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Spartacist (deutsche Ausgabe) Nummer 28 |
Herbst 2011 |
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Edmund Samarakkody und das Erbe der ceylonesischen LSSP
Der Kampf für Trotzkismus in Südasien
ÜBERSETZT AUS SPARTACIST, ENGLISCHE AUSGABE NR. 62, FRÜHJAHR 2011
„Der Kampf um den Wiederaufbau der Vierten Internationale dürfte schwierig, langwierig und vor allem ungleichmäßig sein. Doch steht er als unerlässliche und zentrale Aufgabe vor denen, die die Arbeitermacht erringen und der Menschheit den Weg zum Sozialismus freikämpfen wollen.“
– „Erklärung für die Organisierung einer internationalen trotzkistischen Tendenz“, Juli 1974,
Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 2, Herbst 1974
Ein bedeutendes Kapitel in diesem schwierigen, langwierigen und ungleichmäßigen Kampf bilden unsere Beziehungen zur Revolutionary Workers Party (RWP) Edmund Samarakkodys in den 1970er-Jahren. Als Samarakkody im Januar 1992 starb, lag seine revolutionäre Zeit schon eine ganze Weile hinter ihm. Doch einst verkörperte er – als Gründungsmitglied der ceylonesischen Lanka Sama Samaja Party (LSSP) – einen seltenen Typ von Politiker: einen Kämpfer, der in den späten 1930er-Jahren zum Trotzkismus gewonnen und nicht durch einheimische Volksfrontpolitik oder durch die revisionistische Strömung Michel Pablos, die die Vierte Internationale 1951–53 zerstörte, völlig kompromittiert und korrumpiert worden war. Als die internationale Spartacist Tendenz, die heutige Internationale Kommunistische Liga, in ihrer Erklärung von 1974 die Aussichten für revolutionäre Umgruppierung skizzierte, schenkten wir Samarakkodys RWP besondere Beachtung, weil sie „unbefleckt aus dem Wirrwarr von Verrätereien hervorgegangen [ist], die die alte LSSP begangen hat“, Verrat, dem das pabloistische Vereinigte Sekretariat (VS) von Ernest Mandel und das erbärmliche „Internationale Komitee“ (IK) von Gerry Healy Vorschub leisteten (ebd.).
Viele Jahre lang führte die LSSP einen Teil der Arbeiterbewegung in Ceylon, wo sie zeitweilig die offizielle parlamentarische Opposition war. Ihre Bedeutung ging über die kleine Insel hinaus, da Ceylon Sprungbrett für die sozialistische Revolution in der gesamten Region war, vor allem für Indien. Tatsächlich spielte die LSSP im Hexenkessel von interimperialistischem Krieg und antikolonialem Kampf eine entscheidende Rolle bei der Schmiedung der ersten autoritativen trotzkistischen Organisation in Indien. Samarakkody selbst saß während des Zweiten Weltkriegs wegen revolutionärer Antikriegstätigkeit in Ceylon im Gefängnis und wurde später Parlamentsabgeordneter. Doch das herausragende politische Ereignis seines Lebens, sowohl Gipfelpunkt als auch äußerstes Limit, fand 1964 statt, als Samarakkody und sein Genosse Meryl Fernando im Parlament mit ihrer Abstimmung die kapitalistische Koalitionsregierung unter Führung der bürgerlich-nationalistischen Sri Lanka Freedom Party (SLFP) stürzten – eine Volksfront unter Beteiligung der LSSP, die zu dieser Zeit zu krassem Reformismus degeneriert war. Die SLFP war in erster Linie bestrebt, die beherrschende Stellung der singhalesischen buddhistischen Mehrheit der Insel gegenüber der belagerten nationalen Minderheit der Tamilen voranzutreiben.
Für uns verkörperte Samarakkody das Beste, was es im alten ceylonesischen Trotzkismus an Prinzipienfestigkeit gab – woran es dort eher mangelte. Im Verlaufe unserer Diskussionen wurde klar, dass er und seine Gruppe nicht mit dem parlamentaristischen Rahmen gebrochen hatten, der die linke Politik in Ceylon (1972 in Sri Lanka umbenannt, um die singhalesische „Identität“ des Landes zu betonen) bestimmte. Es stellte sich zum Beispiel heraus, dass sich Samarakkody in den frühen 70er-Jahren von seinem mutigen Votum gegen die Volksfront von 1964 distanziert hatte. Eine für die I. Internationale Konferenz der iST 1979 geplante Fusion mit der RWP zerschlug sich, da Samarakkody klar machte, dass er seine provinziellen Aktivitäten am linken Rand des volksfrontlerischen Sumpfes in Lanka fortsetzen wollte und nicht erlauben würde, seine Organisation den genauen Prüfungen und Korrekturmechanismen des internationalen demokratischen Zentralismus unterzuordnen. Wir zogen folgende Bilanz unserer Bemühungen, hinreichende programmatische Übereinstimmung mit der RWP zu finden, die es erlaubt hätte, mit ihr eine gemeinsame internationale Organisation zu bilden:
„Unsere langjährigen brüderlichen Beziehungen zu den ceylonesischen Genossen der Samarakkody-Gruppe waren unser aufwendigster Versuch, ,die Gründungskader der neuen Organisation im Schoße der alten‘ (James P. Cannon) zu finden. Die letzte entscheidende revolutionäre Tat dieser Organisation fand 1964 statt, genau zur Zeit der Gründung der organisatorisch unabhängigen Spartacist-Tendenz in den Vereinigten Staaten. Wären wir zu dieser Zeit in der Lage gewesen, energisch in die politische Diskussion der ceylonesischen Genossen einzugreifen, ist es denkbar, dass sie für den authentischen Trotzkismus hätten gewonnen werden können. Aber die etwa 40 amerikanischen Genossen, die damals unsere Tendenz ausmachten, hätten nur wenig Autorität in den Augen ehemaliger Führer einer Massenpartei gehabt.“
– „Vorwärts zur Internationalen Trotzkistischen Liga!“, Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 7/8, Sommer 1980
Die iST/IKL entstammt der Revolutionary Tendency [Revolutionäre Tendenz] der frühen 1960er-Jahre in der Socialist Workers Party (SWP) in den USA. Die RT gründete sich als Opposition, weil die SWP dabei war, den Kampf für eine trotzkistische Partei in Kuba aufzugeben. Zwar hatte die SWP 1953 mit Pablo gebrochen, um das antipabloistische Internationale Komitee zu bilden – einen Block vor allem mit der Healy-Gruppe in Britannien und der von Pierre Lambert geführten französischen Gruppe. Als Reaktion auf die Kubanische Revolution übernahm die SWP-Führung 1960 jedoch die gleiche liquidatorische Methode wie Pablo. Diese politische Tendenz, formuliert von Pablo in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und dann fortgeführt von seiner rechten Hand Mandel, gab den Kampf für die Schmiedung trotzkistischer Parteien auf, die für den Sieg proletarischer Revolutionen international unerlässlich sind, und betätigte sich stattdessen als Pressure-Group für verschiedene kleinbürgerliche, nichtrevolutionäre Kräfte (siehe „Ursprünge des Pabloismus“, Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 3, März 1975). Die RT wurde Ende 1963 bürokratisch aus der SWP ausgeschlossen, nachdem diese sich mit der Mandel-Tendenz wiedervereinigt und das VS gebildet hatte.
Anfangs war die RT einige Jahre lang politisch solidarisch mit dem IK von Healy und Lambert. 1967 brachen wir endgültig vom IK, als die Healy-Gruppe für die Unterstützung einer klassenlosen „Arabischen Revolution“ und einer Reihe anderer antimarxistischer Positionen auftrat. Unser Bericht der Konferenz 1979 vermerkte:
„Die Samarakkody-Gruppe ist ein konkretes Beispiel für die Beobachtung, dass keine nationale revolutionäre Strömung einen authentisch revolutionären Kurs verfolgen kann, wenn sie über längere Zeit vom Kampf für den Aufbau einer Weltpartei isoliert bleibt. Vom Zeitpunkt unserer Gründung als Tendenz kämpfte der amerikanische Kern der iST darum, aus der erzwungenen nationalen Isolierung auszubrechen. Im Verlauf dieses langen Prozesses erkannten wir, dass die wichtigen internationalen Strömungen des vorgeblichen Trotzkismus mehr oder weniger programmatisch moribund sind.“
– Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 7/8, Sommer 1980
Jedoch selbst nach dem Bruch mit Healy war uns bewusst, dass es vereinzelt Gruppierungen gab, die sich der liquidatorischen Politik des Pabloismus nicht fest verschrieben hatten. Am längsten befassten wir uns mit der Lambert-Gruppe, die 1952 mit Pablo gebrochen hatte, denn sie beherbergte das größte Kaderreservoir, das noch aus der trotzkistischen Bewegung zu Trotzkis Zeiten stammte. Wir hofften, ein Teil dieses Kaders würde über wesentliche Fragen von dem nach rechts driftenden Kurs dieser Organisation brechen. Darauf folgte unsere langwierige Beschäftigung mit der Samarakkody-Gruppe in Ceylon. Doch all diese Bemühungen, eine Schicht älterer trotzkistischer Kader zu gewinnen, scheiterten.
Ein bedeutender Teil unserer frühen Geschichte als internationale Tendenz spielte sich auf der kleinen Insel Ceylon ab. Von 1971 an, als Samarakkody erstmals mit uns Kontakt aufnahm, bis 1979, als wir die brüderlichen Beziehungen zur RWP aufgaben, aber auch in den folgenden Jahren, als eine linke Abspaltung der RWP die Spartacist League/Lanka begründete, hatten wir sporadischen, aber zeitweise intensiven Kontakt mit Samarakkody und seiner Gruppe. Samarakkodys „The Struggle for Trotskyism in Ceylon“ [Der Kampf für Trotzkismus in Ceylon], veröffentlicht in Spartacist (englische Ausgabe Nr. 22, Winter 1973/74), war eines der Dokumente, das in unserer Erklärung von 1974 als Teil des programmatischen Erbes der iST anerkannt wurde; einige Jahre lang brachte unsere Presse auch Artikel Samarakkodys über die Lage in Sri Lanka. Auf die kritische Probe gestellt, einen Weg zur Fusion mit unserer trotzkistischen Internationale zu finden, versagte die RWP. Damit zeigte sie die Grenzen ihrer Opposition zur Klassenkollaboration der LSSP, weiter nach links konnte sie nicht gehen.
Beschreibt man Samarakkodys Leben, beschreibt man auch den Aufstieg und Fall des ceylonesischen Trotzkismus. Es gibt viele Einzelheiten der Geschichte der LSSP, die uns unklar bleiben. Das interne Leben der frühen LSSP ist kaum dokumentiert, vieles davon wurde innerhalb eines kleinen Klüngels der Führung informell ausgemacht. Auch ist ein Großteil der Dokumentation, vor allem auf Singhalesisch und Tamilisch, uns gegenwärtig unzugänglich. Dennoch verdient diese Geschichte ernsthafte Nachforschung, damit eine neue Generation von Revolutionären den Trotzkismus in Lanka und Indien als Teil des Kampfes zur Wiederschmiedung der Vierten Internationale, der Weltpartei der sozialistischen Revolution, wiederbeleben kann.
Ursprünge der LSSP
Als Gründungsmitglied der LSSP gehörte Samarakkody einer Schicht militanter Kämpfer an, die viel eher den Anspruch erheben könnten, Gründerväter ihres Landes zu sein, als die korrupten proimperialistischen Kapitalisten, denen die Briten 1948 die Macht übergaben. 1912 in eine wohlhabende und aristokratische singhalesische Familie aus dem Tiefland geboren, war er in den frühen 1930er-Jahren beim Anstieg antikolonialer Stimmung politisch aktiv und trat der Colombo South Youth League bei. Junge Ceylonesen, die vom Studium in Übersee zurückkehrten, brachten in die Youth Leagues [Jugendverbände] Vorstellungen von Internationalismus, Sozialismus und revolutionärem Wandel ein. Ein solcher Jugendlicher war Philip Gunawardena, der im Ausland mit verschiedenen linken Strömungen, darunter auch der trotzkistischen Internationalen Linken Opposition, in Kontakt gekommen war. Viele dieser jungen Männer und Frauen entstammten einer Schicht der jüngst zu Wohlstand gelangten ländlichen Bourgeoisie und Kleinbourgeoisie; Samarakkody selbst wurde Rechtsanwalt in Ceylon und war bis zu seinem Tode als Anwalt tätig.
Die Youth Leagues wuchsen rasch dank ihrer antiimperialistischen Agitation in der Suriya-Mal-Bewegung (nach einer einheimischen Blume benannt), einem Protest gegen die „Poppy-Day“-Gedenkfeiern für die britischen Veteranen des ersten imperialistischen Weltkriegs, und auch durch ihre sozialen Hilfsaktivitäten in verarmten Dörfern während einer Malariaepidemie 1934/35. 1932/33 lehnten sich die jungen Militanten gegen die verräterische Rolle des etablierten Gewerkschaftsführers A. E. Goonesinha auf, der zunehmend kommunalistisch geworden war – sie errangen die Führung eines Streiks von 1400 Arbeitern, hauptsächlich Malayali-Arbeiter aus dem indischen Staat Kerala, bei den Wellawatte Weaving and Spinning Mills, der größten Textilfabrik der Insel.
Samarakkody war einer von etwa 20 Linken, die im Dezember 1935 unter Führung Gunawardenas die LSSP gründeten. Eine Vielzahl von Einflüssen spielte bei diesen talentierten und tatkräftigen jungen Männern und Frauen eine Rolle: Stalinismus, Trotzkismus, Harold Laskis „sozialistischer“ Reformismus, der von der Labour Party geprägt war, und Mahatma Gandhis Indischer Nationalkongress.
Die LSSP entstand vor dem Hintergrund eines allseitigen Führungsvakuums auf der Insel. Die einheimische Bourgeoisie war schwach und korrupt. Der zahme Ceylon National Congress war nur ein blasser Abglanz seines indischen Gegenstücks. Besonders nach der Einführung der von der britischen Donoughmore-Verfassungskommission vorgeschlagenen Reformen 1931 arbeitete die ceylonesische Bourgeoisie begeistert mit den britischen Imperialisten zusammen und nahm Ministerposten in dem neuen Staatsrat an, einem „parlamentarischen“ Anhängsel der Kolonialverwaltung. Die militante Arbeiterbewegung der 20er-Jahre war durch die Weltwirtschaftskrise von 1929–1935 in alle Winde zerstreut und ihre Führer, wie Goonesinha, hatten sich definitiv für Klassenzusammenarbeit mit den Bossen und Rassismus gegenüber Arbeitern indischer Herkunft entschieden.
