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Spartakist Nummer 167

Sommer 2007

Spartakist-Gruppe Polen wiedergegründet

Für neue Oktoberrevolutionen!

Für die Wiederschmiedung der Vierten Internationale!

Der folgende Artikel wurde übersetzt aus Platforma Spartakusowców, Extrablatt Nr. 23 (Mai 2007), Zeitung der Spartakist-Gruppe Polen (Spartakusowska Grupa Polski – SGP), die auch bei den Maidemonstrationen in Warschau verkauft wurde.

Wir sind stolz darauf, die Wiedergründung der Spartakist-Gruppe Polen als sympathisierende Sektion der Internationalen Kommunistischen Liga (Vierte Internationalisten – IKL) bekannt zu geben. Die SGP wird ein Teil unserer disziplinierten, demokratisch-zentralistischen Internationale sein. Wir verpflichten uns dem Kampf für neue Oktoberrevolutionen weltweit, dem Kampf für eine internationale sozialistische Gesellschaft, die den gesamten Reichtum der Erde der Menschheit zur Verfügung stellen wird. Die Entscheidung, die SGP wiederzugründen, wurde Anfang des Jahres von den Delegierten der Fünften Internationalen Konferenz der IKL getroffen.

Die SGP wurde erstmals im Oktober 1990 als Ergebnis der Fusion der Bewegung der Jungen Linken (RML) Polens und der IKL gegründet, unmittelbar nach der kapitalistischen Wiedervereinigung Deutschlands und dem Kampf der IKL gegen die Konterrevolution. Die RML war eine Gruppe subjektiv kommunistischer Aktivisten, die Ende der 80er-Jahre aus der stalinistischen Jugendbewegung des polnischen deformierten Arbeiterstaates entstanden war. Die Genossen der RML begannen zu einem Verständnis zu gelangen, dass das, was in der Volksrepublik Polen existierte, nicht Sozialismus war, sondern dass es ein deformierter Arbeiterstaat war. Obwohl die polnische Bourgeoisie Mitte bis Ende der 40er-Jahre enteignet worden war, als Folge der Befreiung Polens von der deutschen Besetzung durch die Rote Armee, wurde Polen nicht von demokratisch gewählten Arbeiterräten regiert, sondern von einer parasitären bürokratischen Kaste – ähnlich wie in der Sowjetunion unter Stalin –, die ihre Privilegien von den kollektivierten Eigentumsformen ableitet. Die Stalinisten der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei logen der Arbeiterklasse vor, sie wären dem Aufbau des Sozialismus verpflichtet. In Wirklichkeit führten sie ein Programm aus, das den Interessen der internationalen proletarischen Revolution direkt entgegengesetzt war.

Die RML kam zu dem Verständnis, dass Sozialismus eine klassenlose, egalitäre Gesellschaft ist, die nur auf der Basis einer qualitativ höheren Wirtschaftsentwicklung und einer internationalen Arbeitsteilung erreicht werden kann, was eine Reihe von Arbeiterrevolutionen in der ganzen Welt erfordert. Mit ihrer Lüge vom „Aufbau des Sozialismus in einem Land“ biederten sich die Stalinisten an den Nationalismus an, was mit der Reklame für „friedliche Koexistenz“ mit dem Imperialismus Hand in Hand ging. Daher waren sie vehement gegen den Kampf für sozialistische Revolutionen im Westen. In Polen gewährten die Stalinisten der katholischen Kirche gewaltige Rechte und passten sich der politisch und sozial rückständigen Bauernschaft an. Während der 70er-Jahre verpfändeten die Stalinisten den Reichtum Polens an die westlichen Banken und subventionierten die landbesitzenden Bauern massiv, was die polnische Wirtschaft ruinierte.

