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Spartakist Nummer 173

September 2008

Brief: Das Ungenießbare verteidigt das Unbeschreibliche

Der nachfolgende Brief wurde zuerst in Workers Vanguard Nr. 913 (25. April 2008) veröffentlicht.

11. April 2008

Liebe Genossen,

die Internationale Bolschewistische Tendenz (BT) konnte in ihrem reichhaltigen Lügenarsenal gegen unsere Organisation offensichtlich nicht genügend Munition finden, um auf The Logan Dossier zu antworten, in dem die erwiesenermaßen nur allzu wahren Verbrechen des internationalen BT-Führers Bill Logan gründlich dokumentiert sind. Durch einstimmigen Beschluss der Delegierten unserer ersten internationalen Konferenz wurde Logan 1979 aus unserer internationalen Tendenz ausgeschlossen als ein „erwiesenermaßen massiver Lügner und sexueller Soziopath, der das Privatleben von Genossen manipulierte aus Gründen der Machtpolitik und seiner eigenen anomalen Gelüste und Zwangsvorstellungen, das Ganze verkleidet als Marxismus“. Dreißig Jahre danach kommt die BT jetzt mit der Anklage, dass es „in dem Antrag, der Bills Ausschluss motivierte, eindeutig einen Hauch von Homophobie“ gegeben habe! Diese böswillige ganz neue Erfindung steht in der Einleitung zum BT-Artikel „On the Logan Show Trial“ [Über den Logan-Schauprozess]. Sie dient dem nicht so subtilen Zweck, gezielt davon abzulenken, dass die BT auf das massenhafte Beweismaterial für die grausamen, sadistischen und kultähnlichen Praktiken, die Logan Mitte der 70er-Jahre als nationaler Vorsitzender unserer australischen Sektion ausübte und die in dem fast 200 Seiten umfassenden Logan-Dossier zusammengestellt sind, ganz bewusst nicht eingeht.

Die Beschuldigung, wir seien „homophob“, wird sicherlich ein Schock sein für die Gefühle derjenigen Linken, Feministen und anderen, die uns wegen unserer direkten und recht grundlegenden Opposition gegen die Einmischung des kapitalistischen Staates in einvernehmliche sexuelle Beziehungen jedweder Art als „Kinderschänder“ und Schlimmeres verleumdet haben. Dass die BT „anomale Gelüste und Zwangsvorstellungen“ mit Homosexualität in Verbindung bringt, sagt schon einiges über ihre eigene Haltung zur Homosexualität. Dazu passt auch die verächtliche Gleichgültigkeit dieses Vereins gegenüber dem Kampf gegen besondere Unterdrückung, von seiner höhnischen Anprangerung einer Gedenkveranstaltung, die wir 1985 für die Überlebenden des Bombenangriffs der Polizei und des FBI auf die MOVE-Organisation in Philadelphia organisierten – elf Schwarze wurden getötet, darunter fünf Kinder –, bis zu seiner von kanadischem Ahornblatt-Chauvinismus triefenden Opposition gegen die Unabhängigkeit von Quebec.

Unsere Verteidigung der vom bürgerlichen Staat Verfolgten, zu denen auch die North American Man/Boy Love Association gehört, bringt unsere kommunistische Zielsetzung zum Ausdruck. 1977 führte die Spartacist League/U.S. eine einzigartige Fusion mit der Red Flag Union durch, einem Kollektiv, das sich aus dem neulinken Schwulenbefreiungsmilieu entwickelt hatte; und Anfang der 70er-Jahre wurden eine Reihe von Aktivistinnen der East Oakland Women sowie andere auf dem linken Flügel der feministischen Frauenbewegung für unser kommunistisches Programm der Frauenbefreiung gewonnen.