Eine Figur aus einer Kurzgeschichte Romesh Gunesekeras vermittelt eine Vorstellung der Situation:
„In jenen Tagen war ich gleichermaßen über unsere politische Führung bestürzt: Damals schien sie mir so schwunglos. Ich wünschte, wir wären in Indien, wo so viel mehr an Kampf stattfand. Etwas Kampf, etwas Idealismus. Gandhi, Bose. Verstehen Sie – Leute, die etwas für ihr Land taten. Ceylon hingegen schien voller Lakaien zu sein. Jeder wollte oberster Lakai im Hause des Gouverneurs sein. Wie konnten sie? Erst als die Linke fünfunddreißig aufkam, begannen wir eine wirkliche Zukunft zu sehen. Sie gingen während der Malaria hinaus in die Dörfer, um unseren Leuten zu helfen. Und die Leute würdigten das. Als schließlich die Wahlen kamen, reagierten sie entsprechend. Ich machte mit.“
– Romesh Gunesekera, „Ullswater“, Monkfish Moon (The New Press, New York, 1992)
Die LSSP wurde als breit angelegte Partei gegründet, die für Unabhängigkeit, Reform und Sozialismus kämpfte (Sama Samaja, nach dem Singhalesischen für „Gesellschaft der Gleichheit“). Sie war modernisierend und säkular, wenn auch mit einer Schwäche in Bezug auf die buddhistische Erneuerungsbewegung, einer frühen Antwort auf die britische Herrschaft. Der Einfluss der Partei wuchs rasch, und ziemlich bald war sie die anerkannte Führung im Kampf für nationale Unabhängigkeit. 1936 wurden Gunawardena und sein LSSP-Kollege N. M. Perera in den Staatsrat gewählt. Obwohl sie sich oft wie liberale Sozialdemokraten anhörten, wurden sie dennoch von einem aufgebrachten rechtsgerichteten Widersacher, Samarakkodys älterem Bruder Siripala, als die „Herren Abgeordneten für Russland oder die kommunistischen Abgeordneten für Ruanwella und Avissawella“ geschmäht (zitiert in George Lerski, Origins of Trotskyism in Ceylon [Ursprünge des Trotzkismus in Ceylon], Hoover Institution, Stanford, Kalifornien, 1968). Der LSSP gelang es eine Gewerkschaftsmassenbasis aufzubauen, vor allem in Colombo. Samarakkody war in den von der LSSP angeführten Streiks und gewerkschaftlichen Organisierungskampagnen aktiv und wurde 1937 wegen dieser Aktivitäten in Colombo verhaftet.
So wie in Bolivien und Indochina entstand auch in Ceylon politisches Bewusstsein der Arbeiterklasse so spät, dass der Stalinismus für militante antikolonialistische Kämpfer nicht mehr attraktiv erschien. 1935 hatte die stalinisierte Kommunistische Internationale (KI) die Politik der „Volksfront“ angenommen, ein neues Etikett für das alte, sozialdemokratische Programm der Klassenzusammenarbeit mit einem angeblich fortschrittlichen Flügel der Bourgeoisie. Die Anwendung dieser Politik auf Kolonialländer sah vor, „nationale Einheitsfronten“ mit den einheimischen Bourgeoisien aufzubauen. Die „antiimperialistische Einheitsfront“ wurde ursprünglich auf dem IV. Weltkongress der KI 1922 verkündet. Diese verworrene Losung, die implizit auf einer Etappentheorie der Revolution beruht, war 1927 schließlich zum Synonym für die Auflösung der Kommunistischen Partei Chinas in die bürgerlich-nationalistische Guomindang und für den Verrat an der Zweiten Chinesischen Revolution geworden. Das erneute Aufgreifen dieser Losung im Namen der Volksfront mit einem „demokratischen“ Flügel der Bourgeoisie war eine unverhohlene Politik der Klassenzusammenarbeit. Und als Stalin nach dem Einmarsch der Nazis in die Sowjetunion im Juni 1941 sein Kriegsbündnis mit den imperialistischen Alliierten schloss, wurde offensichtlich, dass damit die Arbeiterklasse nicht nur den korrupten örtlichen Kapitalisten untergeordnet werden sollte, sondern auch den „demokratischen“ imperialistischen Oberherren. Daher wurde die Avantgarde des Proletariats in einer Reihe kolonialer und halbkolonialer Länder zumindest dem Namen nach trotzkistisch.
Der Widerspruch der LSSP
Im Zentrum dieser Entwicklung hin zum Trotzkismus stand in der LSSP die sogenannte „T-Gruppe“. Von Gunawardena initiiert, war dies ein informelles Netzwerk, das Merkmale sowohl einer politischen Tendenz als auch einer Clique von Jungtürken aufwies. Das Erscheinen von Trotzkis Verratener Revolution 1937 in Englisch hatte maßgeblichen Einfluss auf die gebildeten Führer der T-Gruppe, die das Buch lesen konnten. Im Dezember 1939 nahm das Exekutivkomitee der LSSP mit 29 gegen 5 Stimmen den Antrag an: „Da die Dritte Internationale nicht im Interesse der internationalen revolutionären Bewegung der Arbeiterklasse gehandelt hat, erklärt die Lanka Sama Samaja Party, dass sie zwar in Solidarität mit der Sowjetunion, dem ersten Arbeiterstaat, steht, aber kein Vertrauen in die Dritte Internationale hat“ (zitiert in Origins of Trotskyism in Ceylon). Bei der nächsten Sitzung des Exekutivkomitees wurden alle, die gegen diese Linie waren, per Federstrich ausgeschlossen; niemand versuchte, den Kampf in die Mitgliedschaft zu tragen.
Das Bekenntnis der LSSP zum Trotzkismus war weitgehend nominell und ging nie sehr tief. Was fehlte, war ein lebendiger Kampf, der einen revolutionären Kader hätte zusammenschweißen können in Opposition zu den Nationalisten und Reformisten, für die der Trotzkismus nur oberflächlich zweckmäßig war als eine Art Talisman gegen die Unterstützung der örtlichen Kolonialmacht. Doch der authentische Trotzkismus und die Theorie der permanenten Revolution lieferten tatsächlich die revolutionären Antworten für eine Partei, die mit den national-demokratischen Aufgaben der kolonialen Befreiung konfrontiert war sowie mit der Aufgabe, den Klassenkampf der Arbeiter zum Sieg zu führen.
Eine zentrale Frage dabei war (und ist) die nationale Unterdrückung des zum Großteil hinduistischen tamilischen Volkes, die bedeutendste unter den nationalen, ethnischen und religiösen Minderheiten auf dieser mehrheitlich singhalesischen und buddhistischen Insel. (Andere Minderheiten waren Christen, Muslime und Burgher, letztere Abkömmlinge aus Mischehen mit europäischen Kolonisten.) Die Tamilen, die sprachlich und kulturell mit dem Volk von Tamil Nadu in Südindien verbunden sind, teilten sich in zwei unterschiedliche Gruppen. Die ceylonesischen Tamilen – konzentriert auf der Halbinsel Jaffna und in der nordöstlichen Region einschließlich Trincomalee und auch in Colombo – waren seit vielen Jahrhunderten auf der Insel etabliert, und die Briten favorisierten sie für Posten in der Kolonialverwaltung. Die sogenannten indischen Tamilen waren seit dem späten 19. Jahrhundert aus Indien herübergebracht worden, um auf den hochprofitablen, in britischem Besitz befindlichen Teeplantagen harte Knochenarbeit bei schlechter Bezahlung zu verrichten. Die tamilischen Plantagenarbeiter, an strategischer Stelle, hatten dreifache Bedeutung: als zentral wichtige Produzenten für die Wirtschaft, als wesentliches Element im Kampf gegen singhalesischen Chauvinismus und als potenzielle Brücke zur indischen Revolution.
Solange diese überwiegend den niederen Kasten angehörenden und weiblichen Arbeiter ruhig und im Bergland isoliert blieben und weder politische noch gewerkschaftliche Rechte besaßen, wurden sie nicht als Bedrohung angesehen. Doch sobald sie sich Geltung zu verschaffen begannen, waren sie mit der klassenbedingten Furcht der Bourgeoisie konfrontiert, verbunden mit chauvinistischen Vorurteilen, die sich aus der Vorstellung der singhalesischen Mehrheit speisten, in der Region als Ganzes eine belagerte Minderheit zu sein.
Die LSSP hielt meist an einer politischen Linie der Klasseneinheit gegen ethnische Spaltung fest, und diese ganze Periode hindurch wurden LSSP-Versammlungen von kommunalistischen Goondas (Schlägern) angegriffen. Zweifelsohne spielte ihr zunehmender Einfluss in der Arbeiterklasse eine Rolle bei der Verhinderung kommunalistischer Gewaltausbrüche, wie bei den antimuslimischen Ausschreitungen 1915. Dennoch war die LSSP offenkundig nicht gegen die vorherrschenden singhalesischen Vorurteile gefeit: Zum Beispiel brachte sie im September 1937 im Staatsrat einen Antrag ein, der die indische Arbeitsimmigration verbieten sollte. Im Gegensatz zu Lenins Bolschewiki sah die LSSP den Kampf gegen nationale Unterdrückung nicht als treibende Kraft für die proletarische Revolution an. Die Partei baute keine Massenbasis unter den strategisch wichtigen tamilischen Plantagenarbeitern auf, und die Auswirkung dieses Versäumnisses wurde noch verschärft durch die per Diktat durchgeführte Spaltung von den Stalinisten 1939, die es diesen erlaubte, in wichtigen Arbeitsbereichen, wie z. B. unter den Tamilen der niederen Kasten auf der Halbinsel Jaffna, die Führung zu behalten.
Dennoch spielte die LSSP Ende 1939 und Anfang 1940 beim Ausbruch einer beispiellosen Streikwelle der Plantagenarbeiter in der Provinz Uva eine führende Rolle; Samarakkody war einer der Hauptorganisatoren. Im Mai 1940 organisierte die LSSP eine riesige Kundgebung in Badulla. Diese Kundgebung fand trotz eines Verbots seitens der Behörden statt und lieferte einen überwältigenden Beweis der Stärke. Diese vielversprechende Arbeit fand ein jähes Ende, da die britischen Kolonialherren während des Krieges hart durchgriffen. Damit stand dem Wachstum ausschließlich indisch-tamilischer Gruppierungen nichts mehr im Weg, vornehmlich des Ceylonesisch-Indischen Kongresses (der 1950 zum Ceylonesischen Arbeiterkongress wurde), und so konnten sie diesen historischen Schlüsselsektor des Proletariats unter ihre Kontrolle bekommen. Die spätere Darstellung dieser Arbeit durch die LSSP selbst ist aufschlussreich:
„Die militante Führung seitens der Partei machte auf die Plantagenarbeiter einen tiefen Eindruck. Doch die Partei vermochte es nie, aus diesem Wohlwollen Gewinn zu schlagen, weil erstens die Partei sofort danach unter harter Repression leiden musste, was dazu führte, dass der Bereich der Gewerkschaftsarbeit auf den Plantagen unter die Kontrolle des Ceylonesisch-Indischen Kongresses fiel; und zweitens weil auch noch nach dem Krieg die Regierungsmaßnahmen gegen Arbeiter indischer Herkunft diese Arbeiter – durchaus verständlich unter diesen Umständen – dem Ceylonesisch-Indischen Kongress in die
Arme trieb.“
– Leslie Goonewardene, A Short History of the Lanka Sama Samaja Party [Eine kurze Geschichte der Lanka Sama Samaja Party] (LSSP-Broschüre, Colombo, 1960)
Hinter diesem fatalistischen Schulterzucken steckt mehr als die Tatsache, dass kurz nach dieser Schilderung die parlamentarische Degeneration der LSSP im Beitritt zu einer kapitalistischen Volksfrontregierung gipfelte. Schon in ihren frühen Jahren sah die LSSP keinen Widerspruch darin, dass Jack Kotelawala, einer ihrer Hauptorganisatoren unter den Teeplantagenarbeitern, später den Posten eines Rechtsbeistandes der Ceylon Estates Employers Federation [Grundbesitzerverband] bekleidete, wo er dann vor Gericht gegen die Arbeiter auftrat. Was wäre wohl passiert, wenn die LSSP, anstatt sich auf Leute mit guten Privateinkünften zu verlassen, einige der besten Militanten der Plantagenarbeiter als Vollzeit-Parteiorganisatoren eingesetzt und sie gleichzeitig gründlich in revolutionärem Marxismus ausgebildet hätte? Leider waren die Arbeitsmethoden der LSSP weit entfernt von solcher bolschewistischen Praxis.
Von ihrer Gründung an wies die LSSP einen tiefgreifenden Widerspruch auf. Wie Charles Wesley Ervin in einem Artikel von 1988 über die Entstehungsperiode des ceylonesischen und indischen Trotzkismus schrieb: „Die LSSP hatte von Geburt an eine gespaltene Persönlichkeit. Ihre Führer waren gut ausgebildete Linke, doch die LSSP sollte bewusst eine sehr breit angelegte, ,weiche‘ sozialistische Partei sein, eher nationalistisch als marxistisch“ („Trotskyism in India – Part One: Origins Through World War II (1935–45)“ [Trotzkismus in Indien – Teil Eins: Ursprünge bis Ende des Zweiten Weltkriegs], Revolutionary History, Winter 1988/89). In einem Folgeartikel beschrieb Ervin Philip Gunawardena und Perera als „opportunistische Schwindler“ und „aalglatte Revisionisten“ („Trotskyism in India, 1942–48“, Revolutionary History Bd. 6, Nr. 4, 1997).
Als Ervin diese Artikel schrieb, hatte er immer noch etwas Sympathie für den revolutionären Trotzkismus übrig. Doch seitdem hat er sich nach rechts bewegt und sich den „Tod-des-Kommunismus“-Linken angeschlossen, wie etwa den Kreisen der britischen Labour-freundlichen Zeitung Revolutionary History, und verherrlicht wie sie die „Politik des Möglichen“. In einem kürzlich erschienenen Buch schwärmt Ervin von Gunawardena als „treibender Kraft hinter der Gründung und dem spektakulären Wachstum der Lanka Sama Samaja Party (LSSP), einige der wenigen trotzkistischen Parteien, die je über einen langen Zeitraum hinweg eine Massengefolgschaft hatten“ (Tomorrow Is Ours: The Trotskyist Movement in India and Ceylon 1935–48 [Die Zukunft gehört uns: Die trotzkistische Bewegung in Indien und Ceylon 1935–48], Social Scientists’ Association, Colombo, 2006). Ervin erkennt an, dass „im Nachhinein betrachtet vieles an der frühen LSSP ,menschewistisch‘ oder ,reformistisch‘ aussehen könnte“, und entschuldigt diesen programmatischen und organisatorischen Menschewismus mit der Behauptung: „Kontext ist entscheidend. Die LSSP war wirklich die erste politische Partei, die im verschlafenen Ceylon je gegründet wurde.“ (ebd.)
Ervins erster Artikel kam der Wahrheit viel näher. In seinem Buch schrieb er, Gunawardena hätte sich in den frühen 30er-Jahren nach einer Periode in der britischen Kommunistischen Partei „mit Trotzki solidarisiert“ (ebd.). Doch die frühe LSSP unter Gunawardenas Leitung vermied es sorgfältig, zu den brennenden Fragen der Weltrevolution Position zu beziehen, die durch Trotzkis Kampf gegen die stalinistische Bürokratie gestellt wurden. Die auf der ersten jährlichen Konferenz der LSSP im Dezember 1936 angenommene Resolution rief, soweit sie sich überhaupt mit internationalen Fragen beschäftigte, lediglich zur Solidarität mit den republikanischen Kräften auf, die im Spanischen Bürgerkrieg gegen Franco kämpften, ohne ein einziges Wort über die entscheidende Frage der Volksfront zu verlieren.
Anstatt für programmatische Klarheit zu kämpfen, wollte Gunawardena durch Abkürzungen schneller eine große Partei auf der kleinen Insel aufbauen. Er warb für die LSSP folgendermaßen: „Unsere Partei ist keine kommunistische Partei… Es ist eine Partei, die weit weniger militant und weniger anspruchsvoll ist“ (zitiert in Origins of Trotskyism in Ceylon). Als Vorbild nahm er die lose organisierte Congress Socialist Party (CSP) J. P. Narayans, die ein organischer Bestandteil von Gandhis bürgerlicher Kongresspartei in Indien war. Gunawardena hatte sich als Student in den USA mit Narayan angefreundet, und die neu gegründete LSSP nahm zur CSP brüderliche Beziehungen auf. Trotz ihres nominellen Bekenntnisses zum Trotzkismus Ende 1939 ging die LSSP erst daran, ihre inneren Widersprüche zu lösen, als sie für den Aufbau einer trotzkistischen Organisation in Indien zu kämpfen begann, eine zutiefst internationalisierende Erfahrung. Und bei jedem entscheidenden Schritt war Gunawardena ein Hindernis auf dem Weg zur Schmiedung einer solchen Partei.