Die Bestrebungen der Arbeiterklasse wurden von den Stalinisten immer wieder enttäuscht, so dass bis 1980 eine Mehrheit des traditionell prosozialistischen polnischen Proletariats in die Arme der katholischen Kirche getrieben worden war. Arbeiter strömten zur Solidarność, deren Führer Lech Walesa keine Gelegenheit ausließ, sich zum treuen Gefolgsmann der polnischen Kirche zu erklären. Bis September 1981 hat sich Solidarność um ein Programm für die kapitalistische Konterrevolution gefestigt, wie ihr Ruf nach „freien Gewerkschaften“ zeigt – ein Schlachtruf des Kalten-Kriegs-Antisowjetismus – und nach „freien Wahlen“, was die kapitalistische Restauration unter dem Deckmantel parlamentarischer Regierungstätigkeit bedeutet hätte. Sie erhielt von einem weiten Bereich reaktionärer Kräfte aktive Unterstützung, so vom Vatikan unter dem polnischen Papst Karol Wojtyla (Johannes Paul II.), vom gewerkschaftsfeindlichen US-Präsidenten Ronald Reagan, von Britanniens Tory-Premierministerin Margaret Thatcher und von der antikommunistischen SPD. Die Vorläuferin der IKL, die internationale Spartacist-Tendenz (iST), beschrieb damals Solidarność als eine gelbe Gewerkschaft für CIA und Bankiers und rief dazu auf: „Stoppt die Konterrevolution der Solidarność!“, und betonte, dass die polnische Arbeiterklasse eine trotzkistische Partei braucht.

Als im Dezember 1981 General Wojciech Jaruzelski den Versuch von Solidarność unterdrückte, die Macht an sich zu reißen, unterstützte die iST diese Maßnahme. Gleichzeitig warnten wir, dass die Stalinisten in der Lage wären, den polnischen Arbeiterstaat an den Kapitalismus auszuverkaufen, was sie schließlich 1989/90 auch taten. Die Position der iST war eine direkte Anwendung des trotzkistischen Programms: bedingungslose militärische Verteidigung der bürokratisch deformierten Arbeiterstaaten gegen innere und äußere Konterrevolution sowie proletarisch-politische Revolution, um die parasitären bürokratischen Kasten abzusetzen und ihre Herrschaft durch die von demokratisch gewählten Arbeiterräten zu ersetzen, die sich auf die Verteidigung der kollektivierten Eigentumsformen, der Planwirtschaft und eine internationalistische Perspektive stützen.

Die RML begann unter dem Druck der Ereignisse in Polen vom Stalinismus zu brechen. Sie hat eine schöne Tradition der frühen Kommunistischen Internationale, die in Polen Ende der 80er-Jahre fast vergessen war, wieder entdeckt und bewahrt: im Januar die „Drei L“ zu ehren, Wladimir Iljitsch Lenin, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die herausragenden Führer des russischen, polnischen und deutschen Kommunismus. Durch die Ehrung der Drei L brach die RML effektiv mit polnischem Nationalismus, der von der stalinistischen Bürokratie vorangetrieben wurde, und setzte sich von anderen linken Organisationen ab, die zu der Zeit aktiv die Konterrevolution von Solidarność unterstützten.

Was die RML besonders an die IKL heranzog, war der Kampf der IKL für ein rotes Rätedeutschland in einem sozialistischen Europa während der sich entfaltenden proletarisch-politischen Revolution in der DDR 1989/90. Die IKL war international die einzige Organisation, die gegen die kapitalistische Wiedervereinigung Deutschlands gekämpft hat. Ein „Brief an die polnischen Arbeiter“, herausgegeben von der Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands (SpAD) im Mai 1990, stellte die entschlossene Gegnerschaft der IKL zur Konterrevolution der Solidarność klar. Die RML teilte diese Auffassung und machte das trotzkistische Programm der IKL zu ihrem eigenen. Wie die RML im Juli 1990 in einem Brief an unsere deutsche Sektion festhielt: „In der trotzkistischen Bewegung in Polen stoßen wir oft auf Aktivisten, die aus ,Solidarność‘ kommen oder zumindest alle ihre Hoffnungen auf ,Solidarność‘ setzen… Es wird zunehmend schwieriger für uns, mit ihnen eine gemeinsame Sprache zu finden.“

