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Spartakist Nummer 173

September 2008

Trotzkismus kontra Castroismus

Verteidigt die Kubanische Revolution!

Für proletarische politische Revolution gegen die stalinistische Bürokratie!

Der nachfolgende Artikel ist übersetzt aus Workers Vanguard Nr. 915 (23. Mai 2008), Zeitung der Spartacist League/U.S., amerikanische Sektion der IKL.

Von dem Tage an, als die Regierung Fidel Castros 1960 die Kapitalistenklasse auf Kuba enteignete und einen bürokratisch deformierten Arbeiterstaat errichtete, hat die herrschende Klasse der USA unermüdlich daran gearbeitet, die Kubanische Revolution zu stürzen und die Diktatur der Bourgeoisie wiederherzustellen – von der Invasion in der Playa Girón (Schweinebucht) bis zu wiederholten Versuchen, Castro zu ermorden; von der finanziellen Unterstützung konterrevolutionärer Terroristen in Miami bis zum anhaltenden Wirtschaftsembargo. Die Beseitigung kapitalistischer Klassenherrschaft in Kuba hat enorme Errungenschaften für seine arbeitende Bevölkerung hervorgebracht. Die zentralisierte Planwirtschaft garantierte jedem Arbeit, anständigen Wohnraum, Lebensmittel und Bildung. Kubaner erfreuen sich heute einer der höchsten Alphabetisierungsraten in der gesamten Welt. Die Revolution kam besonders Frauen zugute: Die Dominanz der katholischen Kirche wurde gebrochen und Abtreibung ist eine kostenlose medizinische Dienstleistung. Trotz der lähmenden Auswirkungen der US-Blockade ist das kostenlose Gesundheitssystem bei weitem das beste von allen wirtschaftlich unterentwickelten Ländern. Die Kindersterblichkeitsrate ist niedriger als in Teilen der „Ersten Welt“, und Kuba hat pro Kopf mehr Ärzte und Lehrer als so ziemlich der ganze Rest der Welt.

Als Trotzkisten (d. h. wirkliche Marxisten) sind wir für die bedingungslose militärische Verteidigung des kubanischen deformierten Arbeiterstaats gegen imperialistische Angriffe und kapitalistische Konterrevolution – genauso wie für die anderen verbliebenen deformierten Arbeiterstaaten China, Nordkorea und Vietnam. Wir sind gegen das US-Wirtschaftsembargo, eine unverhohlene Kriegshandlung, und fordern den sofortigen Abzug der US-Truppen aus Guantánamo Bay. Wir unterstützen vollkommen das Recht Kubas, mit kapitalistischen Staaten Handel zu treiben und diplomatische Beziehungen zu unterhalten. Jedoch sehen wir auch, dass ein Flügel der US-Imperialisten, der durch Politiker wie den Demokraten Barack Obama vertreten wird, darauf abzielt, das Handelsembargo und die diplomatische Isolierung Kubas zu entschärfen, um so den kubanischen deformierten Arbeiterstaat effektiver zu unterwandern. Das ist schon seit geraumer Zeit die Politik der westeuropäischen und kanadischen Herrscher. Unsere Verteidigung der Kubanischen Revolution basiert auf unserem proletarischen Internationalismus, was ganz wesentlich den Kampf für sozialistische Revolution in den USA und anderen fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern umfasst.

Das von Fidel Castro angeführte kubanische Regime, das jetzt von seinem Bruder Raúl gelenkt wird, ist von Grund auf nationalistisch; es folgt dem stalinistischen Dogma vom Aufbau des „Sozialismus in einem Lande“ und verneint damit die Notwendigkeit einer internationalen proletarischen Revolution, nicht nur in anderen lateinamerikanischen Ländern, sondern ganz besonders in der fortgeschrittenen kapitalistischen Welt, einschließlich der Vereinigten Staaten. Wie wir weiter unten erklären werden, war das kubanische Regime wiederholt gegen den notwendigen Sturz der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse, so im Fall von Chile oder Nicaragua.

Das kubanische Regime ist qualitativ dem Regime ähnlich, das in der Sowjetunion entstand, nachdem die stalinistische Bürokratie die politische Macht in einer 1924 beginnenden und sich in den folgenden Jahren verfestigenden politischen Konterrevolution an sich riss. Nach der Kubanischen Revolution kämpfte die Revolutionary Tendency (RT – Revolutionäre Tendenz) in der US-amerikanischen Socialist Workers Party (SWP – Sozialistische Arbeiterpartei) für dieses programmatische Verständnis gegen die Mehrheit der SWP, die unkritisch die klassenfremden Kräfte der von Castro und Che Guevara geführten kleinbürgerlichen Guerillas mit offenen Armen begrüßte. Die RT und ihr Nachfolger, die Spartacist League, waren einzigartig in ihrem Beharren darauf, dass Kuba im Sommer und Herbst des Jahres 1960 zu einem bürokratisch deformierten Arbeiterstaat geworden war. Ein weiteres Fortschreiten in Richtung Sozialismus würde eine weitere Revolution erfordern, nämlich eine proletarisch-politische Revolution, die die Castro-Bürokratie hinwegfegen, Organe der Arbeiterdemokratie schaffen und ein revolutionär-internationalistisches Regime einsetzen würde. Wie ein von der RT an die SWP-Konferenz von 1963 eingereichtes Dokument feststellte:

„Die Kubanische Revolution hat das weit reichende Eindringen des Revisionismus in unsere Bewegung bloßgelegt. Unter dem Vorwand einer Verteidigung der Kubanischen Revolution, für unsere Bewegung an und für sich obligatorisch, hat man das Castro-Regime bedingungslos und unkritisch unterstützt trotz seines kleinbürgerlichen Charakters und seines bürokratischen Vorgehens. Dabei ist die Gegnerschaft dieses Regimes gegenüber den demokratischen Rechten der kubanischen Arbeiter und Bauern weiterhin offensichtlich: der bürokratische Rauswurf demokratisch gewählter Führer der Arbeiterbewegung aus ihren Positionen, um sie durch stalinistische Mietlinge zu ersetzen; die Unterdrückung der trotzkistischen Presse; Proklamierung eines Einparteiensystems und dergleichen noch viel mehr. Seite an Seite damit existieren die ursprünglichen ungeheuren sozialen und wirtschaftlichen Errungenschaften der Kubanischen Revolution. Deswegen sind die Trotzkisten sowohl die kampfbereitesten wie auch die bedingungslosesten Verteidiger der Kubanischen Revolution und des aus ihr entstandenen deformierten Arbeiterstaates gegen den Imperialismus. Trotzkisten geben aber keinerlei Vertrauen oder politische Unterstützung (auch nicht der allerkritischsten Art) an ein Regime, das den elementarsten Prinzipien und Bräuchen der Arbeiterdemokratie feindlich gegenübersteht, selbst wenn wir rein taktisch anders als bei einer schon gefestigten bürokratischen Kaste vorgehen.“ („Vorwärts zur Wiedergeburt der Vierten Internationale“, Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 24, Sommer 2004, überarbeitete Fassung der ursprünglichen deutschen Übersetzung, erschienen in Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 1, Frühling 1974)

Diese trotzkistische Analyse und dieses trotzkistische Programm bestehen seit 45 Jahren den Test der Zeit. Die meisten Pseudotrotzkisten begeisterten sich für Castro; ein paar wenige, wie die Socialist Labour League (Sozialistischer Arbeiterbund) des verstorbenen Gerry Healy im Britannien der 60er-Jahre, leugneten, dass der Kapitalismus in Kuba gestürzt wurde. Doch die, die noch gestern die Werbetrommel für verschiedene stalinistische Bürokraten rührten, mischten später bei den antikommunistischen Kreuzzügen der Imperialisten für „Demokratie“ mit. So schloss sich die SWP, die schon seit langem explizit dem Trotzkismus abschwört, zusammen mit ihren Abkömmlingen wie Socialist Action und ihren ehemaligen internationalen Verbündeten im Vereinigten Sekretariat (VS) der Kampagne des US-Imperialismus an, die Sowjetunion zu zerstören, und alle unterstützten offen die Kräfte der antikommunistischen Reaktion. So auch die Militant-Tendenz von Ted Grant, Vorläuferorganisation der Internationalen Marxistischen Tendenz (IMT), geführt von Alan Woods, die sich heute als die „Trotzkisten“ in Kuba darstellt. Was das heutige Kuba angeht, so geben alle diese Kräfte entweder dem Castro-Regime weiterhin politische Unterstützung oder, schlimmer noch, greifen es von rechts an.