Die heroische Periode: die BLPI
Die LSSP war von Anfang an gegen den Zweiten Weltkrieg, den sie als imperialistisch charakterisierte, und ihre Arbeit unter den Teeplantagenarbeitern war der konkrete Beweis, dass sie den Klassenkampf und den Kampf für nationale Unabhängigkeit fortführen würde, egal, was das für die britische Kriegsmobilisierung bedeutete. Die Briten betrachteten Ceylon mit seiner Tee- und Gummiproduktion und dem strategisch bedeutenden Hafen Trincomalee als lebenswichtigen Stützpunkt. Die Trotzkisten riefen dazu auf, den imperialistischen Krieg in einen Bürgerkrieg zu verwandeln und richteten revolutionäre Antikriegspropaganda gegen die großen britischen Garnisonen in Ceylon und Indien. Konfrontiert mit der entschiedenen Opposition der LSSP zum Krieg und ihrer Rolle bei den Plantagenstreiks in Uva unterdrückten die britischen Behörden die Sozialisten und machten die LSSP-Presse dicht. Während Leslie Goonewardene von der Partei angewiesen wurde, sich der Verhaftung zu entziehen, ließ die restliche Führungsspitze – Philip Gunawardena, Perera und Colvin R. de Silva – die Verhaftung passiv an sich herankommen, vielleicht in einfältiger Erwartung ruhmreicher Schlachten vor Gericht. Am 18. Juni 1940, wenige Tage nach dem Einmarsch der deutschen Armee in Paris, wurden die drei ins Gefängnis geworfen. Das gleiche Schicksal traf am nächsten Tag Samarakkody, der nach Colombo zurückgekehrt war, um Demonstrationen zu ihrer Verteidigung zu organisieren. Seine Verhaftung zusammen mit den bekanntesten Parteiführern geschah wahrscheinlich aufgrund seiner herausragenden Rolle bei den Plantagenstreiks.
Nun waren die obersten LSSP-Führer vom Staatsrat und von ihren juristischen Karrieren abgeschnitten, und die Partei wurde alles in allem in gesündere Bahnen gelenkt. Wenn auch etwas beliebig und willkürlich rechnete man doch mit den Stalinisten ab, die nach 1941 deutlich gemacht hatten, dass sie den Kampf für koloniale Befreiung der Allianz Stalins mit dem „demokratischen“ Imperialismus opfern würden. Unter den Bedingungen der Illegalität entwickelte sich die LSSP in Richtung größerer programmatischer Schärfe. Diese Entwicklung war einer neuen Führungsschicht zu verdanken, die sich der Verantwortung gewachsen zeigte. Die Partei war bisher zu abhängig von ihrer Spitze gewesen und es mangelte ihr an einer für revolutionäres Wirken notwendigen Organisation, ganz besonders unter der Illegalität.
Angesichts der Repression auf der Insel und des massiven Anstiegs nationalistischer Agitation in Indien, auf der anderen Seite der Palk-Meeresenge, drängte sich der LSSP mit aller Macht die Schlussfolgerung auf, dass die Revolution in Ceylon integraler Bestandteil der Revolution in Indien ist. Auf ihrer Konferenz 1941 verkündete die LSSP ihre Umgestaltung in eine bolschewistische Kaderorganisation, gleichzeitig brachte sie die Perspektive eines aktiven Kampfes für den Aufbau einer trotzkistischen Partei in Indien vor. Dazu hatte die LSSP bereits praktische Schritte unternommen. Schon Ende 1940 hatte die LSSP in Absprache mit einer kleinen trotzkistischen Gruppe in Kalkutta Bernard Soysa nach Indien geschickt. Andere folgten, darunter de Silva, Perera und Gunawardena, die nach dem legendären Gefängnisausbruch vom 7. April 1942 auf Fischerbooten nach Madras entkamen; sie wurden später erneut verhaftet und nach Ceylon zurückgeschickt. Samarakkody blieb zurück und arbeitete im Untergrund. Er wurde nochmals verhaftet und zusammen mit Perera und Gunawardena 1944 zu sechs Monaten verschärfter Haft verurteilt.
Gemeinsam mit ihren indischen Genossen arbeiteten die im Exil lebenden LSSP-Kader daran, eine Reihe isolierter trotzkistischer Zirkel zu einer gesamtindischen Organisation zu vereinigen. Die Bolschewistisch-Leninistische Partei Indiens (BLPI) wurde im Mai 1942 formell gegründet, mit funktionierenden Gruppen in Bombay, Kalkutta, Madras und den Vereinigten Provinzen (heute Uttar Pradesh) und der LSSP als ihrer Gruppe in Ceylon. Der Programmentwurf der BLPI (formell erst 1944 ratifiziert) trat für revolutionären Defätismus gegenüber allen imperialistischen Kriegsparteien im Zweiten Weltkrieg ein und rief gleichzeitig zur bedingungslosen militärischen Verteidigung des degenerierten Arbeiterstaates Sowjetunion auf. (Der Programmentwurf erscheint als Anhang in Ervins Buch; Teile des Programms wurden ursprünglich in der Fourth International der SWP im März, April und Oktober 1942 veröffentlicht.) Er verlieh der trotzkistischen Perspektive der permanenten Revolution konkreten Ausdruck, indem er die Kongresspartei als „die klassische Partei der indischen Kapitalistenklasse“ beschrieb und sie mit „der Kuomintang [verglich], die die Chinesische Revolution von 1925–27 in Verrat und Niederlage führte“. Die BLPI bemerkte, dass die CSP und andere kleinbürgerliche Gruppierungen in oder unter dem Einfluss der Kongresspartei (M. N. Roys Radikal-Demokratische Partei und der Vorwärts-Block des radikalen Nationalisten Subhas Chandra Bose) „sich wiederholt von der Bourgeoisie als Schutzschild gegen die Massen haben missbrauchen lassen“ und betonte:
„Die Führung der Bauernschaft in der kommenden, unmittelbar auf der Tagesordnung stehenden kleinbürgerlich-demokratischen Agrarrevolution kann daher nur vom Industrieproletariat kommen… Das revolutionäre Bündnis zwischen dem Proletariat und der Bauernschaft kann nur bedeuten, dass das Proletariat den Kampf der Bauern führt und, im Falle eines revolutionären Sieges, die Errichtung der proletarischen Diktatur mit Unterstützung der Bauernschaft.“
– Draft Programme of the Bolshevik-Leninist Party
of India [Programmentwurf der Bolschewistisch-
Leninistischen Partei Indiens] (Broschüre der LSSP[R], Colombo, 1970)
Nur wenige Monate nach ihrer Gründung hatte die BLPI Gelegenheit, mit diesem Programm in einen Massenkampf zu intervenieren. Am 9. August 1942, dem Morgen nachdem Gandhi vor einer riesigen Menge in Bombay zu einer gewaltlosen Massenkampagne aufgerufen hatte, um die Briten zum Abzug aus Indien („Quit India“) zu zwingen, wurden er und die übrigen Spitzenführer der Kongresspartei verhaftet und eingesperrt. Die Verhaftungen lösten einen sofortigen Aufruhr aus, der sich rasch ausbreitete. Die Kommunistische Partei (KPI) und die Anhänger von Roy, die den britischen Imperialismus in seinem „Krieg gegen den Faschismus“ unterstützten, stellten sich direkt gegen die „Quit India“-Bewegung, Bose wiederum tat sich mit Deutschland und Japan zusammen. Die Trotzkisten mobilisierten sofort ihre geringen Kräfte, um bei dem Kampf für Unabhängigkeit und sozialistische Revolution die entscheidende Rolle des Proletariats herauszustellen (siehe „The ,Quit India‘ Movement 50 Years On: Stalinist Alliance with Churchill Betrayed Indian Revolution“ [Die „Quit India“-Bewegung 50 Jahre danach: Stalinistisches Bündnis mit Churchill verriet die indische Revolution], Workers Hammer Nr. 131 und 132, September/Oktober und November/Dezember 1992; nachgedruckt in Workers Vanguard Nr. 970, 3. Dezember 2010).
Vom 9. August an brachte die BLPI eine Reihe von Flugblättern heraus, um die Arbeiter auf einer Klassenbasis zu mobilisieren und sie vor jeglichem Vertrauen in die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Irreführer zu warnen. Während Gandhi & Co. im Gefängnis saßen, lösten sich die Congress Socialists als eigenständige Strömung auf, um die Führung der Kongresspartei zu übernehmen. Die CSP setzte darauf, dass die Bauern und das städtische Kleinbürgertum Guerillaaktionen gegen die britischen Streitkräfte durchführen sollten, wobei sie die Arbeiter aufforderte, einfach die Fabriken zu verlassen und in ihre Heimatdörfer zurückzukehren. Wie ein Dokument der BLPI 1944 feststellte, hatte die Rolle der CSP im August-Kampf „vollständig und in der Aktion bewiesen, dass sie einfach unfähig ist, die Grenzen einer bürgerlichen ,Politik des Druckausübens‘ zu überschreiten und dass sie, obgleich dem Namen nach ,sozialistisch‘, in Wirklichkeit nur Kongress-Politik macht“ („The Present Political Situation in India“ [Die gegenwärtige politische Lage in Indien], 4. August 1944, abgedruckt in Fourth International, Oktober 1945).
Die schwierigen Kriegsjahre in Indien waren die heroische Zeit der ceylonesischen Trotzkisten. Viele BLPI-Aktivisten wurden verhaftet, im Juli 1943 auch durch stalinistische Denunziation. Doch die kleine BLPI stellte in den Kämpfen gegen den britischen Imperialismus einen revolutionär-proletarischen Pol dar. Die Trotzkisten wurden in den Untergrund getrieben; es gelang ihnen aber, eine hochwertige theoretische Zeitung, Permanent Revolution, herauszugeben, deren erste Ausgabe im Januar 1943 Trotzkis Artikel „An Open Letter to the Workers of India“ [Offener Brief an die indischen Arbeiter] vom Juli 1939 enthielt (auch veröffentlicht unter dem Titel „India Faced With Imperialist War“ [Indien konfrontiert mit imperialistischem Krieg]). Die BLPI baute sich unter Teilen des Proletariats eine Basis auf und gewann in einigen militanten Gewerkschaften in Madras und anderswo bedeutsamen Einfluss.
Die Spaltung von 1942 und der Kampf
gegen das Liquidatorentum
Die Gründung der BLPI rief unter den ceylonesischen Trotzkisten eine Spaltung in eine selbsternannte „Arbeiteropposition“ unter Gunawardena und Perera und die Bolschewistisch-Leninistische Fraktion eher jüngerer Führer wie Doric de Souza und Samarakkody hervor. Die Spaltung wurde 1945 mit dem Ausschluss von Gunawardena und Perera förmlich vollzogen. Obgleich die Auseinandersetzung als eine „taktische“ bezeichnet wurde, entsprach sie doch klar der Spaltung zwischen Bolschewiki und Menschewiki von 1903. Samarakkody bemerkte später: „Der Versuch seitens des marxistischen Flügels, die Partei programmatisch und organisatorisch entlang bolschewistischer Linien zu reorganisieren, rief Opposition des reformistischen Flügels um Philip Gunawardena/N. M. Perera hervor und führte 1942 zur Spaltung“ („The Struggle for Trotskyism in Ceylon“).
Gunawardena und Perera lehnten sich gegen die Perspektive einer harten, disziplinierten, internationalistischen Organisation auf. Wie Ervin in seinem früheren Artikel über die BLPI schrieb: „Der opportunistische Flügel der alten LSSP rebellierte, was de facto zu einer Spaltung führte… Im Grunde war es ein Kampf darum, welche Art von Partei den indischen Unabhängigkeitskampf führen würde – eine proletarisch-revolutionäre oder eine kleinbürgerlich-radikale?“ (Revolutionary History, Winter 1988/89). Die Arbeiteropposition wetterte gegen angeblich sektiererische, kleinbürgerliche Intellektuelle, die darauf aus seien, „die Partei von einem lebendigen und wachsenden Wesen mit tiefen Wurzeln in den Massen in eine beschränkte konspirative Sekte zu verwandeln“ (zitiert in „Trotskyism in India, 1942–48“). Im Grunde wollte Gunawardena die LSSP in die Zeit zurückbefördern, als sie der CSP ähnelte, mit einem vage sozialistischen und antiimperialistischen Programm und einer politisch ungeschulten „Massen“-Mitgliedschaft – und er selbst wollte die Zügel in der Hand halten. Man sollte nicht vergessen, dass Gunawardena mindestens zweimal gegen seine Opponenten innerhalb der Partei physische Gewalt anwendete bzw. sie verleumderisch als Polizeispitzel angriff, was völlig aus der Luft gegriffen war; das richtete sich besonders gegen Doric de Souza, einen zentralen Untergrundorganisator der Bolschewiki-Leninisten.
Gunawardena et al. wollten, dass die Trotzkisten in Indien der kleinbürgerlich-radikalen Congress Socialist Party beitreten. Solange die proletarische Avantgarde ihre programmatische Unabhängigkeit von den bürgerlichen Nationalisten strikt beibehielt, war das Arbeiten eines kleinen Kerns leninistischer Revolutionäre innerhalb einer bürgerlich-nationalistischen Massenformation in einem kolonialen oder halbkolonialen Land unter bestimmten Umständen nicht prinzipiell ausgeschlossen. Trotzki lehnte den liquidatorischen Eintritt der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) in die Guomindang (GMD) entschieden ab, der ab 1923 die proletarische Avantgarde den bürgerlichen Nationalisten unterordnete. Doch er war nicht prinzipiell gegen den ursprünglichen teilweisen Eintritt der KPCh in die GMD 1922; dies machte er in einem Brief vom 1. November 1937 an Harold Isaacs deutlich, in dem er einen Abschnitt aus Isaacs’ Entwurf für The Tragedy of the Chinese Revolution [Die Tragödie der Chinesischen Revolution] (1938) kritisierte:
„Sie machen geltend, selbst wenn die chinesischen Führer gegen den Eintritt gewesen seien, hätten sie sich dabei nicht auf Prinzipien berufen, sondern lediglich auf ihre ,Überzeugung, die Guomindang sei am Ende‘. Diese Behauptung wird mindestens zweimal wiederholt. Ich finde es in diesem Fall nicht richtig, einen Gegensatz zwischen Prinzipien und Tatsachen aufzubauen. In früheren Zeiten, als die bürgerlichen Parteien imstande waren, Massen von Werktätigen zu führen, war es die Pflicht eines Revolutionärs, sich ihnen anzuschließen. Marx und Engels z. B. schlossen sich 1848 der demokratischen Partei an (ob zu Recht oder zu Unrecht, ist eine Frage der konkreten Analyse). ,Die Guomindang ist nicht imstande, revolutionäre Massen zu führen. Vom revolutionären Standpunkt aus ist diese Partei am Ende. Deshalb sind wir gegen den Eintritt.‘ – Einem solchen Argument könnte eine ganz und gar prinzipielle Bedeutung zukommen.