Das konterrevolutionäre Erbe von Solidarność

Die SGP wurde 1990 auf der Grundlage des Übereinkommens für gemeinsame Arbeit zwischen der RML und der IKL gegründet. Das Übereinkommen wies die Vorstellung einer „Familie der Trotzkisten“ zurück. Es hielt fest, dass Trotzkismus nichts gemeinsam hat mit den Propagandisten von Antikommunismus wie den Anhängern von Nahuel Moreno oder dem Vereinigten Sekretariat von Ernest Mandel, der 1983 die Solidarność-Führung als „die besten Sozialisten der Welt“ feierte. Unsere pseudotrotzkistischen Opponenten verteidigen bis zum heutigen Tage ihre Unterstützung für die konterrevolutionäre Solidarność. Im krassen Gegensatz zur Solidarność-freundlichen Linken, die vor dem Gift des polnischen Nationalismus kapituliert, erklärten wir: „Polnische Kommunisten müssen unerbittlich gegen den pilsudskistischen Nationalismus kämpfen, der die Arbeiter dem Diktat des IWF unterwirft und gleichzeitig antirussischen und antideutschen Chauvinismus herauswürgt. Nur proletarischer Internationalismus bietet einen Weg vorwärts – Für die revolutionäre Einheit der sowjetischen, polnischen und deutschen Arbeiter! Für die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa!“ (Platforma Spartakusowców Nr. 1, Oktober 1990, und Spartakist Nr. 80, 20. November 1990).

In den folgenden Jahren gab die SGP die Platforma Spartakusowców (PS) heraus und intervenierte aktiv in Klassenkämpfe und soziale Kämpfe wie den Kohlenbergarbeiterstreik 1992 und bei der Verteidigung von eingewanderten Roma gegen Abschiebung 1996. Im Gegensatz zur übrigen Linken stellten wir uns sowohl gegen die aus der Solidarność entstandenen bürgerlichen Parteien als auch gegen die exstalinistische, sozialdemokratische SLD (Allianz der Demokratischen Linken), die Bündnisse mit kapitalistischen Parteien anführte. Solche Formationen, basierend auf Übereinkünften zwischen bürgerlichen Arbeiterparteien wie der SLD (einer Partei mit einer Arbeiterbasis und einer prokapitalistischen Führung) und bürgerlichen Parteien, sind „Volksfronten“ – politische Blöcke basierend auf dem Programm der Verwaltung des Kapitalismus, die damit die Arbeiterklasse unmittelbar den Parteien der Bourgeoisie unterordnen. PS veröffentlichte außerdem Artikel der IKL über breitere internationale Themen.

Das Internationale Exekutivkomitee der IKL entschied 2001, die SGP aufzulösen. Die objektive politische Situation in Polen wurde fälschlich als für die IKL hoffnungslos angesehen, im Gegensatz zu den Arbeitskämpfen und sozialen Auseinandersetzungen, die zu der Zeit in Westeuropa stattfanden. Die Vierte IKL-Konferenz 2003 nahm jedoch eine kritische Neueinschätzung der internen Probleme vor, die aus den Auswirkungen der kapitalistischen Konterrevolution auf unsere Organisation herrührten. Das Dokument dieser Konferenz stellte nüchtern fest:

„Dass wir nicht erkannt haben, in welcher Periode wir leben und in welchem Verhältnis notwendigerweise unsere kleine revolutionäre Avantgarde zum Proletariat steht, und dass die Sowjetunion als aktiver und bestimmender Faktor in der Politik nicht mehr existiert, hat zu Desorientierung geführt. Das Missverhältnis zwischen unserer geringen Größe und unseren spärlichen Wurzeln in der Arbeiterklasse einerseits und unserem proletarisch-internationalistischen Ziel andererseits hat zu Enttäuschung und Ungeduld geführt, die sich in opportunistischen Ausbrüchen und sektiererischem Moralismus zeigten.“ (Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 24, Sommer 2004)

