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Spartakist Nummer 196

Januar 2013

Argentinische Pseudotrotzkisten:
Sozialpatriotische Farce über Malvinas/Falklands

Der nachfolgend übersetzte Artikel erschien ursprünglich in Espartaco Nr. 35 (Juni 2012), der Zeitung unserer Genossen der Grupo Espartaquista de México.

Marx schrieb einmal, dass sich die Geschichte wiederholt: was sich zuerst als Tragödie ereignet, wiederholt sich später als Farce. Doch bezüglich der Malwinen/Falklandinseln hat die argentinische Linke die gleiche Farce zweimal aufgeführt. Die erste Inszenierung fand 1982 statt, als unter Parolen wie „militärisch an der Seite der argentinischen Diktatur“ und dergleichen der gesamte pseudotrotzkistische Sumpf den absurden Krieg der Galtieri-Militärjunta um die felsigen, unwirtlichen Inseln begrüßte, die damals von etwa 1800 Schafzüchtern besiedelt waren (heute gibt es dort kaum mehr als 3000). Als die brutale Militärdiktatur inmitten der bis dahin schlimmsten Wirtschaftsrezession der argentinischen Geschichte und massiver Arbeiterproteste ins Wanken geriet, startete Galtieri eine Invasion der öden Inseln, um die Unzufriedenheit in eine Welle des patriotischen Chauvinismus umzulenken. Auch für Margaret Thatcher an der Spitze des zerbröckelnden britischen Empires war dies ein hübscher kleiner Krieg, mit dem sich die Kampfbereitschaft ihrer eigenen Arbeiterklasse besänftigen ließ.

Wir erklärten damals, dass die authentisch leninistisch-trotzkistische Position zu dem Konflikt der revolutionäre Defätismus auf beiden Seiten war:

„Die bluttriefende argentinische Junta, die nur kurz vor Ausbruch der Falkland-Krise von massiven Arbeiterprotesten erschüttert wurde, und die verhasste Thatcher-Regierung, die das britische Proletariat ins Massenelend getrieben hat, können zu Fall gebracht werden als Ergebnis von Niederlage und Demütigung im Krieg.“ („Falklands: Krieg im Nirgendwo“, Spartakist Nr. 44, Juni 1982)

Dreißig Jahre später sind die selbsternannten „Trotzkisten“ wieder einmal hingerissen von Phrasen über die „argentinischen Malwinen“, diesmal aus dem Munde der [argentinischen Präsidentin] Cristina Fernández. Als Fernández eine Reihe von gegen die arbeitenden Massen gerichteten Maßnahmen durchzusetzen versuchte, wie die Streichung von Zuschüssen für Versorgungsleistungen und für die U-Bahn von Buenos Aires, machte sie sich den Jahrestag des Krieges zunutze, um eine erneute Kampagne um den Besitz der Inseln in Gang zu setzen, mit dem zusätzlichen Anreiz von vor einigen Jahren in dem Gebiet entdecktem Öl – wovon der abgetakelte britische Imperialismus nicht einen Tropfen abtreten will.

Ein Fingerschnippen von Fernández genügte der neo-morenistischen Partido de los Trabajadores Socialistas (PTS, in Deutschland die Revolutionäre Internationalistische Organisation [RIO], sympathisierende Sektion der Trotzkistischen Fraktion – Vierte Internationale [FT-CI]), um den Schlachtruf zu erheben, dass die Malwinen/Falklandinseln „argentinisch sind, ein integraler Teil unseres Staatsgebietes“, und um mit den militärischen „Leistungen“ der Galtieri-Junta zu prahlen – sie sprechen in der ersten Person Mehrzahl von der Zerstörung der HMS Sheffield, „die wir den Piraten versenkten“ (La Verdad Obrera Nr. 469, 5. April 2012). Izquierda Socialista [Sozialistische Linke] wiederum – der verbliebene Rest der Anhängerschaft des verstorbenen politischen Chamäleons Nahuel Moreno außerhalb der PTS selbst – schwenkte ihre weiß-blauen Fahnen und skandierte: „40 Millionen Argentinier verlangen Souveränität über unsere Inseln“ (El Socialista Nr. 214, 15. Februar 2012). Der Caudillo der Partido Obrero, Jorge Altamira, der sich noch nie gerne hat ausstechen lassen, beklagte pathetisch das Scheitern der Diktatur im Jahre 1982: „Wie glücklich hätte es uns doch gemacht, wenn die Zeitungen mit der Nachricht aufgewartet hätten, dass ein Verrückter, Mörder und Folterer [Galtieri] die britische Flotte im Südatlantik versenkt hat, und nicht, dass eine zurechnungsfähige, demokratische [sic!] und zivilisierte [sic!] Thatcher die argentinische Armee zerstört hat“ (Video vom 2. April 2012 auf www.tvpts.tv).

Die Pseudotrotzkisten stellen die bürgerlich-chauvinistischen Bestrebungen und Abenteuer im Zusammenhang mit den Malwinen/Falklandinseln als eine „antiimperialistische“ Angelegenheit hin. Doch, wie wir vor 30 Jahren schrieben:

„Was ist antiimperialistisch an der ,Rückgewinnung‘ dieses winzigen, Hunderte von Meilen von der argentinischen Küste entfernten Archipels? Tangiert es das Selbstbestimmungsrecht des argentinischen Volkes? In keiner Weise. Auf welche Weise werden die Malwinen/Falklandinseln von Britannien als wirtschaftliches Druckmittel benutzt? Durch den Kauf von Versorgungsgütern in Argentinien? Zugegeben, die Falklandinseln sind ein Relikt des britischen Empire, und Kommunisten fordern, dass diese zerfallende, zweitrangige imperialistische Macht aus all ihren kolonialen Überbleibseln, von Hongkong bis zu den Falklandinseln, verschwindet. Doch die argentinischen arbeitenden Massen würden durch Galtieris Abenteuer nichts gewinnen (selbst, wenn es erfolgreich gewesen wäre).“ („Thatcher Orders Bloody Slaughter“ [Thatcher befiehlt blutiges Gemetzel], Workers Vanguard Nr. 307, 11. Juni 1982)

Tatsächlich hat die PTS die Schönfärberei der militärischen Abenteuer der argentinischen Bourgeoisie um eine neue Wendung bereichert, indem sie die grotesk reformistische und sozialchauvinistische Forderung erhob, dass 1982 „die Arbeiter durch ihre Organisationen“ eine „allgemeine Einberufung des Volkes“ hätten erzwingen müssen, „damit jeder Mann und jede Frau eine angemessene militärische Unterweisung hätte erhalten können“, um wegen eines Haufens windgepeitschter Felsen loszuziehen und Briten zu töten (oder von ihnen getötet zu werden) (La Verdad Obrera Nr. 462, 16. Februar 2012). Mit einer derart loyalen linken Flankendeckung von Seiten dieser glühenden Patrioten muss sich die argentinische Bourgeoisie ganz schön behaglich fühlen.

 

Spartakist Nr. 196

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