Bill Logan wurde ausgeschlossen, weil er die Antithese all dessen war, was für die befreienden Ziele des Kommunismus wesentlich ist. So schrieben wir im Vorwort zum Logan-Dossier (abgedruckt in Spartakist Nr. 169, Winter 2007/2008):

„Wir streben nach einer Gesellschaft, in der alle Formen von sozialer Unterdrückung, Ausbeutung und Erniedrigung – die verzerrten Nebenprodukte materiellen Mangels – der Vergangenheit angehören. Zu diesem Zweck wollen wir dem Proletariat – obwohl es von der deformierenden kapitalistischen Klassenherrschaft geprägt ist – seine historische Rolle als Totengräber des kapitalistischen Systems, und der Klassengesellschaft insgesamt, bewusst machen. Machtpolitik, Verlogenheit und sexuelle Manipulation sind die Antithese dazu. Die leninistische Partei beansprucht ein Monopol auf die politischen Aktivitäten derjenigen, die sich unserer Bewegung anschließen. Umso stärker ziehen wir eine klare Grenze gegen Einmischung ins persönliche Leben von Genossen. Getrieben durch das Streben nach Macht und Kontrolle war Logan ein bösartiger Strippenzieher, der sadistisch zerstörerisch auf das persönliche Leben von Menschen einwirkte – indem er Menschen dazu brachte, zusammen zu leben, die das nicht wollten; indem er Menschen, die zusammen leben wollten, zur Trennung trieb. In unserer Bewegung ist kein Platz für Gestalten wie William King Logan.“

Zum Zeitpunkt von Logans Prozess hatte oder erweckte niemand, auch Logan selbst nicht, irgendwie den Eindruck, dass Logan schwul sei. Im Gegenteil, von ihrer Erscheinung und Einstellung her waren er und seine Partnerin Adaire der Inbegriff von prüden, verklemmten presbyterianischen Missionaren, ganz wie in dem Gemälde „American Gothic“. In der Praxis brachte Logan seine verdrehte und perverse sexualfeindliche Pathologie zum Ausdruck durch seine „Parole“ für die Mitgliedschaft: „Näht ihnen die F.... zu, schneidet ihnen die Eier ab!“ Kaum die Worte eines Verfechters der sexuellen Befreiung! Im Gegenteil, Sex war für Logan eine Macht, die er ausüben konnte, um alles unter seiner Kontrolle zu haben. Die intimsten Einzelheiten im persönlichen Leben von Genossen wurden manipuliert: Logan hat unter dem Deckmantel des „Parteiaufbaus“ Paare auseinandergerissen oder sexuelle Beziehungen zusammengefügt. Kinder waren verboten, Sterilisation und Abtreibung wurden von Logan als Parteipflicht hochgehalten. Eine junge Genossin hat er in sadistischer Weise unter Druck gesetzt, damit sie eine Abtreibung durchführt und dann, als es dazu nicht kam, ihr Kind zur Adoption freigibt; so trieb er sie zu einem Selbstmordversuch.

Zwar gibt die BT zu, dass von Logan vielleicht Brutalität und sogar krasse Misshandlungen ausgingen, aber sie versucht weiterhin seine unbeschreiblichen Verbrechen damit abzutun, dass diese lediglich eine Erweiterung unserer organisatorischen Praktiken gewesen seien. In Wirklichkeit haben wir seit den ersten Tagen unserer Organisation eine harte Linie gezogen gegen die Einmischung der Partei in das persönliche Leben von Genossen, und zwar nach einer Auseinandersetzung mit einigen Genossen unserer Ortsgruppe in der Bay Area [um San Francisco], wo die von der Neuen Linken stammenden Vorstellungen „Persönliches ist politisch“ in der Linken weit verbreitet waren. Festgelegt haben wir unsere Politik in unserem Dokument „Development and Tactics of the Spartacist League“ [Entwicklung und Taktiken der Spartacist League] von 1969. Dort heißt es in dem Abschnitt unter „SL Functioning“ [Arbeitsweise der SL]: „Die SL will persönliche Aspekte im Leben von Genossen nur da regeln, wo diese Aspekte selber das politische oder organisatorische Leben der Mitglieder entscheidend stören, besonders bei Sicherheitsfragen“ (abgedruckt in „Basic Documents of the Spartacist League“, Marxist Bulletin Nr. 9).