Die Konferenz kam zu dem Schluss, dass die Unfähigkeit, mit der Welt, die der Sturz der UdSSR hervorgebracht hat, sowie mit dem sich daraus ergebenden Rückschritt im Bewusstsein zurechtzukommen, der Krise der IKL von 2003 zugrunde lag. Die Wucht der Niederlagen und der darauf folgenden sozialen Katastrophen durch kapitalistische Konterrevolution haben das Verständnis unserer Kader beeinträchtigt, dass die IKL die Partei der Russischen Revolution, der neuen Oktoberrevolutionen war und ist und den Weg zur anstehenden Umgestaltung der Erde weisen soll. Im Grunde stellte sich die Frage, „ob wir um die Aufrechterhaltung unserer revolutionären Kontinuität kämpfen oder ob wir die Weltsicht unserer Opponenten übernehmen und schließlich vor ihr kapitulieren werden. Für diese Opponenten ist die Frage der Revolution, die russische Frage, eine ,alte‘ Frage, die nicht in ihre ,neue Weltrealität‘ passt.“ Nach unserer Konferenz 2003 begannen wir eine weitere Neuuntersuchung der bisherigen Praktiken und politischen Fragen.

Eine der Fragen, die neu untersucht wurden, war unsere Propaganda über Solidarność in den 90er-Jahren. Nach der Zerstörung des polnischen deformierten Arbeiterstaats 1989/90 hatte Solidarność ihren Zweck als Speerspitze der Konterrevolution erfüllt. Ihre bäuerliche Mitgliedschaft und viele Intellektuelle setzten sich ab und gründeten ihre eigenen bürgerlichen Parteien. Dadurch begann Solidarność (und ihre Abspaltungen wie Solidarność 80 und Sierpien 80) von der sozialen Zusammensetzung her eher einer Gewerkschaft zu ähneln. Während der ersten Amtszeit einer SLD-geführten Regierung im Polen nach der Konterrevolution bemerkten wir, dass die „offizielle Solidarność-Gewerkschaft sich jetzt als Verfechterin von Arbeiterinteressen aufspielt, während sie ihre antikommunistische Demagogie auf Touren bringt und offen faschistoiden Kräften Entgegenkommen zeigt“ (PS Nr. 5, Frühjahr 1995).

Indem wir nur das Letztere berücksichtigt hatten, haben wir jedoch in einem Artikel der PS 1998 einseitig argumentiert, dass die „Funktion von Solidarność nichts mit ,Gewerkschaftertum‘ irgendeiner Art zu tun hat, ob ,kämpferisch‘ oder nicht“. Nach einer internen Diskussion in der IKL korrigierten wir 2005 diese Formulierung durch unseren Artikel „Die Rechte gewinnt polnische Wahlen“ (Spartakist Nr. 161, Winter 2005/2006 bzw. Platforma Spartakusowców Nr. 13, Dezember 2005) und hielten fest, dass die Formulierung fälschlicherweise die Tatsache bestreitet, dass Solidarność sowohl eine Gewerkschaft als auch eine reaktionäre, klerikalistische Organisation ist: „Solidarność organisiert Arbeiter in der Produktion und führt manchmal defensive ökonomische Kämpfe; gleichzeitig fungiert sie als eine politische Bewegung, die eng mit der katholischen Hierarchie und explizit rechten nationalistischen Parteien verbunden ist.“ Dieser Artikel, der vor dem Hintergrund der obszönen 25-Jahre-Feierlichkeiten für Solidarność die stolze Geschichte der IKL im Kampf gegen die Konterrevolution zusammenfasst, wurde in enger Zusammenarbeit der IKL mit ihren Sympathisanten und Unterstützern in Polen geschrieben.

Trotz der Auflösung der SGP intervenierte die IKL, hauptsächlich durch die SpAD, weiterhin bei linken Veranstaltungen und Klassenkämpfen in Polen und suchte die Diskussion mit Aktivisten, die sich für unser Programm interessierten und die abgestoßen waren von dem Bekenntnis der polnischen Linken zu Antikommunismus und polnischem Nationalismus. Diese Arbeit wurde zu einem großen Teil durch einen der Gründungskader der SGP erleichtert, der weiterhin eng mit der IKL zusammengearbeitet hat. Wir festigten einen weiteren IKL-Sympathisanten und gewannen weitere hinzu.

Für eine leninistische Avantgardepartei!