Ich kann noch weiter gehen: Im Jahre 1922 war es an sich noch kein Verbrechen, in die Guomindang einzutreten, vielleicht noch nicht einmal ein Fehler, zumal im Süden, und vorausgesetzt, es habe in den Reihen der Guomindang damals zahlreiche Arbeiter gegeben, während die junge Kommunistische Partei schwach war und fast ausschließlich aus Intellektuellen bestand. (Traf das 1922 zu?) In diesem Fall wäre der Eintritt eine Episode auf dem Weg zur Unabhängigkeit gewesen, die gewisse Analogien zu Ihrem Eintritt in die Sozialistische Partei [der USA] aufwiese. Es kommt darauf an, welche Absicht mit dem Eintritt verfolgt wurde und wie anschließend die Politik aussah.“
– Trotzki Schriften Bd. 2.2, Rasch und Röhring,
Hamburg 1990
Die BLPI trat ganz klar für Klassenunabhängigkeit des Proletariats von allen Flügeln der Kongress-Bourgeoisie ein und lehnte die Forderung der CSP nach Angliederung ganzer Gewerkschaftsverbände sowie der Bauernbünde (Kisan Sabhas) an die Kongresspartei ab. Das BLPI-Programm von 1942 erklärte: „Für die Unabhängigkeit der proletarischen Bewegung würde es den Tod bedeuten, die Kongresspartei als eine ,Nationale Einheitsfront‘ anzusehen oder irgendwelche Illusionen zu hegen, man könne entweder der Bourgeoisie die Kongresspartei entreißen oder deren bürgerliche Führung erfolgreich demaskieren, während man der Kongresspartei gegenüber loyal bleibt“ (Draft Programme, a. a. O.). Gleichzeitig stellte das Programm fest:
„Dies entbindet die Bolschewiki-Leninisten natürlich nicht von der Aufgabe, innerhalb der Kongresspartei Fraktionsarbeit zu leisten (natürlich immer unter strikter Parteidisziplin), solange sich im Schoß dieser Organisation noch revolutionäre und halbrevolutionäre Elemente befinden, die man möglicherweise für sich gewinnen kann.“
Doch dieses Ziel widersprach den Vorstellungen Gunawardenas, der gewiss keinen kurzzeitigen Entrismus beabsichtigte, um potenzielle Revolutionäre in der CSP zum Trotzkismus zu gewinnen. Wie bereits bemerkt, war er schon immer von der Vorstellung einer CSP als „breit“ angelegter sozialistischer Organisation, eingenistet in die Kongresspartei, fasziniert. Er hielt die Bemühungen, in Indien 1942 eine harte trotzkistische Organisation zu schmieden, für das Werk „revolutionärer Romantiker“, wie er später sagte, als die Frage der Liquidierung in die CSP wieder aufkam („Bolshevik-Leninists Should Enter Immediately the Socialist Party of India [CSP]“ [Die Bolschewiki-Leninisten sollten sofort der Sozialistischen Partei Indiens beitreten], Internal Bulletin der LSSP, Bd. 1, Nr. 2, März 1947; zitiert in Tomorrow Is Ours).
1943 argumentierten Gunawardena und Perera, die BLPI solle ihre Kräfte mit der CSP vereinigen als Teil „eines ausgeklügelten Plans, eine breit angelegte Umgruppierung von Kongress-Sozialisten und anderen nationalistischen Parteien, die eine herausragende Rolle im ,Quit India‘-Kampf gespielt haben, zustande zu bringen“, wie Ervin in einem seiner früheren Artikel schrieb („Trotskyism in India, 1942–48“). Ervin weiter: „Ihr opportunistischer Vorschlag wurde als ,Taktik‘ formuliert, eine Masche, die diese gewieften Revisionisten in den nächsten Jahrzehnten immer wieder anwenden sollten.“
Auch hier widerspricht nun wieder der spätere Ervin seinen früheren Schriften, um Gunawardena und Perera beizustehen, indem er ihren opportunistischen Vorschlag fälschlicherweise mit dem Eintritt der amerikanischen Trotzkisten in die Socialist Party 1936/37 vergleicht. Dieser Entrismus hatte zum Ziel, in eine Schicht sich nach links bewegender Arbeiter und Jugendlicher zu intervenieren und sie für den Kampf für eine revolutionäre Partei zu gewinnen, nicht die Trotzkisten in einem prinzipienlosen linksnationalistischen Zusammenschluss in einer kapitalistischen Partei untergehen zu lassen. In seinem Buch beschreibt Ervin die Bolschewiki-Leninisten spöttisch als „Puristen“, weil sie gegen Gunawardenas opportunistisches Manövrieren mit einem proimperialistischen Gewerkschaftsbürokraten in Ceylon 1945 waren. Er behauptet dann:
„Die BLPI richtete beißende Propaganda gegen die Kongress-Sozialisten und betonte deren Widerspruch. Die Sozialisten wollten Kampf, weigerten sich aber, mit der ,bürgerlichen‘ Kongresspartei zu brechen. Doch diese spitzen Bemerkungen aus der Ferne richteten wenig aus. Hätten die Trotzkisten in der Congress Socialist Party gearbeitet, worauf Philip Gunawardena stets gedrängt hatte, wäre es ihnen möglicherweise gelungen, einen großen Teil der Kongress-Linken zu beeinflussen.“
– Tomorrow Is Ours
Es hätte das Ende des indischen Trotzkismus bedeutet, wenn die kleine und weitgehend ungefestigte BLPI in die Kongresspartei/CSP aufgelöst worden wäre. Dies zeigte sich schmerzlich 1948, als die BLPI trotz anfänglichen verbreiteten Widerstands an der Basis einen umfassenden Entrismus in J. P. Narayans Socialist Party durchführte, die nach dem letztendlichen Ausscheiden der CSP aus der Kongresspartei, inzwischen Regierungspartei eines unabhängigen Indien, gegründet worden war. Die indischen Trotzkisten, denen das Recht zur Bildung einer organisierten internen Opposition von den Führern der Sozialisten versagt wurde, wurden im Laufe der nächsten paar Jahre voll in die indische Sozialdemokratie assimiliert.
Tatsächlich hatte die CSP seit langem demonstriert, dass sie in ihren Reihen keine organisierte Opposition zur Kongresspartei dulden würde. Als die stalinistische KPI, die 1936 in die CSP eingetreten war, eine beträchtliche Anzahl von Mitgliedern und ganze CSP-Ortsgruppen für sich gewann, wurde eine antikommunistische Hexenjagd entfacht; alle diese Mitglieder wurden schließlich 1940 aus der Partei herausgesäubert. Der einstige amerikanische Bucharin-Anhänger Bertram Wolfe erinnert sich, wie Yusuf Meherally, ein ihm bekannter CSP-Führer, erklärte, er habe die Säuberung der KPI-Mitglieder angeordnet, weil sie „sich als feindliche Verschwörung innerhalb unserer Bewegung etabliert hatten. Sie unterhielten eine eigene Fraktion, verleumdeten unsere Bewegung und unsere Führer“ (zitiert in Wolfe, Strange Communists I Have Known [Absonderliche Kommunisten, die ich kannte], George Allen and Unwin Ltd., London, 1966). Meherally erzählte, wie er den KPI-Führern gesagt hatte: „Ihr habt euch der Mitgliedschaft in der Kongresspartei als unwürdig erwiesen und ihr habt euch der moralischen Prinzipien Gandhis als unwürdig erwiesen“ (zitiert a. a. O.). Es ist eine vorsätzliche Illusion, zu glauben, die CSP-Führung hätte einer kleinen trotzkistischen Entrismus-Fraktion erlaubt, einen prinzipienfesten Kampf auf der Grundlage revolutionärer Opposition gegen die Kongresspartei, die CSP-Führung und die indische Bourgeoisie zu führen.
Nachkriegsopportunismus und
Wiedervereinigung
Nach dem imperialistischen Krieg kehrten die meisten ceylonesischen Trotzkisten auf die Insel zurück. Die Verbindung mit Indien wurde allmählich aufgegeben. Geschwächt durch den Abgang der ceylonesischen Kader und von der aufstrebenden pabloistischen Führung im Internationalen Sekretariat der Vierten Internationale zu einem liquidatorischen Entrismus gedrängt, löste sich die BLPI nach dem triumphalen Sieg einer in Bombay konzentrierten Pro-Entrismus-Fraktion in Narayans Socialist Party auf. In der von der LSSP herausgegebenen Short History wird behauptet, dass die organisatorische Verbindung zwischen den ceylonesischen und den indischen Trotzkisten nach der Machtübertragung in Indien 1947 und Ceylon 1948 „jegliche Bedeutung verloren hat“. Dies ist eine schamlose Leugnung der notwendigen Wechselbeziehung der sozialistischen Revolution in Indien und Ceylon.
Die politische Grundlage der Spaltung zwischen den Bolschewiki-Leninisten und dem reformistischen Gunawardena/Perera-Flügel wurde nicht geklärt und scharf herausgestellt. Bereits 1946 gab es einen misslungenen Wiedervereinigungsversuch, und 1950 kam mit dem Segen von Pablo & Co. ein prinzipienloser Zusammenschluss der Bolschewiki-Leninisten, die sich inzwischen Bolschewistische Samasamaja Party (BSP) nannten, mit der LSSP zustande. Bereits früh in unserer Beziehung zu Samarakkody stellten wir ihm die Frage: „Was bei der ceylonesischen Wiedervereinigung von 1950 wohl einer Erklärung bedarf, ist die Unfähigkeit innerhalb der linken Trotzkisten, dem zu widerstehen und den zuvor offen prinzipienfesten Kurs beizubehalten“ (Brief an Samarakkody, 27. Oktober 1973, abgedruckt in Internal Discussion Bulletin der iST Nr. 3, Mai 1974). Weiterhin vermerkten wir, dass es mit der LSSP, „die innerhalb der Grenzen einer rein nationalen Perspektive agierte und sich auf die parlamentarische Arena konzentrierte“, von da an bergab ging, von stillschweigendem Reformismus zu immer unverhohlenerer Klassenzusammenarbeit, um schließlich in der Volksfrontregierung 1964 zu enden.
Gewiss, die BSP war selbst vom Parlamentarismus beeinflusst, und für diese Linken wird wohl die Möglichkeit, Parlamentsabgeordnete zu werden, bei ihrer Wiedereingliederung in die LSSP eine Rolle gespielt haben. Samarakkody selbst wurde 1952 ins Parlament gewählt. In der LSSP kam eine Verhaltensweise zum Tragen, wonach die Linken alles sagen konnten, was sie wollten, während der rechte Flügel rund um die parlamentarischen Führer bei jeder wichtigen Entscheidung die Politik bestimmte. Die LSSP-Linken, die den Massen als Revolutionäre erschienen, waren in dieser Arbeitsteilung für die Reformisten wirklich von großem Wert. Aber letztendlich konnten die Linken nur als Pressure-Group gegenüber dem rechten Führungskern auftreten.
Eine Welle von Arbeiterkämpfen zwischen 1945 und 1947 bildete den Kontext der Unabhängigkeitsbewegung nach dem Krieg. Mit dem Schreckgespenst von Kämpfen der städtischen und der Plantagenarbeiter vor Augen kreischten die Kapitalisten über die „indische Bedrohung“ und die „rote Gefahr“. 1946 erzwang eine Reihe von Streiks, dass Zugeständnisse in Aussicht gestellt wurden, doch ein Generalstreik im Mai/Juni 1947 wurde gewaltsam unterdrückt. Obgleich die United National Party (UNP) bei den Wahlen von 1947 die meisten Sitze gewann, schnitten die LSSP (mit zehn Sitzen) und die Bolschewiki-Leninisten (mit fünf Sitzen) überraschend gut ab. Samarakkody sollte in Mirigama gegen den UNP-Führer D. S. Senanayake antreten, ein „Verwandter“ mittels Einheirat seines Bruders Siripala in Senanayakes angesehene Großgrundbesitzer-Kapitalisten-Familie. In dem vermeintlich sicheren Wahlbezirk Senanayakes brachte Samarakkody den Premierminister in spe zum Zittern, denn er bekam fast 11 000 Stimmen, im Vergleich zu Senanayakes gut 26 000 Stimmen.
In seinem Artikel in Spartacist erwähnte Samarakkody die höchst aufschlussreiche Tatsache, dass die LSSP-Führer Perera und Gunawardena sich 1946 geweigert hatten, zusammen mit den Bolschewiki-Leninisten die von den Briten genehmigte Soulbury-Verfassung abzulehnen. Diese gewährte zwar formal die Unabhängigkeit, ließ aber britische Schlüsselinstitutionen wie den Flottenstützpunkt Trincomalee und die Monarchie, vertreten durch den britisch-ernannten Generalgouverneur, intakt. Gewiss erscheint die Frage der Soulbury-Verfassung rückblickend weniger bedeutsam als die grausame, arbeiterfeindliche und antitamilische Gesetzgebung, die von der Regierung mit Unterstützung tamilischer bürgerlicher Politiker unmittelbar nach Erlangung der Unabhängigkeit durchgesetzt wurde. Die große Mehrheit der fast eine Million Tamilen indischer Herkunft, die den bedeutenden Teil der Plantagenarbeiter ausmachten, wurde entrechtet und ihre Staatsbürgerschaft wurde aberkannt. So wurde der größte und machtvollste Teil der Arbeiterklasse, durch dessen Superausbeutung die sozialstaatlichen Maßnahmen der Kapitalisten in diesen Jahren etwa bei Bildung und Medizin überhaupt erst möglich wurden, zu staatenlosen Menschen ohne Stimmrecht degradiert. Zwar sprachen sich die LSSP- und BSP-Abgeordneten im Parlament wortgewandt gegen diese Maßnahmen aus, nannten sie rassistisch und arbeiterfeindlich, doch es gibt wenige bis gar keine Anzeichen dafür, dass sie viel mehr taten.
Das Dokument der Vereinigungskonferenz von BSP und LSSP 1950 erwähnte weder die Plantagenarbeiter noch den Entzug ihrer Staatsbürgerrechte. Doch der Zusammenschluss mit den Bolschewiki-Leninisten war zuviel für Gunawardena, er führte eine bedeutende Abspaltung in Richtung kleinbürgerlichem singhalesischem Populismus. Im Jahr darauf spaltete sich S. W. R. D. Bandaranaike von der UNP ab und gründete die bürgerliche Sri Lanka Freedom Party, die eher singhalesischen Chauvinismus und „antiimperialistische“ Rhetorik betonte. Selbst in den Augen tamilischer Plantagenarbeiter konnte Bandaranaike unmöglich als „kleineres Übel“ gelten, geschweige denn in den Augen prinzipienfester Marxisten. Doch die LSSP wandte sich an Bandaranaike und bot an, bei den Wahlen im Mai 1952 nicht zu kandidieren, wo die andere Partei Kandidaten aufstellt (No-Contest Agreement). Pablos Internationales Sekretariat erhob keinerlei Einwände dagegen, obwohl dies bereits ein Verbrechen gegen die proletarische Revolution darstellte.