Logan setzte sich absichtlich über unsere organisatorischen Praktiken hinweg. Man braucht sich nur einmal die Tatsache anzugucken, dass die böswillige Manipulation des persönlichen Lebens der Genossen in unserer australischen Sektion aufhörte, als Logan wegging. Chris Korwin, der nach Logan der nationale Vorsitzende der Sektion wurde, bezeugte das in seinen Grüßen an unsere internationale Konferenz von 1979. Er wies darauf hin, dass die Sektion zwei schwule Männer rekrutiert hatte, darunter einen prominenten Führer des Kampfes für Schwulenrechte in Australien, und sah darin „eine Humanisierung der Organisation, die unter Logan unmöglich gewesen wäre“.

Dass Logan schwul sei, erfuhren wir erst aus seinen Erinnerungen „Never Exactly One of the Lads…“ [Nie ganz einer der Kumpel…], die 1988 in One of the Boys? [Einer der Jungs?] veröffentlicht wurden, also neun Jahre nach seinem Ausschluss. Darin gab Logan selber zu, dass er erst einige Jahre nach seinem Ausschluss begonnen habe, sich mit seiner Homosexualität abzufinden. Dieser Essay, mit süßlichen Berichten über seine glückliche Kindheit und ohne ein Wort darüber, dass er jemals Mitglied einer leninistischen Organisation gewesen ist, dient ganz und gar dazu, Logans Outing als „neuer“ rundum sensibler Mann zu preisen. Caveat emptor (der Käufer möge sich hüten). Bemerkenswerterweise rangiert Logans sexuelle Neigung selbst in seinen Erinnerungen immer noch unter ferner liefen hinter Erwägungen der Macht: Dieses Wort gibt es zwölfmal auf etwa 20 Seiten. Seitdem ist er dazu übergegangen, für seine Dienste als „Zelebrant“ Reklame zu machen – das neuzeitliche Äquivalent eines religiösen Gesundbeters –, zu denen Bestattungsdienste für tote Babys gehören, ein „weltliches Gebet“ und weitere Zeremonien, die von den „anglikanischen und presbyterianischen Einflüssen meiner Kindheit“ stammen. Ein neu erschaffener Hannibal Lecter als die Seele von menschlicher Güte. Wir schrieben in „Bill Logan: Von Krafft-Ebing zu Mutter Theresa? BT: Käufliche Renegaten“ (Spartakist-Vorabdruck, 12. September 2003): „Ihn als echt kranken Dreckskerl zu bezeichnen, ist eine gehörige Untertreibung.“

Dass Logan der Führer der selbsternannten „Internationalen Bolschewistischen Tendenz“ ist, sagt auch schon fast alles, was man über die wissen muss.

Mit Genossengrüßen

Len Meyers

P.S. Es fällt auf, dass die BT auf ihrer Website einen Brief an Logan von einem gewissen Steve H. mit seinen „Thoughts on the Spartacists’ ,Logan Dossier‘“ [Gedanken zum „Logan-Dossier“ der Spartakisten] bringt. Die BT meint, seine „ziemlich andere Sichtweise bestätigt von der Tendenz her die wichtigsten Teile unserer Analyse“ von der angeblichen „Degeneration“ unserer Organisation. Wirklich eine ziemlich andere Sichtweise! Als Steve H. 1986 aus unserer australischen Sektion austrat und dabei „abwegige schrullige Aktivitäten“ einräumte, befand er sich auf der Suche nach Gottes Trost durch religiöse „Wiedergeburt“. Ein passender Neuzuwachs des Verteidigungsteams für den schäbigen eigenen religiösen Führer der BT.

 

Spartakist Nr. 173

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