Die organisatorische Abwesenheit der IKL in Polen ab 2001 hinterließ ein Vakuum, das sich mit verschiedenen Nachahmungen füllte – wenn auch beschränkt auf das Internet, da viele dieser Linken die Illusion teilen, dass das Hochladen von Texten und Chatten die harte Arbeit ersetzen kann, eine trotzkistische Partei zu schmieden durch polemischen Kampf gegen alle Arten von Opponenten und durch aktive Intervention bei Klassenkämpfen und sozialen Auseinandersetzungen. Unser prinzipienfester Kampf [2005] gegen einen dieser Nachahmer, Platforma Proletariacka (PP), ebnete den Weg für die Wiedergründung der SGP.

PP war die Schöpfung eines früheren SGP-Unterstützers, der eine Zeit lang als Spartakist auftrat. Das Ausmaß, in dem er mit dem IKL-Programm gebrochen hatte, konnte man in seiner Erklärung 2005 für die kritische Wahlunterstützung einer bürgerlich-liberalen Kandidatin für das polnische Präsidentenamt, Maria Szyszkowska, sehen. PP stellte sie fälschlicherweise als einen Gegner der Konterrevolution von Solidarność und der SLD-Sozialdemokraten (damals an der Regierung) dar. Diese Position war dem marxistischen Prinzip der Unabhängigkeit der Arbeiterklasse entgegengestellt, das notwendigerweise verlangt, nicht für bürgerliche Kandidaten zu stimmen. Letztendlich bedeutete das, sich vom harten Kampf der IKL gegen die kapitalistische Konterrevolution zu verabschieden. Wir haben auf dieses prinzipienlose Manöver in unserer „Erklärung von Sympathisanten und Unterstützern der IKL in Polen“ vom 4. September 2005 geantwortet: „Der Umstand, dass PP Szyszkowska bei den Wahlen kritische Unterstützung geboten hat, zeugt bestenfalls von einem Versuch, unter dem Einfluss ihrer links tönenden Forderungen ihr Image aufzubessern, schlimmstenfalls von dem verzweifelten Bestreben, in einer ,politischen Szene‘ zu existieren, die von dem reaktionären Klima Polens nach der Konterrevolution geprägt ist.“ PP hat die Kritik schließlich akzeptiert, die Verletzung marxistischer Prinzipien zugegeben und den Betrieb eingestellt.

Die wiedergegründete Gruppe steht im Großen und Ganzen vor genau denselben Fragen, die zur Zeit der Gründung der SGP 1990 gestellt waren. Die kapitalistische Konterrevolution, vorangetrieben von Solidarność und begrüßt von den zerfallenden stalinistischen Totengräbern der Revolution, bedeutet Angriffe auf die Lebensverhältnisse der Arbeiterklasse, verschärften nationalen Chauvinismus, antisemitische Angriffe und die Verfolgung von ansässigen und eingewanderten Roma. Wir warnten davor, dass Frauen besonders schwer getroffen werden – sie waren die ersten, die entlassen wurden, sie bekommen für die gleiche Arbeit weniger Lohn als Männer, und sie sind von dem reaktionären Abtreibungsverbot betroffen. Die Jugend wird in den Schulen mit katholischen und polnisch-nationalistischen Wertvorstellungen indoktriniert. Die exstalinistischen Sozialdemokraten der SLD stellten ihre Loyalität gegenüber der Bourgeoisie unter Beweis, indem sie während zweier Wahlperioden den kapitalistischen Staat verwalteten. Ihre Angriffe auf die Errungenschaften der Arbeiterklasse bahnten den Weg für die Wahlsiege der rechten, reaktionären Parteien 1997 und 2005. Jetzt strebt die SLD an, wieder ein Bündnis mit bürgerlich-liberalen Demokraten zusammenzuzimmern, um nach den nächsten Wahlen erneut den polnischen Kapitalismus zu verwalten.