Auch 1953/54 leistete die internationale Bewegung den ceylonesischen Trotzkisten keine guten Dienste. Anfänglich lehnte die LSSP-Führung 1952 Pablos Linie ab, in der er die Perspektive eines langfristigen Entrismus in die vorherrschenden stalinistischen und sozialdemokratischen Parteien Westeuropas konkret ausarbeitete. In einem Brief an Leslie Goonewardene (23. Februar 1954) schrieb James P. Cannon, Begründer des Trotzkismus in den USA: „Die LSSP braucht – ich wage zu sagen, mehr als jede andere Partei – eine internationale Führung, die ihre trotzkistische Orthodoxie unterstützen und stärken kann“ (abgedruckt in Education for Socialists der SWP, „Towards a History of the Fourth International, Part 3: International Committee Documents 1951–1954“, Bd. 4). Doch nach ihrer verspäteten Kriegserklärung an den Revisionismus Pablos 1953 führten Cannon und die SWP-Mehrheit keinen harten Kampf in der gesamten Internationale. Stattdessen boykottierte das von Cannon geleitete Internationale Komitee den von den Pabloisten organisierten Vierten Weltkongress. Das Ergebnis war, dass die schwankende LSSP nicht polarisiert wurde, sondern weiter im Fahrwasser Pablos schwamm. Wir vermerkten später: „Wenn 1953 in der ceylonesischen Sektion ein harter antirevisionistischer Prinzipienkampf geführt worden wäre, dann hätte man vielleicht eine harte revolutionäre Organisation mit einem eigenständigen Anspruch auf trotzkistische Kontinuität schaffen können und hätte so verhindert, dass der Name des Trotzkismus mit dem grundlegenden Verrat der LSSP in Zusammenhang gebracht worden wäre“ („Ursprünge des Pabloismus“, Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 3, März 1975).
Pablos liquidatorische Perspektive fand in der LSSP Resonanz und ermutigte eine Gruppierung, die sich dann mit einer beträchtlichen Minderheit der Mitgliedschaft abspaltete und schließlich teils in der Kommunistischen Partei, teils in Gunawardenas zunehmend kommunalistischer Gruppe oder gleich in der SLFP landete. Diese Tendenz wollte eine „demokratische Regierung, was schlimmstenfalls eine Regierung Bandaranaikes, bestenfalls eine Sama-Samaja-Mehrheitsregierung bedeutet hätte“ (zitiert in „The Struggle for Trotskyism in Ceylon“). Samarakkody schrieb weiter: „Tatsächlich traten in diesem offen ausbrechenden Fraktionskampf sämtliche grundlegenden Fragen des Trotzkismus hervor: das Programm, die Anwendung der Theorie der permanenten Revolution, der Charakter der ceylonesischen Revolution, die Rolle der ,nationalen‘ Bourgeoisie, Fragen der Strategie und Taktik, die leninistische Parteikonzeption.“
Und gerade als der Fraktionskampf offen ausbrach, demonstrierten die Ereignisse in Ceylon vor allen Augen, dass die LSSP-Führung unfähig war, eine revolutionäre Erhebung in Richtung eines proletarischen Machtkampfes zu lenken. Mit dem Ende des vom Ausbruch des Koreakrieges bewirkten Wirtschaftsbooms – der Krieg hatte zu einem jähen Anstieg der Weltmarktpreise für Gummi und andere Rohstoffe geführt – startete die UNP neue Angriffe auf die arbeitenden Massen, indem sie die Preise in die Höhe trieb und die staatliche Subvention der Reiszuteilung kürzte. Die LSSP rief zu einem eintägigen Streik auf, dem Hartal (Generalstreik) vom 12. August 1953. Der Streik wurde von allen ethnischen Gruppen massenhaft unterstützt, darunter von den Arbeitern auf den Plantagen, wo LSSP-Gewerkschaften noch aktiv waren. Colombo wurde lahmgelegt, der Straßen- und Schienentransport im gesamten Süden und Westen kam zum Erliegen, in der Stadt Moratuwa nahe Colombo hielten Arbeiterinnen mit roten Fahnen Züge an. Das Kabinett war gezwungen, seine Sitzungen auf einem britischen Kriegsschiff, der HMS Newfoundland, abzuhalten.
Doch die LSSP war total unvorbereitet, irgend etwas zu tun, was über einen Tag außerparlamentarischen Druckausübens hinausging. Als die Regierung dies erkannte, fing sie sich wieder und schlug zurück, zermalmte die schlecht organisierten, aufgesplitterten Widerstandsnester. Neun Menschen wurden getötet, und obgleich der Premierminister schließlich zum Rücktritt gezwungen war, wurde die kapitalistische Herrschaft wiederhergestellt.
Die LSSP hatte ihre gänzliche Unfähigkeit demonstriert. Dies schuf die Grundlage für den Triumph des populistischen, „antiimperialistischen“ Chauvinismus der SLFP bei den Wahlen 1956 und ebnete den Weg für Pogrome gegen Tamilen 1958. Später benannte Samarakkody einige eindrucksvolle Lehren des Hartal, die das Programm der permanenten Revolution bestätigten:
„1. … Der Hartal zeigte, dass die Massen unter einer revolutionären Führung sehr schnell ihre parlamentarischen Illusionen überwinden und den Weg des Massenkampfes beschreiten können, der zur Revolution führt.
2. Die Massen haben die ceylonesische Revolution nicht in zwei Etappen geteilt, a) eine antiimperialistische und antifeudale Etappe und b) die antikapitalistische Etappe…
4. Das Bündnis des Proletariats mit der Bauernschaft, von grundlegender Bedeutung für die ceylonesische Revolution, wurde im Kampf hergestellt. Der Kampf zeigte, dass es für das Proletariat nicht notwendig war, ein politisches Bündnis mit einer bürgerlichen oder kleinbürgerlichen Partei einzugehen, um die Bauern zu gewinnen.“
– „The Struggle for Trotskyism in Ceylon“
Die SLFP und „Nur Singhalesisch“
Doch die Führung der LSSP befand sich auf einem anderen Kurs. In den 1950er-Jahren richtete sich das Hauptaugenmerk des singhalesischen Chauvinismus endgültig auf die Tamilen. (Die Malayalis waren bereits in den 1940er-Jahren größtenteils nach Indien zurückgekehrt, und da inzwischen viele Burgher abwanderten, wurde es immer weniger plausibel, sie zum Sündenbock zu machen.) Im Jahre 1955 erklärte die SLFP (wie schon im Vorjahr Gunawardena) Singhalesisch zur einzigen offiziellen Sprache. Diese Losung „Nur Singhalesisch“, der man manchmal eine egalitäre, gegen die englischsprachige Elite gerichtete Färbung verlieh, zielte tatsächlich auf die Tamilen. Im gleichen Jahr zementierte die LSSP ihr Abkommen mit der SLFP, bei Wahlen keine konkurrierenden Kandidaten aufzustellen. Zwar blieb die LSSP formell bei ihrer Charakterisierung der SLFP als bürgerlicher Partei, doch betonte sie die angeblich „fortschrittlichen“ Seiten der SLFP und die Notwendigkeit, die UNP zu schlagen. Als die von der SLFP angeführte People’s United Front (MEP), der auch die Gunawardena-Gruppe angehörte, eine klare Mehrheit erreichte, bot die LSSP, die jetzt die Hauptoppositionspartei war, der neuen Regierung ihre „Kooperationsbereitschaft“ an.
Mehrere Faktoren kamen zusammen und verhinderten, dass diese Volksfrontkapitulation zu voller Blüte gelangte. Trotz ihrer erbärmlichen Haltung gegenüber Bandaranaike hielt die LSSP doch weiterhin an ihrer Politik der Gleichstellung von singhalesischer und tamilischer Sprache fest; 1955/56 wurden ihre öffentlichen Versammlungen von kommunalistischen Schlägern angegriffen. Eine der ersten Amtshandlungen der SLFP war die Vorlage eines „Nur Singhalesisch“-Gesetzes. Die LSSP war gegen dieses Gesetz, doch mehr vom Standpunkt einer vagen antiimperialistischen Einheit aus – ein „gemeinsames Band ceylonesischen Bewusstseins“, wie Leslie Goonewardene es 1960 nannte (A Short History of the Lanka Sama Samaja Party) – als von dem eines Volkstribuns mit einem Klassenkampfprogramm. Besorgt über das allmähliche Schwinden ihres Einflusses bei der kleinbürgerlichen singhalesischen Wählerschaft unterließ es die LSSP, sich auf die Möglichkeiten zu orientieren, die durch die giftige tamilenfeindliche Politik der Regierung entstanden waren, und diese auszunutzen. Zwar wuchs die Lanka Estate Workers Union [Landarbeitergewerkschaft] der LSSP beträchtlich, aber als die KP 1960 die „Nur Singhalesisch“-Politik übernahm, wandten sich deren desillusionierte tamilische Unterstützer nicht der LSSP zu, sondern kommunaler und nationalistischer tamilischer Politik.
Hinzu kam, dass die organisierte Arbeiterklasse schnell ihre Illusionen in die neue „sozialistische“ Regierung verlor, und eine Streikwelle brach aus. Die LSSP gab ihre Zusammenarbeit mit der Regierung auf, und Bandaranaike peitschte kommunalistische Hysterie auf, was im Mai 1958 in antitamilischen Ausschreitungen und einem zehnmonatigen Ausnahmezustand unter dem Gesetz für öffentliche Sicherheit kulminierte. Nach Ausschaltung des Parlaments gab es kaum noch Aktivitäten der LSSP als Partei. Bezeichnenderweise beschränkte sie ihren Hauptwiderstand gegen das Notstandsgesetz auf eine parlamentarische Geste, einen Protest von neun LSSP-Abgeordneten (darunter Samarakkody) im Februar 1959, die dann von der Polizei gewaltsam aus dem Parlament entfernt wurden.
1957 erklärten Samarakkody und einige andere Zentralkomiteemitglieder, die gemeinschaftlich die Politik der „Kooperationsbereitschaft“ ablehnten:
„Was immer die Partei beabsichtigte, in den Augen der Massen lieferte das Angebot einer ‚Kooperationsbereitschaft‘ den Schlüssel zum Verständnis der fundamentalen Haltung der Partei gegenüber der Regierung. Dieses Kooperationsangebot an die kapitalistische Regierung war verkehrt. Die Partei hätte Unterstützung der progressiven Maßnahmen der Regierung anbieten können und sollen, gleichzeitig aber kategorisch den kapitalistischen Charakter der MEP-Regierung aufzeigen müssen.“
– zitiert in „The Struggle for Trotskyism in Ceylon“
Die Oppositionsgruppe argumentierte auch:
„Ziel der Partei in Bezug auf die MEP-Regierung ist ein revolutionärer Sturz dieser Regierung, d. h. durch die Methode des Massenaufstands. Die Massen sind jetzt (heute) nicht bereit, die Regierung zu stürzen. Aber angesichts der Unfähigkeit der Regierung, die brennenden Probleme der Bevölkerung zu lösen, angesichts der sich ständig verschärfenden Zwietracht innerhalb der MEP und der Demoralisierung in ihren eigenen Reihen, angesichts des wachsenden Kampfgeistes der Arbeiterklasse kann die Situation sich sehr schnell ändern, und es ist jetzt jederzeit möglich, dass die Massen die Parole erheben ,Nieder mit der MEP-Regierung‘. Um von ihrem jetzigen Bewusstseinsstand eine Brücke zu schlagen zu dem Stadium, wo sie bereit sind, den Ruf nach dem Sturz der Regierung zu erheben, wird die Partei die zentrale agitatorische Losung aufstellen: ,Wir wollen nicht die kapitalistische MEP-Regierung, wir wollen eine Arbeiter- und Bauernregierung‘.“
– zitiert ebd.
Samarakkody bewertete die Opposition von 1957 folgendermaßen: „Zweifellos gelang es dieser Gruppe nicht, zu den Wurzeln des Reformismus in der Partei vorzustoßen. Sie lenkte die Aufmerksamkeit lediglich auf einige Aspekte der Parteipolitik. Trotzdem versprach die Orientierung dieser Gruppe Möglichkeiten für das Heranwachsen einer wirklich revolutionären Tendenz.“ (ebd.)
Nach der Ermordung Bandaranaikes im September 1959 durch einen verärgerten ultrachauvinistischen buddhistischen Mönch, der zuvor das SLFP-Regime unterstützt hatte, machte sich die LSSP große Hoffnungen, im Parlament an die Macht zu kommen. Doch bei den Wahlen vom März 1960 stagnierte die LSSP bei zehn Sitzen, und die SLFP verfehlte die Mehrheit. Zwei Monate später gewann der reformistische Flügel unter Perera schließlich die LSSP für eine Koalition mit der SLFP, und ein Abkommen, nicht gegeneinander zu kandidieren, wurde unterzeichnet. Die LSSP sprach nicht mehr von der Gleichstellung der tamilischen Sprache. Und dann erzielte Bandaranaikes Witwe Sirimavo (gemeinhin als Mrs. B bekannt) in einer zweiten Wahl im Juli 1960 eine klare Mehrheit und benötigte keine Koalitionspartner mehr. Die LSSP stimmte für die Thronrede, die politische Antrittsrede der regierenden Partei vor dem Parlament, und schilderte ihre Politik als Unterstützung, „solange die Regierung im Einklang mit ihren sozialistischen Bekenntnissen den Bedürfnissen der Massenbewegung für Sozialismus dient“ (A Short History of the Lanka Sama Samaja Party). Diejenigen linken Abgeordneten, darunter Samarakkody, die gegen die Thronrede stimmten, wurden von der LSSP gerügt.
Als Antwort auf diese offene Unterstützung einer bürgerlichen Regierung erteilte das pabloistische Internationale Sekretariat der LSSP wegen des Wahlabkommens und der Zustimmung zur Thronrede lediglich eine milde öffentliche Rüge. Die amerikanische SWP, damals noch dem Internationalen Komitee angeschlossen, erklärte in einem Brief an die LSSP, dass die „Politik, auf die Bildung einer SLFP-Regierung hinzuarbeiten, für uns völlig im Widerspruch steht zum Kurs unabhängigen politischen Handelns der Arbeiterklasse“ und „eine Form von ,Volksfrontpolitik‘ “ ist (Brief von Tom Kerry an die LSSP, 17. Mai 1960). Als die SWP es ablehnte, diesen Verrat öffentlich zu verurteilen, protestierte James Robertson, zukünftiger Mitbegründer der Revolutionary Tendency, in einem Brief an das Politische Komitee der SWP (8. August 1960) heftig gegen das öffentliche Schweigen der Partei (siehe „Nein zum öffentlichen Schweigen über Verrat der LSSP“, S. 26). Healy drängte, ungeachtet seines späteren großen Traras über seine Opposition gegen den LSSP-Verrat, die SWP zu einem „vorsichtigen Vorgehen – worauf ihr in der Vergangenheit völlig zu Recht bestanden habt“ (Brief an Joe Hansen, 14. August 1960). Schließlich, Monate später, veröffentlichte der Militant (3. Oktober 1960) eine windelweiche Pro-forma-Erklärung, in der die LSSP für ihre Unterstützung der SLFP gescholten wurde.
Der Vollzug der Volksfront
Es ist wichtig, den Hintergrund für die Bildung einer Koalitionsregierung 1964 zu verstehen. 1961 und 1962 brachen unter der tamilischen Minderheit Massenkämpfe zur Verteidigung ihrer Sprache und ihrer demokratischen Rechte aus, angeführt von der bürgerlichen Federal Party. Die SLFP-Regierung schickte die Armee, um die Proteste zu zerschlagen. Samarakkody selber arbeitete mit tamilischen Abgeordneten zusammen, um die Militäraktionen zu verurteilen, aber seine Partei tat nichts. Das Aufgeben jeglicher Verteidigung von Minderheitsrechten seitens der LSSP zeigte sich in dem Zusammenbruch der gewerkschaftlichen Unterstützung der LSSP durch die Tamilen auf den Plantagen und anderswo.
