte“ Labour-Partei 1969 an der Regierung war, schickte sie britische Truppen nach Nordirland, um die brutale, anti-katholische Royal Ulster Constabulary, die britische Kolonialpolizei in Nordirland, zu verstärken. In den 1970er-Jahren führte Labour niederträchtige Maßnahmen gegen Immigranten in Britannien ein. In dieser Tradition hat die Socialist Party sich jahrzehntelang geweigert, den Abzug der britischen Truppen aus Nordirland zu fordern.

In Britannien kann eine revolutionäre Partei nur durch Opposition zum Reformismus der Labour Party aufgebaut werden, der für mehr als ein Jahrhundert dazu diente, die Arbeiterklasse an ihre kapitalistischen Ausbeuter zu binden. Tony Blair begann den Prozess der Neugestaltung der Labour Party, weg von dem, was Lenin eine „bürgerliche Arbeiterpartei“ nannte. Labour hat heute schon einen gehörigen Weg zurückgelegt, eine offen bürgerliche Partei zu werden, und ist als reformistische Partei dem Tode geweiht. Peter Taaffe beschreibt die Wandlung von Labour unter Blair mit der Behauptung, dass „Führer wie Tony Blair in Britannien und ihre sozialdemokratischen Cousins in Europa und anderswo … ganz und gar auf die Seite der Bourgeoisie übergingen in der Folge des Zusammenbruch des Stalinismus“ (Socialism Today, März 2009).

Im Gegensatz zur Darstellung von Taaffe gingen die Führer der sozialdemokratischen Parteien bereits im August 1914, beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs, „ganz und gar“ auf die Seite der Bourgeoisie über. Die Führer der sozialdemokratischen Parteien wurden Sozialchauvinisten, wie Lenin sie nannte, weil sie die Arbeiterklasse hinter ihre „eigene“ Bourgeoisie geführt hatten. Das ist eine treffende Charakterisierung der Taaffe-Leute heute. Lenin kämpfte unnachgiebig dafür, die Arbeiterklassenbasis dieser Parteien durch eine politische Spaltung wegzubrechen von dem sozialchauvinistischen Lager der Arbeiterbewegung, dem Lager von Labour. Er schrieb:

Der politische Inhalt des Opportunismus und des Sozialchauvinismus ist derselbe: Zusammenarbeit der Klassen, Verzicht auf die Diktatur des Proletariats, Verzicht auf die revolutionäre Aktion, rücksichtslose Anerkennung der bürgerlichen Legalität, Misstrauen dem Proletariat, Vertrauen der Bourgeoisie gegenüber. Der Sozialchauvinismus ist die direkte Weiterführung und Vollendung der englischen liberalen Arbeiterpolitik“ („Der Opportunismus und der Zusammenbruch der II. Internationale“, 1916).

Die IKL widmet sich der Aufgabe, durch unnachgiebigen Kampf gegen die Sozialdemokratie Trotzkis Vierte Internationale wiederzuschmieden, das notwendige Instrument im Kampf für neue Oktoberrevolutionen. Während die Welt heute erneut von einer Wirtschaftskrise zerrissen wird, heizen sich die Rivalitäten zwischen den wetteifernden imperialistischen Mächten auf. Das Proletariat muss von dem Programm internationaler Solidarität und internationalen Kampfes inspiriert werden, das Karl Marx und Friedrich Engels vor mehr als 160 Jahren auf das Banner der kommunistischen Bewegung geschrieben haben: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“

 

Spartakist Nr. 177

Spartakist Nr. 177

Mai 2009

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