Die polnische Bourgeoisie führt ihr Militärbündnis mit den USA fort. Polen ist 1999 der NATO beigetreten, und seit 2003 beteiligt es sich an der kolonialen Besetzung des Irak. Kürzlich hat Polen seine Truppen in Afghanistan verstärkt. Polen ist 2004 der EU beigetreten, einem auf der Grundlage von Antisowjetismus gebildeten Zusammenschluss imperialistischer Staaten, der aufrechterhalten wird, um den Konkurrenzkampf gegen die amerikanischen und japanischen imperialistischen Rivalen zu erleichtern.

Die jüngsten Erweiterungen der EU nach Osteuropa zielen darauf ab, die schlecht bezahlten und gut ausgebildeten Arbeitskräfte dort auszubeuten und die Märkte und Einflusssphären der europäischen imperialistischen Bourgeoisien auszuweiten. Gleichzeitig verfolgt die EU Kahlschlagspolitik gegen die Arbeiterklasse mit dem Ziel, den „Sozialstaat“ in den westeuropäischen Ländern zu zerstören. Sie entfesselt Bullenterror gegen Minderheiten mit türkischem, asiatischem, arabischem, afrikanischem Hintergrund und gegen Roma, und steigerte drastisch die Maßnahmen, die EU gegen weitere Immigration abzuschotten. Obwohl Deutschland der stärkste Bestandteil ist, fehlt der EU ein verbindendes politisches oder wirtschaftliches Zentrum. Die EU ist durch die Rivalitäten ihrer Bourgeoisien gespalten. Britannien hat sich mit der amerikanischen Bourgeoisie gegen die deutschen und französischen imperialistischen Interessen gestellt. Die neueren osteuropäischen Mitglieder, einschließlich Polen, verbünden sich häufig politisch mit dem US-Imperialismus. Der imperialistischen EU stellen wir unseren Kampf für die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa entgegen!

Die jetzige Regierung der erzreaktionären Zwillinge Lech und Jaroslaw Kaczynski hat Aktivisten für Schwulenrechte bösartig angegriffen, während sie die momentanen Bestrebungen vorantreibt, das Abtreibungsrecht noch weiter einzuschränken, sogar bei Fällen von Vergewaltigung oder gesundheitlichen Problemen. Sie hat die Macht des kapitalistischen Staats gestärkt, indem sie ein verschärftes Strafrecht und Schnellgerichte eingeführt hat. Jetzt, wo die Unzufriedenheit mit der Regierung bei den älteren Generationen der Arbeiterklasse und ihren Kindern wächst – die sich noch an die sozialen Errungenschaften erinnern, die durch die Konterrevolution zerstört wurden, wie Arbeit für alle, kostenlose, hochwertige medizinische Versorgung und ein Bildungssystem, das für alle zugänglich war –, treten die Kaczynskis die „Lustracja“ los, eine antikommunistische Hexenjagd im Stil von McCarthy.

Die „Lustracja“ bedroht viele aus der älteren Generation mit der Säuberung aus ihren Arbeitsplätzen, weil es Aufzeichnungen gibt über ihre Zusammenarbeit oder Kontakte mit den stalinistischen Sicherheitskräften – ein Verbrechen in den Augen der Bourgeoisie. Die Bourgeoisie verfolgt Angehörige der Sicherheitsbehörden dafür, dass sie die antikommunistische Heimatarmee (AK) unterdrückt haben, und hat Jaruzelski vor Gericht gestellt, weil er im Dezember 1981 den Versuch von Solidarność, die Macht an sich zu reißen, erfolgreich vereitelt hatte. Jaruzelski und andere Vertreter der früheren Volksrepublik Polen werden von der falschen Klasse für die falschen Verbrechen angeklagt! Die Hexenjagd gegen sie dient letztendlich nur der Kriminalisierung von jedem, der heute für eine sozialistische Zukunft kämpft. Nieder mit der antikommunistischen Hexenjagd! Hände weg von Jaruzelski!