Nun brachen auch neue Wellen von Arbeiterstreiks aus. Die Brücke zwischen den außerparlamentarischen Arbeiterkämpfen und dem sicheren Fahrwasser des Parlaments war die 1963 von der LSSP ins Leben gerufene und vom pabloistischen Internationalen Sekretariat bejubelte United Left Front [Vereinigte Linksfront] (ULF) mit der Kommunistischen Partei und der Gunawardena-Gruppe (die sich jetzt MEP nannte). Die ULF war eindeutig eine singhalesisch-chauvinistische Volksfront. Was auch immer der Klassencharakter von Gunawardenas Gruppe bei seiner Abspaltung 1950 gewesen sein mag, jetzt war die MEP eine fanatisch kommunalistische kleinbürgerliche Partei; Gunawardena bestand darauf, dass zur gemeinsamen 1.-Mai-Kundgebung von LSSP, KP und MEP 1963 keine tamilischen Organisationen eingeladen wurden. Samarakkody und eine Minderheit des ZK der LSSP widersetzten sich der ULF und bemerkten zu Recht, dass diese nur eine Vorstufe zu einer Koalition mit der SLFP sei. Doch weit verbreitete Bedenken innerhalb der Partei hinsichtlich einer Koalition wurden im Laufe der Zeit zermürbt.
Konfrontiert mit dem Wegdriften ihrer Anhänger, mit Putschversuchen der Armee, tamilischen Mobilisierungen und jetzt auch noch Massenkämpfen der Arbeiterklasse brauchte Mrs. B unbedingt Verbündete. Als sich am 21. März 1964 in Colombo 40 000 Menschen versammelten, berichtete die bürgerliche Presse bereits von Gesprächen zwischen Perera und der SLFP. Auf einer Sonderkonferenz der LSSP am 6./7. Juni erhielt der rechte Flügel unter Perera eine große Mehrheit für einen Beitritt zur SLFP-Regierung. Eine von 14 ZK-Mitgliedern vorgelegte Minderheitsresolution erklärte:
„Posten in Mrs. Bandaranaikes Regierung anzunehmen, entweder allein oder zusammen mit anderen Parteien der United Left Front, würde heißen, sich mit der SLFP-Regierung zu verbünden, um die ansteigende Welle von Unzufriedenheit unter den Arbeitern und den Massen abzuwehren und die Arbeiterklasse dazu zu kriegen, bei deren Politik der Aufrechterhaltung des Kapitalismus in Ceylon innerhalb des Rahmens der kapitalistischen Verfassung mitzumachen.
Der Beitritt der LSSP-Führer zur SLFP-Regierung wird zu offener Klassenzusammenarbeit führen, zur Desorientierung der Massen, Spaltung der Arbeiterklasse und zum Aufgeben der Kampfperspektive, woraus wiederum die Zerrüttung der proletarischen Bewegung und die Eliminierung der unabhängigen revolutionären Achse der Linken folgen wird. Im Endergebnis werden die Kräfte der kapitalistischen Reaktion weder geschwächt noch wird ihnen Einhalt geboten, sondern sie werden letztendlich noch gestärkt.“
– abgedruckt in (der healyistischen)
Fourth International, Sommer 1964
Nach ihrer Niederlage verließen die meisten der 159 Delegierten, die die Koalition abgelehnt hatten, die Partei, gründeten die Lanka Sama Samaja Party (Revolutionary) und erklärten, der Beschluss der LSSP stelle „einen vollständigen Bruch mit den grundlegenden Prinzipien des Trotzkismus dar“ (Education for Socialists, „Towards a History of the Fourth International, Part 6: Revolutionary Marxism vs. Class Collaboration in Sri Lanka“).
Die LSSP(R), die jetzt als ceylonesische Sektion des VS an die Stelle der LSSP trat, behielt zwei Abgeordnete, Samarakkody und Meryl Fernando. Nach weiteren Austritten hatte die Koalition keine parlamentarische Mehrheit mehr. Am 3. Dezember 1964 scheiterte sie mit einer Stimme bei der Abstimmung über einen Abänderungsantrag zur Thronrede, den ein unabhängiger Rechter (und einstiges LSSP-Mitglied), W. Dahanayake, eingebracht hatte. Dieser besagte, dass „das Volk kein Vertrauen in die Regierung hat, da sie daran gescheitert ist, die Probleme der Bevölkerung, wie Arbeitslosigkeit, hohe Lebenshaltungskosten und Mieten, zu lösen“ (zitiert in T. Perera, Revolutionary Trails – Edmund Samarakkody: A Political Profile [Revolutionäre Wege – Edmund Samarakkody: Ein politisches Profil], Social Scientists’ Association, Colombo, 2006). Samarakkody und Fernando stimmten für den Änderungsantrag. In einer von Samarakkody herausgegebenen Stellungnahme erklärte die LSSP(R), dass sie „der Regierung keine einzige Träne nachweint“ (abgedruckt in M. Banda, Ceylon: The Logic of Coalition Politics [Ceylon: Die Logik von Koalitionspolitik]).
Die LSSP(R) war keine homogene Gruppe. Eine Pro-Koalition-Tendenz unter V. Karalasingham kehrte bald in die LSSP zurück. Darüber hinaus wurde schnell deutlich, dass der Boss der Ceylon Mercantile Union (CMU) [Angestelltengewerkschaft im Handel], Bala Tampoe, die LSSP(R) zu einem Anhängsel seiner krass opportunistischen Gewerkschaftsaktivitäten machen wollte. Tampoe brüstete sich später: „Auch wenn ich Mitglied der LSSP war, erlaubte ich niemals, dass die LSSP die Mercantile Union kontrolliert. Ich bin stolz darauf, die Gewerkschaft aus politischen Verstrickungen herausgehalten zu haben“ (Sunday Times, Colombo, 22. Oktober 1995). In der LSSP(R) waren auch Unterstützer der britischen Healy-Gruppe, die prinzipienlose Manöver sowohl mit Karalasingham als auch mit Tampoe durchführten, bis die Healy-Leute dann weggingen und ihre eigene Organisation gründeten.
Seinen Hauptkampf führte Samarakkody gegen Tampoe. Nachdem Tampoe die CMU 1948 von A. E. Goonesinha übernommen hatte, wurde er trotz so manchen „demokratischen“ Drumherums auf Lebenszeit zum Chef der Gewerkschaft ernannt, was zu dem beliebten Witz führte, dass es leichter sei, die Verfassung des Landes zu ändern als die der CMU. Tampoes Gebaren erreichte ein skandalöses Ausmaß: Er lehnte gemeinsame Aktionen mit anderen Gewerkschaften ab, pflegte sogar während wichtiger Klassenschlachten vertraulichen Umgang mit dem Klassenfeind und machte Besuche bei imperialistischen Regierungsbeamten. Davon angewidert führte Samarakkody 1968 eine Spaltung an. Sein Appell an das Vereinigte Sekretariat, als offizielle Sektion anerkannt zu werden, wurde abgewiesen. Danach arbeiteten wir mit Samarakkodys RWP zusammen, um Tampoes nicht zu entschuldigende Aktivitäten bekannt zu machen (siehe „The Case of Bala Tampoe“ [Der Fall Bala Tampoe] und „USec Covers Up Tampoe Scandal“ [VS vertuscht Tampoe-Skandal], Spartacist, englische Ausgabe Nr. 21 und Nr. 22, Herbst 1972 und Winter 1973/74).
Samarakkody ging so weit nach links, wie es ihm in den Grenzen des Vereinigten Sekretariats möglich war. Die scheinbar orthodoxe Kritik des SWP-Sprechers Joseph Hansen an der damaligen auf Guerillapolitik ausgerichteten Linie der VS-Mehrheit sprach Samarakkody ein wenig an, und er erklärte in einem Dokument für den VS-Weltkongress von 1969: „Es ist Zeit, dass die gesamte Internationale darüber nachdenkt, ob uns unsere Taktik während der letzten drei Jahrzehnte nicht zu einer Strategie gebracht hat, die unserer Bewegung fremd ist“ („Strategy and Tactics of Our Movement in the Backward Countries“ [Strategie und Taktik unserer Bewegung in den rückständigen Ländern], undatiert). Nachdem Samarakkody aus dem VS verstoßen worden war, ging er in seiner kritischen Überprüfung weiter:
„Während der ersten zwei Jahre hatte die revolutionäre Tendenz die Aufgabe, eine saubere Bilanz aus den Erfahrungen der LSSP und der LSSP(R) zu ziehen. Sie musste sich von den Schlacken des Pabloismus reinigen, der den dialektischen Materialismus durch Empirismus und Pragmatismus ersetzte und die Aufgabe fallen ließ, die revolutionäre Partei aufzubauen, zugunsten der Teilnahme an und der ,Integration‘ in die sogenannte lebendige Massenbewegung – und so stürzten sich die Pabloisten in Parlamentarismus und Syndikalismus. Die Revolutionäre Arbeiterpartei [RWP] kann die Politik beider Flügel des VS nur ablehnen – die ultralinke opportunistische Mischung aus Mandel, Livio [Maitan], [Pierre] Frank ebenso wie die opportunistische Gruppe Hansen-Novack.“
– „The Struggle for Trotskyism in Ceylon“
Diskussionen mit Samarakkody
Samarakkody schrieb uns erstmals 1971 – für uns war das eine bedeutsame Entwicklung. In der Geschichte der trotzkistischen Bewegung hatte Ceylon erhebliche Bedeutung, auch als Sprungbrett für Revolution auf dem gesamten indischen Subkontinent. Samarakkody und Fernando waren alte, erprobte Kader, die etwas vorzuweisen hatten. Kader verkörpern das angesammelte Kapital langer Erfahrung, und Trotzki selber versuchte zum Beispiel im Kampf für die Vierte Internationale viele Jahre lang, Leute wie Henk Sneevliet, einen Veteranen der kommunistischen Bewegung, zu gewinnen. Und auf einer anderen Ebene hatte Samarakkody für uns eine gleich große Bedeutung wie Healy, Lambert und der Bolivianer Guillermo Lora. Denn wir suchten weiterhin nach Elementen im Vereinigten Sekretariat und in dessen Umkreis sowie in anderen vorgeblich trotzkistischen Formationen in der Annahme, dass einzelne Gruppierungen dem pabloistischen Zentrismus oder Hansens Reformismus möglicherweise nicht fest verpflichtet wären. Die notwendige Überprüfung führte uns dann zu der Schlussfolgerung, dass alle diese, den Mantel der Vierten Internationale beanspruchenden Flügel, Abspaltungen und Fragmente als revolutionäre Kraft erledigt waren und dass es beim Aufbau nötig war, von Neuem anzufangen, was die Umgruppierung revolutionärer Kader aus diesen Organisationen durch einen Prozess von Spaltungen und Fusionen mit einschloss.
Darüber hinaus waren wir uns bewusst, dass Cannon und die amerikanische SWP nach Trotzkis Tod einen Fehler gemacht hatten, als sie die Herausforderung internationaler Führerschaft nicht annahmen und stattdessen darauf warteten, dass jemand anderes dies macht. Folglich versuchten wir herauszufinden, ob es für uns eine prinzipienfeste Grundlage gab, gemeinsam mit der RWP um die Wiederschmiedung der Vierten Internationale zu kämpfen. Dazu mussten wir natürlich auch feststellen, inwieweit es denjenigen alten ceylonesischen Trotzkisten, die sich wegen des Verrats von 1964 abgespalten hatten, eigentlich gelungen war, die „alte“, „gute“ LSSP zu überwinden. Diskussionen entwickelten sich unter anderem auch über unsere Propagandagruppen-Perspektive, die Volksfront und die nationale Frage.
Durch harte Erfahrung hatten wir gelernt, dass man eine Gruppe nicht aus der Ferne nur auf der Grundlage ihrer schriftlichen Propaganda beurteilen kann. Die Healyisten zum Beispiel veröffentlichten in den späten 1950er- und frühen 60er-Jahren eine Reihe hervorragender Dokumente, doch erst durch den Kontakt mit ihnen fanden wir heraus, dass hinter diesen schönen Worten eine üble Geschichte politischen Banditen- und Gangstertums lauerte. Dagegen stellte Samarakkodys Votum gegen die Volksfront 1964 eine Bekräftigung revolutionärer Prinzipien dar, die nachprüfbar war. Aber es bedurfte sehr kostspieliger Besuche in Sri Lanka – vielleicht ein halbes Dutzend in ebenso vielen Jahren –, bis wir überhaupt ein Gespür für die Perspektiven und die Arbeit der RWP bekommen konnten.
Anfänglich stand bei unseren Differenzen in der nationalen Frage der Nahe Osten im Mittelpunkt. Die RWP stimmte unserer Position des revolutionären Defätismus in den arabisch-israelischen Kriegen von 1948, 1967 und 1973 nicht zu. Sie behauptete, Israel sei nur ein imperialistischer Außenposten, und somit sei es notwendig, den arabischen bürgerlichen Staaten militärische Unterstützung zu geben. Die RWP wies auch unsere Ansicht zurück, dass im Falle verschiedener Völker, die auf demselben Gebiet zusammenleben – wie in Israel-Palästina und Zypern – die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechtes des einen Volkes unter dem Kapitalismus nur auf Kosten der demokratischen Rechte des anderen zustande kommen kann. So erklärte Samarakkody in einem Brief von 1975, „die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit der Unterdrückung der türkischen zypriotischen Minderheit wird revolutionäre Marxisten nicht davon abhalten, den gerechten Kampf des zypriotischen Volkes für völlige Unabhängigkeit zu unterstützen“ („National Question: RWP-SL/U.S. Differences“ [Nationale Frage: Differenzen zwischen RWP und SL/U.S.], 31. Oktober 1975, abgedruckt in International Discussion Bulletin der iST Nr. 7, März 1977). Das Problem hierbei ist, dass es kein einzelnes „zypriotisches Volk“ gibt, was sich bei der Konsolidierung zweier einander feindlich gesinnter Kleinstaaten unter türkischer und griechischer Oberhoheit zeigte, die durch Massenumsiedlungen entstanden. Solche widerstreitenden nationalen Interessen können im Falle von geografisch vermischt lebenden Völkern erst im Rahmen der proletarischen Staatsmacht gerecht gelöst werden.
Der entscheidende Streitpunkt zwischen uns und der RWP war aber die Volksfront. Bei den Wahlen von 1970 hatte die RWP (damals Revolutionary Samasamaja Party) zur Stimmabgabe für LSSP oder KP aufgerufen – beide Parteien gehörten der von der SLFP geführten Volksfront an – in Wahlkreisen, wo die Gegenkandidaten kapitalistischen Parteien angehörten:
„Als ersten Schritt zur Beendigung von Koalitionspolitik und von allen Formen der Klassenzusammenarbeit und zur Umgruppierung der Arbeiterklasse unter ihrem eigenen unabhängigen Klassenbanner mit der Perspektive des antikapitalistischen Kampfes ruft die Revolutionary Samasamaja Party zur Unterstützung von Kandidaten von Parteien der Arbeiterklasse auf und zwar nur dort, wo sie gegen Kandidaten kapitalistischer Parteien antreten.“ [Hervorhebung im Original]
– „Revolutionary Samasamaja Party and the General Elections“, Mai 1970
Unsere Position ist, dass es für die kritische Wahlunterstützung einer bürgerlichen Arbeiterpartei in einer Volksfront keine Basis gibt: Wenn diese ein Teil einer bürgerlichen Koalition ist, wird der Widerspruch zwischen der politischen Unterordnung der Reformisten unter den Kapitalismus und ihrem Anspruch (implizit oder explizit), die Interessen der Arbeiterklasse zu vertreten, unterdrückt und kann von Revolutionären nicht mehr ausgenutzt werden. Die Volksfront widerspricht dem Prinzip der proletarischen Klassenunabhängigkeit gegenüber der Bourgeoisie. Die Geschichte der Arbeiterbewegung auf der Insel liefert ein vernichtendes Urteil über jegliche Unterstützung für die Volksfront in allen ihren Varianten.