Die Frage des Trotzkismus und der Rolle Leo Trotzkis selbst, der neben Lenin 1917 die Oktoberrevolution führte, wurde in den letzten Jahren zum Gegenstand einiger Diskussionen in akademischen und anderen Kreisen auf Kuba. Zum Beispiel fand vor vier Jahren in dem kubanischen Magazin Temas (Nr. 39/40, Oktober–Dezember 2004) eine Debatte zum Thema „Warum zerfiel der osteuropäische Sozialismus?“ statt, in der sich mehrere Teilnehmer positiv auf Trotzkis Kritik am Anwachsen der stalinistischen Bürokratie bezogen. Anfang des Jahres wurde Trotzkis wegweisendes Buch Die Verratene Revolution, das den Aufstieg des Stalinismus analysiert, auf der Buchmesse von Havanna einer dichtgedrängten Menschenmenge vorgestellt. Celia Hart – die Tochter von Haydee Santamaria und Armando Hart, zwei historischen Führern der Kubanischen Revolution – hat auf der Insel als selbsterklärte Unterstützerin sowohl des Trotzkismus als auch des kubanischen Regimes publiziert und gesprochen.

Es ist äußerst wichtig, dass Jugendliche und andere, die einen wirklich revolutionären Weg suchen, das revolutionäre internationalistische Programm des Trotzkismus studieren und sich aneignen, das im scharfen Gegensatz zum Revisionismus von SWP, Socialist Action, VS, IMT usw. steht. Das erfordert einen Rückblick auf Trotzkis Theorie der permanenten Revolution und die wirkliche Geschichte der Kubanischen Revolution und des Castro-Regimes.

Der Kampf für Trotzkismus in der SWP

Nach dem Sieg von Castros Kräften 1959 vergötterte die SWP-Mehrheit Castro und Guevara als „unbewusste Trotzkisten“. Woche für Woche druckte die SWP-Zeitung Militant unkritisch deren Reden ab. Der SWP zufolge hatte sich Kuba von einer „Arbeiter- und Bauernregierung“ zu einem gesunden Arbeiterstaat entwickelt, von qualitativ demselben Rang wie der sowjetische Arbeiterstaat unter Lenin und Trotzki. Wie die RT in einem Dokument von 1960 bemerkte, war dies eine „,Arbeiter- und Bauernregierung‘, in der es keine Arbeiter oder Bauern und keine Vertreter unabhängiger Arbeiter- oder Bauernparteien gibt!“ („The Cuban Revolution and Marxist Theory“ [Die Kubanische Revolution und marxistische Theorie], abgedruckt in Marxist Bulletin Nr. 8)

Die Linie der SWP zur Kubanischen Revolution spiegelte eine Welle des Revisionismus ein Jahrzehnt vorher in der Vierten Internationale (VI) wider. Die VI, die unter Trotzkis Führung 1938 gegründet wurde, war unter dem Einfluss der Umstürze des Kapitalismus unter stalinistischer Führung nach dem Zweiten Weltkrieg schwerwiegend desorientiert. Mao Zedongs bäuerliche Volksbefreiungsarmee entriss 1949 der kollabierenden bürgerlichen Guomindang Chiang Kai-sheks die Macht, was zur Errichtung eines deformierten Arbeiterstaats führte. Ähnliche auf die Bauernschaft gestützte und von Stalinisten geführte soziale Umwälzungen triumphierten in Jugoslawien, Nordkorea und Nordvietnam (1975 nach dem Sieg der vietnamesischen Arbeiter und Bauern über den US-Imperialismus auf den Süden ausgeweitet). In mehreren Staaten Ost- und Mitteleuropas wurde der Kapitalismus nach dem Zweiten Weltkrieg unter sowjetischer Besatzung gestürzt. Obwohl in jedem dieser verschiedenen Länder unterschiedliche Prozesse stattfanden, hatten sie alle eine Gemeinsamkeit: das Fehlen eines Kampfes der Arbeiterklasse um die Staatsmacht. Das Ergebnis war die Schaffung von bürokratisch deformierten Arbeiterstaaten.

Jedoch antwortete Michel Pablo, der damalige Führer der VI, auf die sozialen Umwälzungen nach dem Krieg mit einer Zurückweisung der zentralen Bedeutung einer bewussten revolutionären Führung. Pablo behauptete, dass „der objektive Prozess … letztlich der einzige entscheidende Faktor“ sei. Angeblich stellte die „objektive Dynamik“ ein zunehmend günstiges Kräfteverhältnis sicher, und in diesem Kontext „besteht weiterhin unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit, dass die Kommunistischen Parteien sich eine annähernd revolutionäre Orientierung geben“. Pablo sah „Jahrhunderte“ deformierter Arbeiterstaaten voraus. Die Trotzkisten wurden dazu degradiert, sich in verschiedene stalinistische oder sozialdemokratische Parteien zu liquidieren oder bestenfalls als Druckgruppen auf diese einzuwirken. Dieser Revisionismus führte 1951–53 zur Zerstörung der Vierten Internationale. Die pabloistischen Revisionisten wurden von der SWP und ihrem Führer James Cannon bekämpft, wenn auch verspätet, partiell und im Wesentlichen auf dem nationalen Terrain der SWP. 1953 spalteten die SWP und andere anti-pabloistische Kräfte international von Pablo (siehe „Ursprünge des Pabloismus“, Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 3, März 1975).

Doch mit der sich entfaltenden Kubanischen Revolution versöhnte sich dann die SWP mit Pablos Revisionismus und führte eine „Wiedervereinigung“ mit Pablos Schützlingen im „Internationalen Sekretariat“ durch. Das Gründungsdokument des „Vereinigten Sekretariats der Vierten Internationale“ verkündete:

„Wie I. F. Stone, der scharfsinnige radikale amerikanische Journalist, nach einer Kuba-Reise beobachtete, sind die Revolutionäre dort ,unbewusste‘ Trotzkisten. Mit dem Erreichen des vollen Bewusstseins unter diesen und ähnlichen Strömungen wird Trotzkismus eine machtvolle Strömung werden.“ („Dynamics of World Revolution Today“ [Dynamik der Weltrevolution heute], 1963)

Die SWP behauptete und erwartete, dass bäuerlicher Guerillakrieg die Welle der Zukunft und das entscheidende Mittel zum Umsturz des Kapitalismus sein würde, und schrieb:

„Im Laufe einer Revolution, die mit einfachen demokratischen Forderungen beginnt und zum Bruch kapitalistischer Eigentumsverhältnisse führt, kann ein von landlosen Bauern und halbproletarischen Kräften ausgetragener Guerilla-Krieg unter einer Führung, die sich entschließt, die Revolution bis zu Ende durchzuführen, entscheidend beitragen zur Unterminierung einer kolonialen oder halbkolonialen Macht bzw. sogar deren Untergang auslösen. Dies gehört zu den Hauptlehren der Erfahrung seit dem Zweiten Weltkrieg und muss bewusst in die Strategie zum Aufbau revolutionärer marxistischer Parteien in Kolonialländern eingebaut werden.“ (Politisches Komitee der SWP, „For Early Reunification of the World Trotskyist Movement“ [Für eine baldige Wiedervereinigung der trotzkistischen Weltbewegung], in Discussion Bulletin der SWP, Bd. 24, Nr. 9, April 1963)

Im Gegensatz zur SWP-Mehrheit behauptete die Revolutionäre Tendenz in ihrem programmatischen Dokument „Vorwärts zur Wiedergeburt der Vierten Internationale, Resolutionsantrag über die Weltbewegung“, das der SWP-Konferenz 1963 vorgelegt wurde:

„Die Ereignisse seit dem Zweiten Weltkrieg haben bewiesen, dass ein Guerillakrieg mit bäuerlicher Basis und unter kleinbürgerlicher Führung bestenfalls ein antiproletarisches, bürokratisches Regime hervorbringen kann. Solche Regime entstanden unter den Bedingungen des Niedergangs des Imperialismus, der Demoralisierung und Desorientierung durch den wiederholten Verrat der Stalinisten und des Fehlens einer revolutionär-marxistischen Führung der Arbeiterklasse. Die koloniale Revolution bekommt erst unter einer solchen Führung des revolutionären Proletariats einen eindeutig progressiven Charakter. Wenn Trotzkisten also Revisionismus in Bezug auf die proletarische Führung der Revolution in ihre Strategie einführen, dann ist das eine fundamentale Leugnung des Marxismus-Leninismus, egal wie viele noch so fromme Wünsche dabei über den „Aufbau revolutionär-marxistischer Parteien in Kolonialländern“ geäußert werden. Marxisten müssen sich der abenteuerlichen Bejahung des bäuerlichen Guerilla-Wegs zum Sozialismus – historisch verwandt mit dem von Lenin bekämpften taktischen Programm der Sozialrevolutionäre – entschlossen entgegenstellen. Diese Alternative wäre selbstmörderisch für die sozialistischen Ziele der Bewegung und unter Umständen auch für die Abenteurer selbst.“

Die SWP zerfledderte bewusst Trotzkis Theorie der permanenten Revolution, die den Weg zur nationalen und sozialen Befreiung in Ländern mit kombinierter und ungleichmäßiger Entwicklung aufzeigt. In solchen Ländern ist die nationale Bourgeoisie durch Millionen Fäden an die Imperialisten gebunden und fürchtet das Proletariat. Deshalb ist sie nicht in der Lage, die Aufgaben zu erledigen, die historisch mit den klassischen bürgerlichen Revolutionen Englands und Frankreichs im 17. und 18. Jahrhundert in Verbindung gebracht werden. Der einzige Weg vorwärts ist, wie Trotzki in Die permanente Revolution (1930) darlegte, der Kampf für die „Diktatur des Proletariats als des Führers der unterdrückten Nation und vor allem ihrer Bauernmassen“. Die Diktatur des Proletariats würde nicht nur demokratische, sondern auch sozialistische Aufgaben wie die Kollektivierung der Wirtschaft auf die Tagesordnung setzen und somit der internationalen sozialistischen Revolution einen mächtigen Impuls geben. Nur der Sieg des Proletariats in der fortgeschrittenen kapitalistischen Welt würde eine Sicherheit gegen bürgerliche Restauration geben und die Möglichkeit sichern, den sozialistischen Aufbau zum Abschluss zu bringen.

Trotzkis Theorie wurde von der Russischen Revolution vom Oktober 1917 bestätigt. Unter der Führung der bolschewistischen Partei Lenins und Trotzkis stürzten die revolutionären Arbeiter, unterstützt von der Bauernschaft, die Herrschaft der Kapitalisten und Grundbesitzer. Die entscheidende Kraft im Aufstand waren die Roten Garden, die Arbeitermiliz, sowie Militäreinheiten unter dem Kommando von Soldaten- und Matrosenräten, die von den Bolschewiki geführt wurden. Der bürgerliche Staat wurde zerschlagen und durch einen Arbeiterstaat ersetzt, der sich auf Massenorgane der Arbeiterdemokratie stützte, auf die gewählten Sowjets (Räte) der Arbeiter, Soldaten und Bauern. Die Gründung der Kommunistischen Internationale 1919 drückte das Verständnis der Bolschewiki aus, dass die Russische Revolution nur die erste, rückgängig machbare Episode der sozialistischen Weltrevolution war. (Siehe „The Development and Extension of Leon Trotsky’s Theory of Permanent Revolution“ [Die Entwicklung und Ausweitung von Leo Trotzkis Theorie der permanenten Revolution], in der IKL-Broschüre vom April 2008.)

Die Kubanische Revolution

Unter dem Diktator Fulgencio Batista hing Kuba im Wesentlichen am Tropf der amerikanischen Mafia und der United Fruit Company (siehe z. B. den Film Der Pate: Teil Zwei). Als Fidel Castros Bewegung des 26. Juli am 1. Januar 1959 Havanna erreichte, verjagte sie die Überbleibsel der Armee Batistas, der von den Massen zutiefst verachtet wurde, von den Oberschichten der kubanischen Gesellschaft isoliert war und letzten Endes von den US-Imperialisten fallengelassen wurde. Die Kommandeure der Rebellenarmee waren kleinbürgerliche Intellektuelle, deren frühere direkte Verbindungen zu oppositionellen bürgerlich-liberalen Elementen im Verlauf des Guerillakriegs unterbrochen wurden und die somit zeitweise von der Bourgeoisie autonom waren.

Die ursprüngliche Regierungskoalition mit liberalen bürgerlichen Politikern kam im Kontext eines zerschlagenen alten bürgerlichen Staatsapparates zustande. Castro selbst war 1952 ein Parlamentskandidat der bürgerlichen Ortodoxo-Partei. Das Sierra-Maestra-Manifest, das 1957 von der Bewegung des 26. Juli herausgegeben wurde, schlug „unabhängige und demokratische Wahlen“ vor, die von einer „provisorischen neutralen Regierung“ organisiert werden sollten, und rief dazu auf, „die Armee von der Politik zu entflechten“, und forderte Pressefreiheit, Industrialisierung und eine Landreform auf der Grundlage des Prinzips „Land den Bauern“ (im Gegensatz zu kollektiver Landwirtschaft) – nichts von alledem bedrohte die Herrschaft der Kapitalisten.

Die ersten Maßnahmen der kleinbürgerlichen Castro-Regierung waren das Verbot des Glücksspiels, die Unterdrückung der Prostitution und die Beschlagnahmung des Besitzes von Batista und seinen Schützlingen. Darauf folgte eine bescheidene Bodenreform im Rahmen der bürgerlichen Verfassung von 1940. In dieser Periode verneinte Castro nicht nur jedwede revolutionäre Absichten; er verurteilte explizit den Kommunismus. Im Mai 1959 bezog sich Castro auf den Kommunismus als ein System, „das das wirtschaftliche Problem löst, das aber die Freiheiten, die dem Menschen so wertvoll sind, und von denen ich weiß, dass das kubanische Volk sie fühlt, unterdrückt“ (zitiert in Theodore Draper, Castroism: Theory and Practice [Castroismus: Theorie und Praxis], 1965). Das reichte jedoch nicht aus, den antikommunistischen Flügel seiner eigenen Bewegung zufriedenzustellen. Im Juni 1959 schmiss Castro die internen Gegner der Bodenreform aus der Bewegung des 26. Juli hinaus.

Die neue kubanische Regierung wurde auch mit den zunehmenden Versuchen des US-Imperialismus konfrontiert, sie durch wirtschaftlichen Druck auf Linie zu bringen, wobei die Eisenhower-Administration voller Verachtung keinerlei Versuch unternahm, die neue Regierung zu kooptieren. Dem folgte ein Prozess von Schlag und Gegenschlag, in dem die kubanischen Führer auf jeden imperialistischen Angriff mit zunehmend radikaleren Maßnahmen antworteten. Als Eisenhower im Januar 1960 versuchte, die kubanische Zuckerquote zu senken, unterzeichnete Castro ein Abkommen mit dem sowjetischen Vizepremier Mikojan, wonach die UdSSR jährlich eine Million Tonnen Zucker von Kuba bezog. Die Weigerung der im imperialistischen Besitz befindlichen Ölraffinerien, russisches Rohöl zu bearbeiten, sowie Eisenhowers Abschaffung der Zuckerquote führten zu Castros Nationalisierung von US-Eigentum auf Kuba im August 1960, einschließlich der Zuckerraffinerien, Ölfirmen, Elektrizitätswerke und der Telefongesellschaft. Im Oktober nationalisierte die Regierung alle Banken und 382 Firmen, was 80 Prozent der Industrie des Landes entsprach. Mit diesen tiefgreifenden Nationalisierungen, die die Bourgeoisie als Klasse liquidierten, wurde Kuba ein deformierter Arbeiterstaat.