Unsere neuen Mitglieder wurden hauptsächlich über die stolze Geschichte des Kampfes der IKL gegen die kapitalistische Konterrevolution und für Trotzkismus in Polen gewonnen. Einer unserer Genossen begegnete der IKL bei einer Demonstration für Frauenrechte am Internationalen Frauentag und wurde von der IKL angezogen über unseren Kampf für Frauenbefreiung durch sozialistische Revolution und für volle demokratische Rechte für Homosexuelle. Unsere Opponenten in der Linken reden mit streikenden Arbeitern nur über ökonomische Forderungen und weigern sich, reaktionäre Vorurteile wie Antisemitismus, männlichen Chauvinismus oder schwulenfeindliche Intoleranz zu bekämpfen; wenn diese Opportunisten auf Demonstrationen für Frauenrechte gehen, bieten sie bürgerlich-feministische Vorstellungen feil. Im Gegensatz dazu intervenieren wir bei allen Kämpfen, in allen Schichten der Gesellschaft mit dem revolutionären Programm. Wir sagen streikenden Arbeitern, dass Fortschritt für das Proletariat nur erreicht werden kann, wenn es aktiv die Rechte der Unterdrückten verficht, und wir sagen Aktivisten für Frauenrechte, dass sie sich auf die Arbeiterklasse orientieren müssen, die die einzige Klasse der Gesellschaft ist mit der sozialen Macht und dem objektiven Interesse, das kapitalistische System mit seiner Frauenunterdrückung zu stürzen. Wir kämpfen für den Aufbau einer revolutionären Partei, die, mit Lenins Worten, ein Volkstribun sein muss.

Trotzkismus und der Zweite Weltkrieg

Im Laufe des Wiederaufbaus der polnischen Sektion der IKL haben wir die trotzkistische Position zum Zweiten Weltkrieg diskutiert. Die zynischen Propagandisten der Kapitalistenklasse stellen den Zweiten Weltkrieg als einen Krieg zwischen Demokratie und Faschismus dar. Das ist völlig verkehrt! Tatsächlich war der Zweite Weltkrieg ein Krieg zwischen konkurrierenden Banden imperialistischer Räuber. Unser revolutionärer Vorläufer, Trotzkis Vierte Internationale, bezog keine Seite im Krieg zwischen den imperialistischen Achsenmächten Nazideutschland, Italien, Japan und den imperialistischen Alliierten Britannien, Frankreich, USA, die ihre Gier nach Weltherrschaft und ungezügelter imperialistischer Ausbeutung der Kolonien mit „demokratischer“ Rhetorik abdeckten. Während des Zweiten Weltkriegs war die polnische Bourgeoisie ein Lakai des französischen und britischen Imperialismus. Aus diesem Grund bezogen die Trotzkisten beim Krieg 1939 zwischen dem imperialistischen Deutschland und Polen, das in Trotzkis Worten lediglich ein „,verkrüppelter‘ Gangster des Imperialismus“ war, keine Seite. Um diese Frage zu klären, bezogen wir uns auf Trotzkis machtvollen Artikel „A Fresh Lesson“ [Eine frische Lehre] von 1938, geschrieben zur Zeit des Münchner Abkommens, aufgrund dessen Hitlers Wehrmacht die tschechischen Teile der Tschechoslowakei zerstückelte und annektierte:

„Selbst von seinen internationalen Verbindungen abgesehen, ist die Tschechoslowakei ein absolut imperialistischer Staat… Ein Krieg, selbst seitens einer isolierten Tschechoslowakei, würde also nicht um die nationale Unabhängigkeit geführt werden, sondern um den Erhalt und, wenn möglich, die Ausweitung der Grenzen der imperialistischen Ausbeutung…

Ein imperialistischer Krieg, gleich in welcher Ecke er beginnt, wird nicht um ,nationale Unabhängigkeit‘ geführt werden, sondern um die Neuaufteilung der Welt im Interesse unterschiedlicher Cliquen des Finanzkapitals.“

Im Krieg zwischen Nazideutschland und der Sowjetunion hatten wir eine Seite. Wir stehen in der Tradition der mutigen Trotzkisten im jüdischen Warschauer Ghetto, die erklärten: „Wir verteidigen den Arbeiterstaat, ungeachtet des stalinistischen Regimes, wie wir jede Arbeiterorganisation gegen die Schläge des Klassenfeinds verteidigen, ungeachtet des reformistischen Regimes, das dort herrscht… LANG LEBE DIE ROTE ARMEE! LANG LEBE DIE RUSSISCHE REVOLUTION! LANG LEBE DIE INTERNATIONALE REVOLUTION!“ (Czerwony Sztandar [Rote Fahne] Nr. 6, Juli 1941).