1974 konnte eine Delegation der RWP zu einer ausführlichen Diskussion mit der Spartacist-Tendenz Kanada besuchen. Dabei erfuhren wir, dass sich Samarakkody kurz zuvor von seinem Votum von 1964, das die Volksfront zu Fall brachte, distanziert hatte. Die Diskussionen über diese Frage wurden sowohl damals als auch später durch taktische Fragen vernebelt. Das Votum für den rechten Änderungsantrag war ungeschickt und unbeholfen, die Genossen fielen einem UNP-Manöver zum Opfer. Dennoch war es prinzipienfest, unabdingbar, mutig und ehrenhaft. Eher früher als später wären Samarakkody und Fernando wieder mit der Frage konfrontiert worden, die Regierung bei einer Abstimmung zu Fall zu bringen, wobei ihre beiden Stimmen voraussichtlich den Ausgang entscheiden würden. Hinter all dem Gerede der RWP über einen „taktischen Fehler“ stand die kapitulantenhafte Schlussfolgerung, dass der Erhalt der Koalition wichtiger sei als marxistische Prinzipien. Grundlage unseres Respekts für Samarakkody war das Votum von 1964, und nun bedauerte er es. In den Worten eines Genossen: „Er sagte, er bedaure es, wogegen wir dachten, dass er großartig war (bevor wir wussten, dass er es bedauerte).“
Der LSSP brachte ihre Unterstützung für die Koalitionspolitik nur Desillusionierung und Unzufriedenheit, ihre Basis in der Arbeiterklasse wurde dem singhalesischen Chauvinismus preisgegeben. Kurz nach ihrem Eintritt in die Koalition billigte die LSSP den von Mrs. B und dem indischen Premierminister Lal Bahadur Shastri unterzeichneten Shastri-Sirimavo-Pakt, der den Aufruf zur Abschiebung von mehr als einer halben Million Tamilen nach Indien enthielt. Im Januar 1966 organisierte die LSSP zusammen mit der KP eine kommunalistische Protestkampagne gegen begrenzte Zugeständnisse an tamilische Sprachrechte, die die UNP-Regierung vorgeschlagen hatte. Im Wahlkampf der SLFP-LSSP-KP-Koalition von 1970 erreichte der antitamilische Chauvinismus einen neuen Höhepunkt. Krönender Triumph des LSSPlers Colvin R. de Silva war seine Verantwortung – als Minister für Verfassungsangelegenheiten – für die Verfassung von 1972, die „Nur Singhalesisch“ festschrieb und frühere formelle Schutzklauseln für Lankas Minderheiten außer Kraft setzte.
Von dem von der LSSP(R) angeführten Streik junger Arbeiterinnen bei Velona Mills in Moratuwa im Juli 1964 bis zu den Streikwellen der nächsten sechs Jahre stand die LSSP auf Seiten der kommunalistischen bürgerlichen Koalition gegen die Kämpfe der Arbeiter. Als Antwort auf diese Koalitionspolitik entstand die Janatha Vimukthi Peramuna (JVP), die als ländliche radikale linke Bewegung begann, inspiriert von Che Guevara und dem revolutionären Kampf der Vietnamesen gegen den US-Imperialismus und seine lokalen Marionetten. In einem Antwortbrief an einen ceylonesischen Korrespondenten schrieben wir 1972:
„Der Hauptpunkt, der uns zu denken gibt in Bezug auf die Jugenderhebung, überschneidet sich mit unserer hauptsächlichen historischen Kritik an der ceylonesischen trotzkistischen Bewegung – dass ihre tiefgehenden kleinbürgerlichen Impulse in einem relativ privilegierten ceylonesischen Nationalismus Ausdruck fanden anstatt in einem Kampf, das ceylonesische Proletariat (und insbesondere die tamilischen Plantagenarbeiter) als Stützpunkt für eine proletarische Revolution auf dem gesamten indischen Subkontinent zu gewinnen.“
– zitiert in Brief an Samarakkody, 27. Oktober 1973, abgedruckt in Internal Discussion Bulletin der iST Nr. 3, Mai 1974
Die JVP war in den späten 1960er-Jahren die Organisation, der sich subjektiv revolutionäre Jugendliche aus Opposition gegen parlamentarischen Schwindel und Koalitionsverrat anschlossen. JVP-Führer Rohana Wijeweera präsentierte sich als „moderner Bolschewik“. Zur JVP-Basis gehörten viele gebildete ländliche Jugendliche, die nur Singhalesisch sprachen und deren Aussichten in der halbkolonialen Wirtschaft deshalb trostlos waren. Eine von der JVP angeführte Erhebung Anfang 1971 wurde von der SLFP-LSSP-KP-Koalitionsregierung in Blut erstickt, Tausende junger Aktivisten wurden abgeschlachtet. Danach legte die JVP verstärkt Nachdruck auf die „Befreiung“ Sri Lankas von der „indischen Bedrohung“, dies (wie auch ihre kleinbürgerliche, auf die Bauernschaft ausgerichtete Strategie) verwandelte sie schließlich in eine reaktionäre kommunalistische Organisation, deren Ziel die Vernichtung des tamilischen Volkes war. Dies war in nicht geringem Maße die Folge der von der SLFP betriebenen Bildungspolitik „Nur Singhalesisch“, die mittlerweile auch von der LSSP befürwortet wurde.
Was wir an Samarakkody und der RWP anziehend fanden, war ihre prinzipienfeste Haltung zur Erhebung von 1971. Während die Koalitionäre von LSSP und KP die Spuren ihres Gemetzels zu verwischen suchten, indem sie kreischten, die JVP seien CIA-Reaktionäre, übernahm Samarakkody die Verteidigung inhaftierter JVPler, kritisierte aber gleichzeitig öffentlich die Politik der JVP:
„Unter diesen Umständen konnte keine Rede davon sein, dass die Partei diesen Kampf unterstützte. Die Partei unterstützte diesen Kampf nicht und konnte ihn nicht unterstützen, genauso wie sie nichts tat bzw. hätte tun können, um diesen bewaffneten Kampf durch ihre Unterstützung zu fördern oder voranzutreiben.
Doch da sich dieser Kampf zwischen den unterdrückten Jugendlichen einerseits und den Kräften des Kapitalismus andererseits abspielte, ist die Seite revolutionärer Marxisten die der kämpfenden Jugendlichen, was bedeutet, dass sie die kämpfenden Jugendlichen gegen das Vorgehen des kapitalistischen Staates verteidigen müssen. Konkret bedeutete das, dass revolutionäre Marxisten sich dem Versuch der Regierung, die kämpfenden Jugendlichen, ihre Unterstützer oder Angehörigen zu töten, zu foltern, einzukerkern und zu verfolgen, entgegenstellen und dagegen kämpfen müssen.“
– „Revolutionary Samasamaja Party & the Armed Struggle“ [Revolutionary Samasamaja Party & der bewaffnete Kampf], 1971
Das Anwachsen der JVP basierte auf dem Versagen der Führung der Arbeiterklasse, und trotz Samarakkodys prinzipienfester Rolle im Jahre 1971 weist die Tatsache, dass die RWP nie irgendwelche Militanten unter diesen radikalisierten Jugendlichen gewann, daraufhin, wie sehr sich die RWP auf das parlamentarische Koalitionsmilieu konzentrierte. Sogar als später Risse zwischen der singhalesisch-chauvinistischen Führung um Wijeweera und eher linksgesinnten Elementen der JVP zutage traten, die bereit waren, die Rechte der Tamilen anzuerkennen, ignorierte die RWP unsere Empfehlungen, sich doch etwas auf diese Jugendlichen zu orientieren.
Spartacist League/Lanka entsteht
Angesichts der 1974 ins Stocken geratenen Beziehungen waren wir einigermaßen überrascht, als wir im April 1979 von der RWP ein Fusionsangebot erhielten. Eine Sonderkonferenz der RWP im Februar 1979 hatte für diese Perspektive gestimmt. Der Anstoß dazu kam offensichtlich von jüngeren, aktiven Elementen in der Marxistischen Jugend der RWP, die aus der Stagnation ausbrechen wollten. Damals wussten wir nicht, dass die historischen Führer der RWP, Samarakkody und Fernando, die Fusionsperspektive ablehnten. In unserer Antwort an die RWP schrieben wir:
„Wie bei allen Sektionen und Kandidaten für eine Fusion ist für uns die gegenseitige innere Gewissheit notwendig – in einer programmatisch definierten Weise –, dass die ceylonesischen Genossen die proletarische Revolution in Ceylon und Südasien anstreben. Wenn diese beiden Bedingungen existieren – die Entschlossenheit, in internationalem Einvernehmen zu handeln, und der programmatisch ausgedrückte Wille, die proletarische Revolution durchzuführen – dann gibt es eine Basis für eine solide Fusion.“
– zitiert in „Vorwärts zur Internationalen
Trotzkistischen Liga!“ Spartacist,
deutsche Ausgabe Nr. 7/8, Sommer 1980
In Lanka sind Linke und insbesondere vorgebliche Trotzkisten darauf eingestellt, internationale Verbindungen zu suchen, um ihre Autorität zu stärken, und Samarakkody verließ sicher gerne die Insel, sei es zu Abgeordnetenausflügen in die UdSSR und nach Ägypten oder zu internationalen Treffen vorgeblicher Trotzkisten. Doch wir waren nicht an einer nur zeremoniellen oder föderalistischen „Internationale“ interessiert, sondern an einer authentisch leninistischen, demokratisch-zentralistischen internationalen Partei. Wir öffneten der RWP unsere internen Diskussionsbulletins, doch die RWP öffnete uns gegenüber nie ihr internes Leben.
Uns war klar, dass eine Fusion von unschätzbarem Wert sein würde, und so schickten wir eine autoritative Delegation nach Sri Lanka. Ein Vereinigungsabkommen wurde unterzeichnet, das die politischen Hindernisse für eine solide Fusion festhielt, trotz Abänderungen der RWP, die darauf zielten, entscheidende Formulierungen abzuschwächen:
„Als eine extreme politische Charakterisierung könnte die RWP bei der iST Anzeichen eines ultralinken Sektierertums feststellen, ausgedrückt in einer bestenfalls gleichgültigen Haltung gegenüber nationalen Kämpfen der Unterdrückten sowie gewollter Ineffizienz bei der Massenarbeit und beim Parteiaufbau. Die iST ihrerseits könnte als extreme Charakterisierung die RWP als Organisation betrachten, die sich wenigsten zum Teil eines Zentrismus bediene, der kleinbürgerlichem Nationalismus hinterherläuft und den schlimmsten Aspekten des Revisionismus und Reformismus kritische Unterstützung gibt, während sie in ihrer eigenen Propaganda weitgehend unfähig sei, über rein demokratische Forderungen hinauszugehen.“
In dem Entwurf des Hauptdokumentes für unsere internationale Konferenz von 1979 beschrieben wir die Vereinigung als eine wichtige Gelegenheit zur Erweiterung der internationalen Spartacist-Tendenz, die aber wegen der großen weiter bestehenden politischen Differenzen, der geografischen Entfernung und beträchtlicher Unterschiede in Kultur und Lebensstandard schwierig war. Ganz im Einklang mit ihrer vorherrschenden Auffassung, dass die Führer gesalbt und unsterblich seien, schickte die RWP eine Delegation zur Konferenz, die aus Samarakkody, Fernando und Tulsiri Andrade bestand, einem weiteren Führer, der sich bei der Fusionsperspektive der Stimme enthalten hatte. Uns wurde verheimlicht, dass der Delegation kein einziger Vertreter der mehrheitlichen Fusionsbefürworter angehörte, was schon mutwillige Täuschung zeigte.
Wendepunkt der Konferenz war eine Podiumsdiskussion über die Volksfrontfrage. Während die iST-Redner auf die internationale Erfahrung von Trotzkis Kämpfen und jüngerer Beispiele zurückgriffen, konzentrierte sich Samarakkody stark auf Ceylon und münzte politische Differenzen zunehmend in Fragen der persönlichen Glaubwürdigkeit und Integrität „Edmunds“ um. Unsere Minimalbedingung für eine Vereinigung war, dass im Rahmen des internationalen demokratischen Zentralismus das Votum von 1964 verteidigt und öffentlich bekräftigt werden sollte. Die Podiumsdiskussion machte deutlich, dass es unsererseits keinen diplomatischen Nichtangriffspakt geben würde, sondern einen leninistischen politischen Kampf für eine gemeinsame internationale Linie. Das wollten die RWP-Führer nicht akzeptieren.
Doch die Delegation konnte schwerlich nach Ceylon zurückkehren und berichten, dass die Fusion an der Volksfrontfrage gescheitert war, da von der Mehrheit der Fusionsbefürworter in der RWP die meisten mit der Position der iST übereinstimmten. Stattdessen suchte sich Samarakkody einen Vorwand, nämlich das Parteiverfahren gegen Bill Logan, einen ehemaligen Führer unserer australischen und britischen Sektionen, den wir wegen Verbrechen gegen kommunistische Moral und grundlegenden menschlichen Anstand anklagten (siehe IKL-Broschüre The Logan Dossier). Samarakkody war Mitglied des Parteigerichts und stimmte mit uns überein, dass Logan einen fairen Prozess bekommen hatte und ein „Monster“ sei, der sich „eines Verhaltensmusters kalkulierter persönlicher und sexueller Manipulation“ schuldig gemacht hatte. Doch er versuchte die Verantwortung für Logans Verbrechen anderen führenden Genossen zuzuschieben, die zu dessen Hauptopfern gehört hatten, und argumentierte, Logan solle nicht ausgeschlossen werden, da er nicht aus „Eigennutz“ gehandelt habe.
Samarakkodys Plädoyer für Logan rief unter den Konferenzteilnehmern tiefgehende Entrüstung und Abscheu hervor. Ein Genosse bemerkte, dass sich die Bandbreite unappetitlicher menschlicher Begierden nicht in finanziellem Vorteil oder Macht erschöpft: „Tötete Jack the Ripper aus Geldgier oder um Premierminister zu werden?“ Vielleicht kalkulierte Samarakkody damit, dass bei der tiefgehenden Sexualunterdrückung in der Gesellschaft Lankas die Frage von Sex prüde Abscheu hervorrufen würde. Auf jeden Fall wies seine Haltung auf eine Missachtung der Frage der Frauenunterdrückung hin. Obgleich Arbeiterinnen einen strategischen Bestandteil des Proletariats auf der Insel ausmachen, hatte die RWP kein einziges weibliches Mitglied; ein Mitglied der RWP-Delegation argumentierte, es sei besser, sich auf die Rekrutierung von vier oder fünf Männern anstatt einer Frau zu konzentrieren, da Frauen vier- oder fünfmal schwieriger als Männer zu rekrutieren seien.