Die Herausbildung eines Arbeiterstaates war auf keinen Fall das notwendige Ergebnis des Sieges der Rebellenarmee im Januar 1959. Die Existenz des sowjetischen degenerierten Arbeiterstaates lieferte ein Modell und, was wichtiger ist, die materielle Unterstützung, die dieses Ergebnis möglich machte. Jedoch war die Bildung des deformierten Arbeiterstaates Kuba nicht das Produkt des Bündnisses mit der Sowjetunion, sondern Ergebnis eines Prozesses innerhalb Kubas selbst. Ein weiterer kritischer Faktor in der Schaffung eines deformierten Arbeiterstaates war die Tatsache, dass das Proletariat kein Anwärter für die Macht war.

Hätte es eine klassenbewusste, kämpferische Arbeiterklasse gegeben, dann hätte sie die kleinbürgerlichen Guerilla-Kräfte polarisiert und einige auf die Seite der Arbeiter gezogen, während sie andere zur Seite der Bourgeoisie hin abgestoßen hätte. Das passierte 1917 in Russland, als die Bolschewiki die Unterstützung der Masse der Bauernschaft gewannen, während die rechte Führung der bäuerlichen Partei der Sozialrevolutionäre die Seite der kapitalistischen Kerenski-Regierung bezog. Doch in Kuba war die wesentliche Arbeiterpartei, die stalinistische Sozialistische Volkspartei (PSP), mit der bürgerlichen Ordnung und Legalität verheiratet. Die PSP verurteilte Castros Angriff auf die Moncada-Kaserne 1953 als „putschistische Methoden“. Noch im Juni 1958 rief das Nationalkomitee der PSP zu einem Ende der Gewalt auf und für eine Beilegung des Kampfes „durch das Mittel demokratischer und sauberer Wahlen, die von allen respektiert werden, durch die das Volk effektiv mittels der Stimmabgabe entscheiden kann und deren Ergebnisse ehrwürdig anerkannt werden“.

Die kubanische Situation war eine Ausnahme: In den meisten Fällen steht am Ende eines Sieges von kleinbürgerlichen Nationalisten, dass diese ihre Verbindungen mit der bürgerlichen Ordnung wiederherstellen. So zum Beispiel im Falle Algeriens nach dem Sieg der radikal auftretenden kleinbürgerlichen FLN nach einem lang andauernden Unabhängigkeitskrieg gegen die französischen Imperialisten. Ein Schlüsselfaktor in der Beibehaltung Algeriens als französische Neokolonie war die Umsetzung einer versöhnlerischeren Politik gegenüber den siegreichen algerischen Rebellen seitens der De-Gaulle-Regierung, mit den Evian-Verträgen von 1962. Den Ausgang der Kubanischen Revolution als Ergebnis marxistischer Voraussicht und Absichten seitens der Castroisten anzusehen ist absurd. Der bürgerliche Historiker Theodore Draper kommentierte in Bezug auf die Castro/Guevara-„Theorie“ des Bauernkriegs: „Die kubanische Theorie war eine Rechtfertigung ex post facto [im Nachhinein] einer improvisierten Antwort auf Ereignisse, die außerhalb Castros Kontrolle lagen.“

Die Kubanische Revolution hat wieder einmal gezeigt, dass es keinen „dritten Weg“ zwischen der Diktatur des Kapitals und der Diktatur des Proletariats gibt. In diesem Sinne bestätigte sie die Theorie der permanenten Revolution. Jedoch ist der Kern von Trotzkis Theorie die Notwendigkeit eines bewussten Proletariats, geführt von seiner Avantgarde, an der Spitze aller Unterdrückten im Kampf um die Macht und die internationale Ausweitung der Revolution. Die herrschende Schicht des deformierten Arbeiterstaats Kuba ist eine parasitäre Bürokratie, geschaffen durch eine Fusion von Elementen aus der alten Bewegung des 26. Juli und der PSP (die passender Weise bald Moskau-freundliche Typen wie Aníbal Escalante heraussäuberte, der als loyal zu einem anderen „Sozialismus in einem Lande“ galt). Die Kubanische Revolution bestätigte auf eine neue Weise Trotzkis Feststellung, dass die stalinistische Bürokratie – ein Transmissionsriemen für den Druck der bürgerlichen Weltordnung in den Arbeiterstaat hinein – eine widersprüchliche kleinbürgerliche Formation ist. Wie wir 1973 im Vorwort von Marxist Bulletin Nr. 8 (siehe: Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 5, Mai 1977) schrieben:

„Der entscheidende Teil der Castroisten konnte den Übergang zur Führung eines deformierten Arbeiterstaates vollziehen, weil er, da der egalitäre Charakter und die proletarische Demokratie eines direkt durch die arbeitende Bevölkerung erkämpften Staates fehlten, über seine eigenen radikal-kleinbürgerlichen sozialen Gelüsten niemals hinausgehen oder sie grundlegend verändern, sondern sie lediglich transformieren und umorientieren musste.“

Der Kampf für Arbeiterdemokratie

Die SWP und das VS rechtfertigten offen die Unterdrückung der kubanischen Arbeiterklasse und Linker, einschließlich der kubanischen Trotzkisten, seitens der Castro-Regierung. Die SWP und das VS verwischten den qualitativen Unterschied zwischen einem gesunden Arbeiterstaat, in dem die Arbeiterklasse die politische Macht besitzt, und einem deformierten Arbeiterstaat, in dem die politische Macht in den Händen einer Bürokratie ist. Obwohl SWP-Führer wie Joseph Hansen ab und an einmal zugaben, dass „Formen der Arbeiterdemokratie“ fehlten, wurde das als geringer Makel angesehen; und so oder so würde „die objektive Dynamik“ die Castroisten „unausweichlich“ dazu veranlassen, einsichtig zu sein. Das spiegelte sich in einer Stellungnahme von Adolfo Gilly, einem Unterstützer der mexikanischen Pabloisten, wider. Obwohl er erklärte, dass „Kuba beeinflusst wurde von bürokratischen Methoden und der Nichtbeteiligung von Arbeitern, was es auch in anderen sozialistischen Ländern gibt“, entschuldigte Gilly dennoch die Bürokratie, indem er die Schlussfolgerung zog, „es [gebe] heute kein anderes Land, in dem es mehr Demokratie gibt als in Kuba“ und dass „es der Druck von unten [sei], der an jedem Punkt entscheidend ist und sich aufdrängt und auf diese Weise den Weg der Kubanischen Revolution selbst breiter macht“ (Monthly Review, Oktober 1964). Mehr als vierzig Jahre sind vorbei, und wir warten noch immer!

Bequemerweise versuchten die SWP und das VS, die ganze Schuld am stalinistischen Bürokratismus den PSP-Kadern in die Schuhe zu schieben und Castro und Guevara insbesondere als „unbewusste Trotzkisten“ darzustellen. Socialist Action (Februar 2008) behauptet seinerseits, „Che war von seinem Konzept der permanenten Revolution motiviert, als er Kuba verliess, entschlossen, seinen Teil bei der Schaffung von ,zwei, drei, vielen Vietnams‘ beizutragen.“ Peter Taaffe, Führer des Komitees für eine Arbeiterinternationale, behauptete neulich, dass „Castro zugespitzt verneint – fälschlicherweise, wie Celia Hart angedeutet hat –, dass Che Guevara ,trotzkistische Sympathien‘ hegte.“ Castro sollte es wissen. In seiner Autobiografie (mitverfasst von Ignacio Ramonet) antwortete Castro auf die Frage eines Reporters bezüglich Guevara: „Ich habe ihn nie wirklich über Trotzki reden hören. Er war ein Leninist und bis zu einem gewissen Grade erkannte er sogar die Vorzüge von Stalin – du weißt schon, Industrialisierung und solcherlei Dinge“ (My Life: A Spoken Autobiography [Mein Leben: Eine gesprochene Autobiografie], 2007).