Obwohl polnischer Patriotismus von den kapitalistischen Regimen nach der Konterrevolution andauernd hochgepeitscht wurde, ist die Herrschaft der Kaczynski-Zwillinge besonders bösartig darin, giftigen antirussischen und antideutschen Chauvinismus mit Antikommunismus zu kombinieren. Das könnte gut dadurch motiviert sein, dass sie ihre „Familienehre“ aufrechterhalten wollen, da ihr Vater ein Kämpfer in der Heimatarmee war, einer Bande, die berüchtigt dafür war, sich mit kommunistischen Kräften Gefechte zu liefern, Juden umzubringen und untätig zuzusehen, als die Nazis den heroischen Warschauer Ghettoaufstand von 1943 niederschlugen. Beim Vorstoß der Roten Armee auf Warschau 1944 inszenierte die AK einen Aufstand in Warschau, um zu verhindern, dass Polen unter den Einfluss der Sowjetunion gerät (siehe „The Warsaw Uprising of 1944“, Workers Vanguard Nr. 294, 4. Dezember 1981; PS Nr. 9, Frühjahr/Sommer 1999). Als dieser Aufstand im Fiasko endete, beschuldigte die AK in zynischer Weise die Rote Armee, sich zu weigern, Warschau zu befreien. Dieser alte antikommunistische Mythos ist heute in den polnischen Schulen und Universitäten zur offiziellen Geschichtsschreibung geworden.

Wir fühlen uns angespornt durch die Trotzkisten, die während des Zweiten Weltkriegs das Banner des proletarischen revolutionären Internationalismus hochhielten. Sie standen für die Verbrüderung mit den Soldaten, die in den imperialistischen Armeen kämpften, auch für die Organisierung trotzkistischer Zellen unter Wehrmachtsoldaten in Frankreich und den Niederlanden. Sie sahen im deutschen Proletariat das Instrument, um das Naziregime zu stürzen, um die Bourgeoisie zu enteignen, die Hitler an die Macht gebracht hatte, und um ein sozialistisches Deutschland zu errichten. Sie solidarisierten sich mit der Verteidigung des deutschen Proletariats gegen Vergeltungsmaßnahmen und stellten sich gegen die Massenvertreibungen der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Flüsse Oder und Neiße, der neuen Grenze Polens zu Deutschland. Sie entlarvten die Lüge der „Kollektivschuld“ aller Deutschen. Wie eine Stellungnahme der europäischen Sektionen der Vierten Internationale von 1945 erklärte:

„Die Behandlung der deutschen Bevölkerung nach dem Grundsatz der Kollektivschuld versieht die Faschisten gerade mit neuen Möglichkeiten, in den trüben Wassern des Nationalismus zu fischen. Die Gefahr ist umso größer: Wenn die deutsche Bevölkerung kollektiv schuldig ist, dann können die Nazis, die die wirklichen Schuldigen sind, logischerweise hoffen, ihrer Bestrafung zu entgehen…

Faschismus und Imperialismus können nur durch den Sturz des Kapitalismus und den Sieg des internationalen Sozialismus beendet werden. Lang lebe die deutsche proletarische Revolution! Lang leben die Vereinigten Sozialistischen Staaten der Welt!“ („International Solidarity With the German Proletariat“ [Internationale Solidarität mit dem deutschen Proletariat], 1945)

Durch den Wiederaufbau der SGP wird der IKL ein bedeutendes Fenster nach Osteuropa zur Verfügung gestellt. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Wiederschmiedung der Vierten Internationale als Weltpartei der sozialistischen Revolution. Arbeiter aller Länder, vereinigt euch! Für neue Oktoberrevolutionen! Schließt euch an!

Spartakist Nr. 167

Spartakist Nr. 167

Sommer 2007

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