Zwar war Guevara ein mutiger Mensch, der im Kampf für seine Überzeugungen starb, aber sein bäuerlicher Guerillakampf war dem Leninismus und Trotzkis permanenter Revolution entgegen gesetzt, deren Voraussetzung der proletarische Internationalismus ist. Wie wir in „The Mystique of the Guerilla Road“ [Die Mystik des Guerilla-Weges] (Workers Vanguard Nr. 630, 6. Oktober 1995) erklärten:

„Trotz des revolutionären Geistes von Guevaras Schlachtruf gegen den Imperialismus war sein Aufruf zu einem bäuerlichen Guerillakrieg an vielen Fronten eine glatte Zurückweisung des Marxismus, des Leninismus und des proletarischen Kampfes um die Macht… Sein politisches Programm war grundlegend elitär, da er schlichtweg verneinte, dass die arbeitenden Menschen ihre Stimme und Macht durch ihre eigenen Klassenorgane wie Arbeiterräte (Sowjets) ausdrücken müssten. Stattdessen sollten sich die Massen der Führung einer selbsternannten Bande kleinbürgerlicher radikaler Intellektueller unterordnen, die zu Guerilleros wurden und in die Berge zogen.“

Wegen seiner zahlenmäßigen Größe, seiner Lage in den städtischen Finanz- und Produktionszentren und seiner strategischen Position mit den Händen an den Produktionsmitteln, wo die allgemeine Erfahrung der Arbeiter Solidarität und Organisation erzeugt, hat das Proletariat auf einzigartige Weise die soziale Macht und das Klasseninteresse, den Kapitalismus zu stürzen. Als Masse kleiner Produzenten ist die Bauernschaft eine kleinbürgerliche Schicht, deren Existenzbedingungen eine beschränkte Sichtweise mit sich bringen. Ihre untere Schicht, die landlosen Bauern, wird von der Arbeiterklasse angezogen, während es die höhere Schicht eher zur Bourgeoisie zieht. Ihre produktive Arbeit basiert auf dem Privatbesitz von Landparzellen; Bauern haben keine unabhängige Produktionsweise. Sie folgen entweder dem Proletariat oder der Bourgeoisie.

Unter den denkbar vorteilhaftesten Bedingungen war die kleinbürgerliche Bauernschaft nur in der Lage, einen bürokratisch deformierten Arbeiterstaat zu schaffen. Mit der Zerstörung des sowjetischen degenerierten Arbeiterstaats und dem damit einhergehenden Wegfall eines jederzeit vorhandenen Rettungsankers gegen imperialistische Umzingelung, wurde die historisch gesehen enge Öffnung, in der kleinbürgerliche Kräfte in der Lage waren, die lokale kapitalistische Herrschaft zu stürzen, in der jetzigen Periode geschlossen.

Guevara verachtete die Arbeiterdemokratie. In seinem Aufsatz „Die Rolle einer marxistisch-leninistischen Partei“ behauptete er, dass die Guerilla-Führer in „den Bergen“ „von der Ideologie her proletarisch“ waren, während diejenigen in „der Ebene“ (sprich: in den Städten) kleinbürgerlich waren. Daraus leitete er ab: „Die Befreiungsarmee ist die legitime Vertreterin der siegreichen Revolution.“ Guevaras Politik war eine besonders idealistische und voluntaristische Sorte des Stalinismus. In „Der Sozialismus und der Mensch auf Kuba“ (1965) argumentierte er, dass die Produktivität der Arbeiter besser durch „moralischen Ansporn“ als durch materiellen stimuliert werden könne und tat somit das Verlangen der Arbeiter nach einem anständigen Lebensniveau als bürgerlich ab. Indem er eine proletarisch-internationalistische Perspektive ablehnte, akzeptierte Guevara den Rahmen des „Aufbaus des Sozialismus“ auf einer kleinen, armen und belagerten Insel. Trotzkisten verstehen, dass nur die Ausweitung der Revolution auf die fortgeschrittenen kapitalistischen Länder das Problem des materiellen Mangels lösen kann. Guevara bezeichnete Trotzkis Gründung der Linken Opposition gegen Stalins politische Usurpation der Revolution explizit als „konterrevolutionär“.

Kuba war anfangs für das Eingreifen von Trotzkisten offener als andere deformierte Arbeiterstaaten, da die herrschende Bürokratie gerade erst im Prozess ihrer Herausbildung war. Das spiegelte sich in der Tatsache wider, dass es für eine gewisse Zeit einer trotzkistischen Gruppe erlaubt war, aktiv zu sein. Die Miliz, die Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDR) und die Gewerkschaften hatten alle eine Massenbasis. Das war eine kurzlebige Öffnung, aber eine, die ausgelotet werden musste. Die RT gab daher dem Programm der politischen Revolution für Kuba eine Übergangsformulierung, indem sie forderte: „Macht die Regierungsminister verantwortlich gegenüber und abwählbar von den demokratischen Organisationen der Arbeiter und Bauern.“

Eine Wasserscheide im Verhärtungsprozess der Bürokratie war die Verhaftung von Mitgliedern der kubanischen trotzkistischen Organisation, der Revolutionären Arbeiterpartei (POR), die Teil einer von Juan Posadas geführten internationalen Tendenz war. Im Mai 1961 beschlagnahmte die Regierung in Havanna die POR-Zeitung Voz Proletaria und zertrümmerte die Druckplatten für eine Ausgabe von Trotzkis Die permanente Revolution. Ab November 1963 wurden fünf führende POR-Mitglieder verhaftet. Ihnen wurde die Verbreitung einer illegalen Zeitung vorgeworfen, die Befürwortung des Sturzes der Regierung und dass sie Kritik an Fidel Castro übten. Sie wurden zu Haftstrafen von bis zu neun Jahren verurteilt; letzten Endes verbrachten sie bis zu anderthalb Jahre im Gefängnis. Guevara wurde 1964 von einem durch Kuba reisenden Spartacist-Unterstützer wegen der Verhaftungen konfrontiert. Unser Genosse verwies darauf, dass man mit der Kritik von Leuten, die für die bedingungslose Verteidigung der Revolution stünden, politisch umgehen muss, statt ihre Ansichten zu unterdrücken. Guevara antwortete:

„Ich stimme mit deiner Erklärung überein, aber die kubanischen Trotzkisten sind nicht innerhalb der Revolution, sondern nur ,Spalter‘… Ich werde nicht sagen, dass sie CIA-Agenten sind – das wissen wir nicht. Sie sind nicht dafür bekannt, die Revolution zu unterstützen.“ („Freedom for Cuban Trotskyists!“ [Freiheit für kubanische Trotzkisten], Spartacist, englische Ausgabe Nr. 3, Januar/Februar 1965)

Das war eine gezielte Verleumdung. Die verhafteten Mitglieder der POR waren Teilnehmer an allen Aktivitäten der Revolution vor 1959, als die Stalinisten noch immer abwarteten, wer gewinnen würde. Andrés Alfonso kämpfte im Untergrund gegen Batista, während Ricardo Ferrera in der Rebellenarmee kämpfte, seit er 16 war. Die POR hatte Gewerkschaftsmitglieder; Mitglieder im CDR und der Miliz mobilisierten für die Verteidigung Kubas während der Raketenkrise im Oktober 1962. Der „unbewusste Trotzkist“ Guevara war tatsächlich ein bewusster Verfolger der Trotzkisten. Beim Drängen auf eine einzige vereinte (stalinistische) Partei auf Kuba griff er die POR-Genossen 1961 zu mehreren verschiedenen Anlässen an.

Ungeachtet politischer Differenzen war die Spartacist-Tendenz die erste Organisation – außer den Posadisten selbst –, die die kubanischen Trotzkisten verteidigte und deren Fall an die Weltöffentlichkeit brachte. Sich an die Castroisten anbiedernd, verlor die SWP-Führung kein Wort über die Verhaftung, bis die POR-Mitglieder entlassen wurden, nachdem sie eine Kapitulationserklärung unterzeichneten, der zufolge sie ihre Organisation auflösen würden. Die verächtliche Behandlung der kubanischen Trotzkisten seitens der SWP und Konsorten erinnerte an das Schweigen der Pabloisten, als Mao Jahre zuvor die chinesischen Trotzkisten inhaftierte.

Für proletarischen Internationalismus!

Einer der zentralen Grundsätze der permanenten Revolution – und eine scharfe Trennlinie zwischen Trotzkismus und Stalinismus – ist die Notwendigkeit, die Revolution eines halbkolonialen Landes auf die fortgeschrittene kapitalistische Welt auszuweiten. Das folgt aus dem Verständnis, dass eine Planwirtschaft auf internationaler Ebene notwendig ist, die die materiell am weitesten entwickelten Gesellschaften mit einschließen muss. Die Arbeiterstaaten sind nicht nur durch imperialistische Militärintervention bedroht, sondern noch viel wesentlicher durch imperialistische wirtschaftliche Durchdringung und das qualitativ höhere Produktivitätsniveau in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern.

Lenin stellte fest: „Solange Kapitalismus und Sozialismus geblieben sind, können wir nicht im Frieden leben: der eine oder andere wird letzten Endes siegen; entweder wird man der Sowjetrepublik Totenmessen singen oder aber dem Weltkapitalismus“ (zitiert aus Trotzki, Die Geschichte der Russischen Revolution). Der katastrophale Kollaps der Sowjetunion, die von Jahrzehnten stalinistischer Misswirtschaft und Verrat unterminiert war, bestätigte die Sinnlosigkeit des Versuchs, „Sozialismus in einem Lande“ aufzubauen. Wie viel mehr trifft dies auf das winzige Kuba zu!

Die nationalistischen stalinistischen Bürokratien verfolgen ihre eigenen Absprachen mit den Imperialisten, auch auf Kosten anderer Arbeiterstaaten (wie die chinesisch-sowjetische Spaltung in den 60er-Jahren zeigte). Im Gegenzug für sowjetische wirtschaftliche und militärische Hilfe unterstützte Castro generell international die Kreml-Linie. Doch der sowjetische Führer Nikita Chruschtschow machte während der Raketenkrise 1962 seine Bereitschaft, einen separaten Deal mit dem US-Imperialismus auf Kosten Kubas abzuschließen, völlig klar, als er in Reaktion auf US-Drohungen sowjetische Raketen aus Kuba abzog. Eine Erklärung der RT von damals verurteilte „die konterrevolutionäre Rolle“ der „Kremlbürokraten“ in der kubanischen Raketenkrise und stellte fest: „Die falsche Politik der Castro-Führung, ihr politischer Block mit den Stalinisten, hat diese Verteidigung stark unterminiert“ („Declaration on the Cuban Crisis“ [Erklärung zur Kuba-Krise], 30. November 1962, abgedruckt in Marxist Bulletin Nr. 3, Teil I).

Im Gegensatz zu dem von vielen Linken verbreiteten Mythos war die kubanische Linie nicht „internationalistischer“, solange Guevara lebte. So bot 1961 die von Che Guevara geführte kubanische Delegation auf der Konferenz in Punta del Este (Uruguay) den US-Imperialisten Entspannung an. Laut John Gerassi in The Great Fear in Latin America [Die große Furcht in Lateinamerika] (1965) sagte Guevara: „Wir können nicht versprechen, dass wir unser Beispiel nicht exportieren werden, wie die Vereinigten Staaten das von uns fordern, weil ein Beispiel eine Frage des Geistes ist und ein geistiges Element Grenzen überschreiten kann. Aber wir werden unsere Garantie geben, dass keine Waffen von Kuba transportiert werden, die für Kämpfe in irgendeinem lateinamerikanischen Land vorgesehen sind.“

Die Unterstützung der kubanischen Regierung für ländliche Guerillakriege in bestimmten Gebieten Lateinamerikas, hauptsächlich in den Jahren 1964–67, war in der Tat sehr wählerisch. Die Castroisten unterstützten verschiedene „demokratische“ nationalistische bürgerliche Regime in Lateinamerika, von denen sie sich vorstellten, dass sie ein Gegengewicht zu den Imperialisten darstellen würden. Kubas Außenpolitik folgt der Logik von Stalins „Sozialismus in einem Land“, d. h. Gegnerschaft zur internationalen Revolution in der Hoffnung, die Feindseligkeiten der Imperialisten zu beschwichtigen und kapitalistischen Regimen Auftrieb zu geben, die bereit sind, mit dem eigenen nichtkapitalistischen Staat „befreundet“ zu sein. Insbesondere unterstützte Castro die nationalistischen Regime von Jânio Quadros und João Goulart in Brasilien Anfang der 60er-Jahre. 1969 begrüßte Castro die peruanische Militärjunta als „eine Gruppe progressiver Offiziere, die eine revolutionäre Rolle spielen“.

Doch der größte Verrat kam mit Fidels politischer Unterstützung für Salvador Allendes Unidad Popular in Chile. Castro leugnete die Notwendigkeit für Revolution und befürwortete den „parlamentarischen Weg zum Sozialismus“ als er 1971 erklärte: „Es gab niemals einen Widerspruch zwischen den Konzepten der Kubanischen Revolution und dem Weg, den die linke Bewegung und die Arbeiterparteien in Chile beschreiten.“ Allendes Volksfront-Koalition mit kapitalistischen chilenischen Parteien entwaffnete die Arbeiterklasse politisch, von der verlangt wurde, ihr Vertrauen in die „verfassungstreue“ Armee und die „demokratische“ Bourgeoisie zu setzen. Das Ergebnis dieses Verrats war der blutige Militärputsch von Pinochet am 11. September 1973 und das Massaker an über 30 000 Gewerkschaftern, Linken und anderen.

Als die nicaraguanischen Massen 1979 die Somoza-Diktatur zerschlugen, lag der kapitalistische Staat in Trümmern, was den Weg zur sozialen Revolution öffnete. Wir sagten: „Nicaragua: Verteidigt, vollendet die Revolution! Weitet sie aus!“ Doch Castro riet damals der Sandinista-Regierung, „die frühen Fehler zu vermeiden, die wir in Kuba gemacht haben: die politische Ablehnung durch den Westen, voreilige frontale Angriffe auf die Bourgeoisie, wirtschaftliche Isolierung“. Unter einer „gemischten Wirtschaft“ und dem Druck der CIA-unterstützten „Contras“ war die nicaraguanische Bourgeoisie in der Lage, ein Jahrzehnt später die Kontrolle wiederzuerlangen und die Revolution niederzuschlagen.

Heute ist es der kapitalistische starke Mann in Venezuela, Hugo Chávez, den Castro als den neuen Revolutionär für das 21. Jahrhundert hochhält. Für jene, die auf der Insel leben, mag das reizvoll klingen. Seit 2003 hat Chávez schätzungsweise vier Milliarden Dollar in verschiedene Bereiche der kubanischen Landwirtschaft, Industrie, Dienstleistung und Infrastruktur investiert. 2006 kam Venezuela für 35,4 Prozent des gesamten kubanischen Handelsvolumens auf. In seinem eigenen Land schöpfte Chávez etwas von den enormen Profiten ab, die durch die steigenden Ölpreise entstanden, um eine Reihe von sozialen Maßnahmen zu finanzieren.

Als Marxisten rufen wir im Falle eines von den USA gesponserten Putsches, wie 2002, zur militärischen Verteidigung des Chávez-Regimes auf. Jedoch geben wir Chávez keine politische Unterstützung. Die reformistische Linke vertieft die Illusionen, dass Venezuela „sozialistisch“ sei oder auf dem Weg zum Sozialismus. Jedoch gibt es einen qualitativen Unterschied zwischen Kuba und Venezuela. In Kuba wurde der bürgerliche Staat zerschlagen und die Bourgeoisie als Klasse enteignet. Chávez kam durch einen Prozess von bürgerlichen Wahlen an die Macht und herrscht an der Spitze eines kapitalistischen Staats. Die venezolanische Bourgeoisie ist quicklebendig und die Imperialisten machen weiterhin gute Geschäfte mit Venezuela. Obwohl Chávez den Staatsanteil an Industrien wie Öl, Elektrizität, Stahl- und Zementproduktion erhöhte, stellen diese stückweisen Nationalisierungen keine Bedrohung für das kapitalistische Privateigentum dar. Solche Maßnahmen wurden typischerweise von anderen lateinamerikanischen Populisten durchgeführt, wie in den 30er-Jahren von Lázaro Cárdenas in Mexiko, in den 40er- und 50er-Jahren von Juan Perón in Argentinien und in den 50er-Jahren von Gamal Abdel Nasser in Ägypten. Als ehemaliger Armee-Oberst ist Chávez ein bonapartistischer Herrscher, der populistische Maßnahmen benutzt, nicht um eine soziale Revolution herbeizuführen, sondern um sie abzuwenden – indem er die mittellosen Massen fester an den venezolanischen kapitalistischen Staat bindet.

Pro-Castro-Linke führen regelmäßig Kubas Interventionen in Afrika als Beweis seines Internationalismus an. Nach dem Niedergang des portugiesischen Kolonialismus in Afrika 1974/75 wurde Angola von mörderischen Konflikten zwischen rivalisierenden nationalistischen Kräften heimgesucht, bei denen Marxisten keine Seite hatten. Aber als die südafrikanische Apartheid-Armee, unterstützt von den USA, in Angola einmarschierte, schickte Kuba mit Unterstützung der Sowjets Truppen, die an der Seite der angolanischen Nationalisten der MPLA kämpften und es schafften, die südafrikanischen Streitkräfte und deren angolanische Verbündete zu zerschlagen. Obwohl wir die MPLA politisch nicht unterstützten, bezogen wir militärisch eine Seite mit der MPLA, den kubanischen Streitkräften und deren sowjetischen Ratgebern in diesem Stellvertreterkrieg mit den US-Imperialisten.

Die heroischen Kämpfe, die von den kubanischen Truppen geführt wurden, zerschmetterten den Mythos der Unverletzlichkeit der Apartheid-Armee und halfen, die Revolten in Soweto 1976 und andere Kämpfe der unterdrückten schwarzen Massen Südafrikas zu inspirieren. Jedoch ist es wichtig anzumerken, dass der Sturz des Kapitalismus in Afrika niemals das Ziel der kubanischen oder sowjetischen Stalinisten war. So wie sie das korrupte bürgerliche Regime der MPLA in Angola finanzierten, unterstützten Kuba und die UdSSR seit den 70er-Jahren auch die brutale Diktatur von Mengistu in Äthiopien. In Südafrika, das das größte Proletariat Afrikas südlich der Sahara besitzt, haben die Stalinisten seit 1928 eine Allianz mit dem bürgerlichen African National Congress (ANC) unterstützt. Heute ist das Apartheid-Regime weg, aber die schwarzen Massen bleiben am Boden der Gesellschaft unter einem Neo-Apartheid-Regime, das vom ANC, der Südafrikanischen Kommunistischen Partei und den Spitzen der COSATU-Gewerkschaftsföderation verwaltet wird.

Obwohl Kuba seit fast einem halben Jahrhundert den Feindseligkeiten des US-Imperialismus ausgesetzt ist, macht Castros Autobiografie seinen Appetit auf „Entspannung“ mittels eines „fortschrittlichen“ Flügels des amerikanischen Imperialismus – d. h. die Demokratische Partei – klar. Es gibt reichlich wohlmeinende Anmerkungen zu Präsidenten von der Demokratischen Partei. „[Franklin Delano] Roosevelt war meiner Meinung nach einer der besten Staatsmänner, die unser Nachbar im Norden jemals hatte.“ „Ich hatte immer eine hohe Meinung von [Jimmy] Carter als Ehrenmann, ein ethischer Mensch. Seine Politik gegenüber Kuba war konstruktiv.“ Von seinem Interviewer befragt, ob Clinton (der zweimal das Embargo gegen Kuba verschärfte) „konstruktiver“ war, antwortet Castro: „Ja, er war nicht sonderlich fordernd. Aber Clinton beerbte diese ganze Gemeinschaft, er beerbte all die Kampagnen, die gegen Kuba geführt wurden, und es gab wenig, was er tun konnte, um sich anständiger zu benehmen.“ Selbst Kennedy – mit der Invasion in der Schweinebucht und dem ganzen Drum und Dran – wird entschuldigt: „Ich denke, dass Kennedy ein Mann von großem Enthusiasmus war, sehr intelligent, mit persönlichem Charisma, der versuchte, positive Dinge zu tun… Er gab 1961 grünes Licht für die Invasion am Playa Girón, doch wurde diese Operation nicht von ihm vorbereitet – sie wurde von der vorherigen Eisenhower-Nixon-Administration zusammengestellt.“ Castro folgt in den Fußstapfen der Kreml-Stalinisten und der Kommunistischen Partei der USA, die seit den Tagen von Franklin Delano Roosevelt hauptsächlich die kapitalistische Demokratische Partei unterstützten.

Die nachsowjetische Welt

Wie immer besonders feinfühlig, was die kleinbürgerliche öffentliche Meinung angeht, trommelten die Pabloisten bei den ersten Anzeichen des zweiten Kalten Kriegs in den späten 70er-Jahren zum Rückzug von ihrem früheren Enthusiasmus für bäuerlichen Guerillakampf. Sie stimmten für die Einsetzung der antikommunistischsten Volksfront-Regierungen, wie die des französischen „Sozialisten“ Mitterrand 1981. Die imperialistische Kampagne für „Demokratie“ und „Menschenrechte“ nachplappernd, unterstützten sie jeden beliebigen Gegner der sowjetischen Regierung. Das schloss die Unterstützung der polnischen Solidarność in den 80er-Jahren mit ein, die die Speerspitze der kapitalistischen Konterrevolution in Osteuropa bildete. In den USA übernahm Socialist Action sogar das Logo von Solidarność für den Titel ihrer Zeitung. Der verstorbene Ernest Mandel, Führer des VS, bejubelte diese klerikalen Reaktionäre, die von der CIA und dem Vatikan unterstützt wurden, als „die besten Sozialisten der Welt“.

Im Nachhinein pries das VS sogar die estnischen Nazis von den „Waldbrüdern“ als „Freiheitskämpfer“ an. VS-Gruppen, wie auch die Militant-Tendenz von Peter Taaffe und Alan Woods, heulten mit den imperialistischen Wölfen und unterstützten Boris Jelzins konterrevolutionären Putsch 1991 in Moskau. Heute bejubelt die reformistische Linke den von der CIA unterstützten Dalai Lama und die „Free-Tibet“-Bewegung gegen den deformierten Arbeiterstaat China.

Wir von der Internationalen Kommunistischen Liga kämpften bis zum Schluss gegen Konterrevolution in der ehemaligen UdSSR und in Ost- und Mitteleuropa, so wie es Trotzki von seinen Unterstützern forderte. Im Kontrast zur Weigerung der vorgeblichen Trotzkisten, die UdSSR im Gefolge der sowjetischen Intervention, die im Dezember 1979 begann, gegen die von der CIA bewaffneten Mudschaheddin zu verteidigen, sagten wir: „Hoch die Rote Armee in Afghanistan! Für die Ausweitung der sozialen Errungenschaften der Oktoberrevolution auf die afghanischen Völker!“ In einer Erklärung von 1991 appellierten wir an sowjetische Arbeiter: „Zerschlagt Jelzins und Bushs Konterrevolution!“ Wir riefen das Proletariat dazu auf, Sowjets mit dem Programm des bolschewistischen Internationalismus zu bilden. 1989/90 in der DDR waren wir einmalig mit unserer Opposition zur kapitalistischen Wiedervereinigung, als das zerfallende stalinistische Regime der SED-PDS jammerte, dass die kapitalistische Restauration in einer humanen Art und Weise vollzogen werden sollte. Wir riefen zu einem roten Rätedeutschland auf – durch politische Revolution in der DDR und sozialistische Revolution in Westdeutschland. Wir initiierten eine massive Mobilisierung, die dann von der SED-PDS unterstützt wurde, in Berlins Treptower Park am 3. Januar 1990 gegen die faschistische Schändung des sowjetischen Ehrenmals und zur Verteidigung der UdSSR und der DDR. Es war das erste Mal seit den Zeiten von Trotzkis Linker Opposition in den späten 20er-Jahren in Russland, dass Trotzkisten von einer öffentlichen Rednerbühne in einem Arbeiterstaat sprachen.

Die Zerstörung der UdSSR hatte verheerende Folgen für Kuba. Die kubanische Wirtschaft wurde von der UdSSR kräftig subventioniert; in den 80er-Jahren machte das bis zu 36 Prozent des kubanischen Nationaleinkommens aus. Die kubanische Wirtschaft machte eine dramatische Schrumpfung durch, mit einem starken Fall des Wirtschaftsaufkommens pro Kopf um 40 Prozent bis 1993. Das bedeutete Stromausfall, Mangel an Waren des täglichen Bedarfs und eine knappe Nahrungsmittelrationierung für die kubanische Bevölkerung in einer Zeit, die als „besondere Periode in Friedenszeiten“ bekannt ist. Als Reaktion darauf führte die Regierung eine Reihe von „Marktreformen“ ein, unter anderem die Legalisierung des Besitzes und Umtausches der US-Währung. Diese „Dollarisierung“ führte zu scharfen und wachsenden Einkommensunterschieden, die Frauen und schwarze Kubaner am härtesten trafen. In den jüngsten Jahren versuchte die Regierung die Abhängigkeit von imperialistischen Investitionen zu reduzieren, indem sie neue Handelsabkommen mit Chávez’ Venezuela und mit China abschloss. Doch die wirtschaftliche Situation bleibt für die meisten Kubaner düster, die gezwungen sind, selbst viele Alltagswaren auf dem Schwarzmarkt zu erstehen.

Der ehemalige US-Präsident Carter reiste 2002 nach Kuba, bestrebt, das US-Embargo zu lockern und somit eine wirtschaftliche Durchdringung der Insel zu ermöglichen. Auf dieser Reise verlieh Carter der Varela-Petition Vorschub, die von pro-imperialistischen Dissidenten ins Leben gerufen wurde und Forderungen nach dem Recht für privates Unternehmertum, Amnestie der politischen Gefangenen und „freie Wahlen“ enthält.

Der Ruf nach „freien Wahlen“ ist ein Aufruf, „bürgerliche Demokratie“ gegen den kubanischen Arbeiterstaat zu unterstützen, d. h. Konterrevolution. Wir sind für Arbeiterdemokratie. Wie 1964 der Spartacist-Unterstützer gegenüber Guevara klar machte, sind wir für das Recht aller Tendenzen, die die Errungenschaften der Kubanischen Revolution verteidigen, sich politisch zu organisieren. Die Arbeiterklasse muss ihre Herrschaft durch Sowjets ausüben. Wir verurteilen jene wie Olivier Besancenot, ein prominenter Sprecher für die französische Ligue communiste révolutionnaire, die führende Sektion des VS, der dieses Jahr seine Unterstützung für „freie Wahlen“ auf Kuba erklärte.

Zu ihrer Ehre unterstützt die kubanische Regierung das Anliegen von Mumia Abu-Jamal, Amerikas bekanntestem politischen Gefangenen in der Todeszelle. Jedoch übt Kuba die Todesstrafe aus, auch wenn Raúl Castro neulich die Todesurteile von fast allen Gefangenen in Kubas Todeszellen umgewandelt hat. Wir sind aus Prinzip gegen die Todesstrafe, in Kuba und China ebenso wie in kapitalistischen Ländern. Als 2003 drei Bootsentführer hingerichtet wurden, versuchten die Pro-Castro-Kriecher von Socialist Action das zu rechtfertigen, indem sie auf die Hinrichtungen hinwiesen, die von den Bolschewiki während des Bürgerkriegs ausgeführt wurden. Wir antworteten in Workers Vanguard Nr. 805 (6. Juni 2003):

„Marxisten – die Bolschewiki eingeschlossen – sind gegen die barbarische Institution der Todesstrafe. Die Bolschewiki führten einen revolutionären Terror zur Verteidigung des neuen Arbeiterstaats durch, mit dem Verständnis, dass der Krieg gegen die Konterrevolution eine vorübergehende Episode sein würde, die vorübergehende und drastische Maßnahmen erfordert. Doch das Strafgesetz war eine dauerhaftere Einrichtung des proletarischen Staates. Als die Todesstrafe 1922, anstatt nur ein Kriegsakt zu sein, zu einem Teil des Strafgesetzes gemacht wurde, war dieser Schritt nur als vorübergehende Maßnahme vorgesehen… Und wie so viele andere Maßnahmen, die nur vorübergehend vom jungen Arbeiterstaat angewandt wurden, wurden diese Maßnahmen mit der stalinistischen politischen Konterrevolution dauerhaft gemacht und in das groteskeste Gegenteil von dem verkehrt, was die Bolschewiki im Sinn hatten.“

Die Hinrichtung der Bootsentführer war kein Fall von beschleunigter Justiz einer Arbeiterregierung in einer Bürgerkriegssituation. Wir wissen sehr genau, dass die Castro-Regierung ihren prosozialistischen Gegnern Unterdrückung widerfahren lässt, einschließlich der Trotzkisten in den 60er-Jahren. Und es war im Namen der „Verteidigung der Revolution“, dass Castro 1989 die Hinrichtung von General Ochoa, einem Kriegshelden in Angola, anordnete – nach einem stalinistischen Schauprozess, der an die Moskauer Säuberungen in den späten 30er-Jahren erinnerte.

Wir unterstützen Maßnahmen, die zur Verteidigung der Kubanischen Revolution unternommen werden, einschließlich der Inhaftierung jener „Dissidenten“, die aktiv mit dem US-Imperialismus zusammenarbeiten. Aber wir geben nichts auf die Fähigkeit der Bürokratie, die Konterrevolutionäre wegzufegen. Castros Einladung an Carter diente nur der Ermutigung der Reaktionäre, so wie das andauernde Suchen nach „Entspannung“ mit dem Imperialismus den kubanischen Arbeiterstaat unterminiert. Das Wesentliche dessen, was wir 1965 in unserem Artikel „Freedom for Cuban Trotskyists!“ geschrieben haben, bleibt auch heute wahr:

„Die Kubanische Revolution muss ihre gegenwärtige nationalistische Ideologie von ,friedlicher Koexistenz‘ ersetzen … durch eine revolutionäre Außenpolitik, eine Orientierung auf die lateinamerikanische Revolution, um konkret die revolutionäre Bewegung in Lateinamerika als Teil einer Weltbewegung aufzubauen und ihr Führung zu geben. Intern die Errichtung von wirklicher Arbeiterdemokratie, die Schaffung von Sowjets – Arbeiterräten –, gewählte vertretende Organe der Arbeitermacht, und die Wiederherstellung des reichen internen Lebens, das für jede revolutionäre Bewegung zur Niederringung von Bürokratie lebensnotwendig ist.“

Revolutionäre in den USA, der Bastion des Weltimperialismus, haben eine besondere Pflicht, Kuba gegen kapitalistische Restauration und den US-Imperialismus zu verteidigen. Wir kämpfen für die Schmiedung einer revolutionären Arbeiterpartei, Sektion einer wiedergeschmiedeten Vierten Internationale, die der multirassischen Arbeiterklasse in den USA das Verständnis gibt, dass die Verteidigung der Kubanischen Revolution ein integraler Bestandteil ihres Kampfes gegen die amerikanischen kapitalistischen Ausbeuter und für den Kampf für sozialistische Revolution ist. Verteidigt die Kubanische Revolution! Für proletarisch-politische Revolution, um die Bahn zum Sozialismus frei zu machen! Für neue Oktoberrevolutionen!

 

Spartakist Nr. 173

Spartakist Nr. 173

September 2008

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