Am nächsten Tag packten die RWP-Delegierten ihre Sachen und reisten ab. Damit verschenkten sie die Gelegenheit, vor Hunderten von Trotzkisten ihre Positionen zu vertreten. Bezeichnenderweise enthielten die Berichte der RWP-Delegierten an ihre Mitgliedschaft nicht einmal die Volksfrontdiskussion, sondern bestanden aus einer Litanei von Klagen über angebliche bürokratische Übergriffe, oft lachhaft und zumeist entlarvender über ihre eigene Geistesverfassung als über den angeblichen Bürokratismus der iST. Sie wurden weder hinausgesäubert, wie sie behaupteten, noch eingeschüchtert; sie liefen einfach davon. Im Parlament war Samarakkody nie so besorgt über schickliche Manieren gewesen, doch hier hatten wir es vielleicht nur mit der Schauspielerei eines Klüngels „alter Kumpel“ zu tun. Die Konferenz von 1979 bewies, dass Samarakkody und Co. ausgebrannt waren. Unsere langjährige brüderliche Erfahrung wurde ausgesprochen negativ beendet. Doch der Klärungsprozess war politisch wertvoll.
Es gelang der RWP-Delegation auch nicht, ihre Mitglieder gegen die iST immun zu machen. Der Kampf setzte sich innerhalb der RWP selbst fort. Die Genossen, die am Votum von 1964 und an der Fusionsperspektive festhielten, gründeten die Bolschewistische Fraktion. 1981 fusionierte die Bolschewistische Fraktion mit der iST und gründete die Spartacist League/Lanka. Das Fusionsdokument vom 24. Mai 1981 basierte ausdrücklich auf den Lehren des Kampfes gegen „den provinziellen und schwankenden Zentrismus“ der RWP-Führung unter Samarakkody (siehe „Ein Schritt vorwärts zur südasiatischen Revolution: Spartacist League in Sri Lanka gegründet“, Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 10, Winter 1981/82). Ein Grundpfeiler des Programms der SL/L war die Anerkennung der Tatsache, dass eine konsequente, prinzipienfeste Linie zur Tamilenfrage mit der grundsätzlichen Ablehnung der Volksfront in all ihren Varianten aufs Engste verknüpft ist: „Koalitionspolitik bedeutet nicht nur Kapitulation vor den Kapitalisten, sondern auch vor dem singhalesischen Chauvinismus“ (ebd.). Dies ging einher mit dem Verständnis, dass der ceylonesische Trotzkismus nur auf der Grundlage einer revolutionären Perspektive wiedergeschmiedet werden kann, die den gesamten indischen Subkontinent umfasst:
„Militante in Ceylon können ihre Entschlossenheit zur Revolution erst durch ihre Praxis in der Tamilenfrage beweisen. Jenseits der Palk-Meeresenge leben noch viele Millionen von Tamilen. Der Kampf, tamilische Genossen zu gewinnen, drückt den festen Willen aus, beim Aufbau einer revolutionären Partei in Indien mitzuhelfen.“
– ebd.
Die Verpflichtung unserer Genossen, gegen antitamilischen Chauvinismus zu kämpfen, wurde fast sofort auf die Probe gestellt. Auf Initiative eines SL/L-Anhängers an der Universität von Colombo erhoben streikende Studenten die Forderung nach Zulassung tamilischer Studienanfänger, was sich gegen die inselweite Praxis richtete, Tamilen von jeder Universität außer der in Jaffna auszuschließen. Dieser Kampf war das erste Mal in jüngerer Zeit, dass singhalesische Studenten für die Rechte der Tamilen eintraten. Trotz ihrer sehr wenigen Mitglieder veröffentlichte die SL/L Zeitungen sowohl auf Singhalesisch als auch auf Tamilisch. Und angesichts des Terrors gegen die Tamilen im Norden trat die SL/L mit Protesten hervor.
Die ganzen 1980er-Jahre hindurch initiierten Sektionen der iST weltweit, oft als einzige unter westlichen linken Gruppen, Proteste gegen den eskalierenden antitamilischen Terror in Sri Lanka oder beteiligten sich an solchen Protesten. Unsere Genossen wurden eingeladen, vor tamilischen Massenkundgebungen auf Londons Trafalgar Square zu sprechen, ein Gradmesser für die Autorität, die wir durch unsere prinzipienfeste Haltung in diesem zunehmend nationalistischen Milieu errungen hatten. 1983 gipfelte jahrzehntelange singhalesisch-chauvinistische Volksfrontpolitik in beispiellos mörderischen Pogromen, inszeniert von der UNP-Regierung J. R. Jayawardenes. Die Pogrome zielten darauf ab, die wichtige Schicht tamilischer Händler und Geschäftsleute in Colombo zu beseitigen und waren ein entscheidender Schritt bei der Zerstörung der wirtschaftlichen Verflechtung der Völker der Insel. Tausende wurden getötet und über 100 000 Tamilen wurden zur Flucht in den Norden oder nach Indien gezwungen; außerdem wurden etwa 200 000 „staatenlose“ tamilische Arbeiter so terrorisiert, dass sie aus den Hochlandplantagen flohen. Wir erkannten, dass dies für die Insel einen historischen Wendepunkt darstellte, und erklärten:
„Während die übrigen Linken gegen die tamilische Selbstbestimmung waren, traten wir für dieses Recht ein, argumentierten aber gegen seine Ausübung und wiesen darauf hin, dass dies wirtschaftlich und auch sonst eine Katastrophe sein würde. Nun ist diese Katastrophe eingetreten, nationale Trennung ist Wirklichkeit geworden. Deshalb fordern wir heute: ,Für das Recht auf Tamil Eelam! Für eine sozialistische Föderation von Eelam und Lanka!‘ “
– „Protest Mass State Terror Against Lankan Tamils!“ [Protestiert gegen staatlichen Massenterror gegen
die Tamilen Lankas], Workers Vanguard Nr. 361,
31. August 1984
Jedoch erhoben wir bei unserem verzweifelten Versuch, Mittel und Wege zu finden, um das tamilische Volk gegen weitere Massaker zu verteidigen, auch die prinzipienlose Forderung: „Umsiedlung von Tamilen aus singhalesischen Gebieten in den Norden unter dem Schutz der indischen Armee!“ (siehe Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 11, Winter 1983/84). Zwar warnten die fraglichen Artikel ausdrücklich vor jeglichem Vertrauen in den indischen bürgerlichen Staat unter Indira Ghandi als möglichem Verteidiger der Tamilen, doch die Losung lief tatsächlich auf eine Vertrauenserklärung für die indische Bourgeoisie hinaus und konnte ebenso als Aufruf zur Zwangsumsiedlung der verbliebenen Tamilen in Colombo und anderswo auf der Insel verstanden werden. Um unsere Geschichte von marxistischer Klarheit und Integrität aufrechtzuerhalten, stimmte die kürzlich abgehaltene VI. IKL-Konferenz für eine öffentliche Zurückweisung der „Umsiedlungs“losung von 1983.
Das offene Eintreten der SL/L für die Verteidigung der Frauenrechte war ebenfalls ein entscheidender Ausdruck davon, dass sie das Erbe von Klassenzusammenarbeit und reformistischem Verrat auf der Insel ablehnte. Wie das Vereinigungsdokument von 1981 erklärte:
„Die jüngsten Ereignisse in Iran und Afghanistan haben in aller Schärfe demonstriert, dass in den unterentwickelten Ländern des Orients die Frauenfrage eine besondere Bedeutung hat. Wir müssen sowohl Forderungen erheben, die auf die besondere Unterdrückung der Frau eingehen, wie auch geeignete Methoden zur Arbeit unter Frauen herausbilden. Denn, einmal erweckt, werden aus den Reihen der arbeitenden Frauen viele der besten Kämpferinnen für den Kommunismus hervorgehen, wie im Kampf für die bolschewistische Revolution im sowjetischen Zentralasien. Die tamilischen Plantagenarbeiterinnen und die bislang unorganisierten Arbeiterinnen in den Industrien der Freihandelszone, wie zum Beispiel die Textilarbeiterinnen, stellen wichtige Sektoren des ceylonesischen Proletariats dar, die für unsere Sache gewonnen werden müssen.“
– „Spartacist League in Sri Lanka gegründet“,
Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 10, Winter 1981/82
Als 1984 unter hauptsächlich singhalesischen Textilarbeiterinnen Streiks ausbrachen, solidarisierte sich die SL/L mit den Streikenden, und die iST startete internationale Spendensammlungen zur Unterstützung des Kampfes. Im Laufe dieser Arbeit gewann die SL/L einige dieser Kämpferinnen für das revolutionäre Programm.
Eskalierender antitamilischer Terror und allgemeine Repression gegen die Linke setzten unserer winzigen Organisation schwer zu. 1984 wurde Vincent Thomas, Herausgeber der SL/L-Presse, von der Geheimpolizei Criminal Investigation Division (CID) in Colombo ins berüchtigte Büro im vierten Stock vorgeladen, wo sein Leben bedroht wurde. Es spricht für Samarakkody, dass er uns bei der Rechtsverteidigung unseres Genossen unterstützte. In der Folgezeit waren SL/L und iST Zielscheibe einer niederträchtigen antikommunistischen Terroristenhetze in der reaktionären Presse Lankas.
Die Pogrome von 1983, der nationalistische Tamilenaufstand und die intensive staatliche Repression – all dies zusammengenommen schnitt die Möglichkeit öffentlicher Arbeit auf der Insel frühzeitig ab. Unsere Fähigkeit, dieser kleinen und verwundbaren Organisation bei der Bekämpfung des enormen auf ihr lastenden Drucks durch internationale Diskussion und Zusammenarbeit beizustehen, wurde durch das Fehlen einer gemeinsamen Sprache entscheidend geschwächt. Während Samarakkodys Muttersprache Englisch war, was echte Diskussionen ermöglichte, war dies bei den Genossen der SL/L nicht der Fall. Ungeachtet aller Bemühungen, die sprachliche Kluft zu überbrücken – Genossen in New York lernten Singhalesisch und Genossen in Lanka nahmen Englischunterricht – war unsere Sektion in Lanka in erheblichem Maße Opfer der von der Volksfront durchgepeitschten „Nur Singhalesisch“-Politik.
Das Vermächtnis der Volksfrontpolitik
Warum wies Samarakkody sein Votum von 1964 zurück, nachdem sich der chauvinistische Verrat der Volksfront voll entfaltet hatte? Es ist klar, dass er erst dann seine Position änderte, nachdem innerhalb der LSSP eine oppositionelle Tendenz entstanden war, die 1977 zur Nava [Neuen] Sama Samaja Party (NSSP) wurde. Hier schien sich die Gelegenheit zu bieten, die alte LSSP wiederzubeleben und erneut angesehenes Mitglied der alten Clique zu sein. Ein iST-Genosse, der Lanka im Oktober 1975 besuchte, berichtete, die RWP „scheint mit ihren Aussichten ganz zufrieden zu sein, vor allem da nach dem Rausschmiss der LSSP aus der Regierung nun die LSSP-Anhänger ihnen gegenüber offener sind“; Samarakkodys Verlangen nach einer Wochenzeitung, schrieb er, hat anscheinend „viel zu viel mit seinem Wunsch zu tun, auf die jüngsten Reden von N. M. Perera und Colvin de Silva im Parlament „unmittelbar antworten zu können“.
In einem Nachruf auf Samarakkody, der in der Zeitung der britischen Gruppe Workers Power erschien, schrieb der inzwischen verstorbene Al Richardson, der damals Herausgeber von Revolutionary History und ein virtuoser Befürworter von Entrismus in die Labour Party war:
„Karalasinghams Behauptung, sie hätten Entrismus in der alten LSSP machen sollen, bestätigte sich vor Ablauf eines Jahrzehnts voll und ganz, als es tatsächlich eine linke Massenabspaltung gab, um die NSSP unter Führung Vasudeva Nanayakkaras zu bilden. Doch Edmund zog es vor, seinen Prinzipien treu zu bleiben – wenn nötig, allein.“
– Workers Power, Februar 1992
Richardson und allen anderen Apologeten der Volksfront zum Trotz bestand Samarakkodys Fehler darin, dass er nur unzureichend mit dieser verhängnisvollen Tradition gebrochen hatte.
Abgesehen von ihrer Beteiligung an sämtlichen Verbrechen der Volksfront ist die NSSP eine Reproduktion vieler der schlimmsten Eigenschaften der alten LSSP und hat wiederholt an den endlosen Volksfrontkombinationen teilgenommen, auch mit der SLFP. NSSP-Gründer Nanayakkara selbst war von 1970 bis 1977 LSSP-Parlamentsabgeordneter. Im Juni 1990 unterschrieb die NSSP zusammen mit der SLFP und der LSSP eine Sechs-Parteien-Erklärung, die den völkermörderischen Angriff der UNP-Regierung auf die Tamilen unterstützte im Namen des Kampfes gegen „den Faschismus der LTTE [Tamil Tigers]“ (zitiert in Revolutionary Trails).
Die NSSP und ihre Nachfahren setzen diese verräterische Tradition bis zum heutigen Tage fort. Einige Jahre lang war die NSSP der internationalen Tendenz von Ted Grant (inzwischen verstorben) und Peter Taaffe angeschlossen. Ende der 1980er-Jahre wurde als vermeintlich linke Abspaltung von der NSSP die United Socialist Party (USP) gegründet. Die USP blieb auf der Seite von Taaffe, als er und Grant einige Jahre später miteinander brachen, während die NSSP dem VS beitrat. Zur Zeit der blutigen SLFP-Regierungsoffensive gegen die Tamilen 2009 baute die USP zusammen mit der rechten UNP eine volksfrontlerische „Platform for Freedom“ [Freiheitsplattform] auf. Was die ehemaligen Healy-Anhänger in Lanka angeht, die jetzt mit der World Socialist Web Site von David North liiert sind, so wird ihre gelegentliche orthodoxe Kritik an der Volksfrontpolitik von NSSP, USP usw. Lügen gestraft durch ihre erbärmliche Weigerung, das Selbstbestimmungsrecht des tamilischen Volkes anzuerkennen.
Bolschewistische Methoden
des Parteiaufbaus
Das Konzept des Parteiaufbaus, das Samarakkody von der LSSP mitbrachte, war vom Leninismus weit entfernt. Lenin wies das Argument, die Unterschiede zwischen dem rückständigen Russland und den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern Westeuropas machten die bolschewistische Erfahrung auf diese Länder unanwendbar, ausdrücklich zurück. Auch auf Länder wie Sri Lanka, die ähnliche Merkmale einer kombinierten und ungleichmäßigen Entwicklung aufweisen wie das vorrevolutionäre Russland, waren die Lehren des Bolschewismus offenkundig anwendbar:
„Den Marxismus als die einzig richtige revolutionäre Theorie hat sich Russland wahrhaft in Leiden errungen, durch ein halbes Jahrhundert unerhörter Qualen und Opfer, beispiellosen revolutionären Heldentums, unglaublicher Energie und hingebungsvollen Suchens, Lernens, praktischen Erprobens, der Enttäuschungen, des Überprüfens, des Vergleichens mit den Erfahrungen Europas. Dank dem vom Zarismus aufgezwungenen Emigrantenleben verfügte das revolutionäre Russland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über eine solche Fülle von internationalen Verbindungen, über eine so vortreffliche Kenntnis aller Formen und Theorien der revolutionären Bewegung der Welt wie kein anderes Land auf dem Erdball.
Anderseits hatte der Bolschewismus, der auf dieser granitnen theoretischen Grundlage entstanden war, eine fünfzehnjährige (1903–1917) praktische Geschichte hinter sich, die an Reichtum der Erfahrung nicht ihresgleichen kennt. Denn kein anderes Land hatte in diesen 15 Jahren auch nur annähernd soviel durchgemacht an revolutionärer Erfahrung, an rapidem und mannigfaltigem Wechsel der verschiedenen Formen der Bewegung: der legalen und illegalen, der friedlichen und stürmischen, der unterirdischen und offenen, der Zirkelarbeit und der Massenarbeit, der parlamentarischen und der terroristischen Form der Bewegung. In keinem anderen Lande war in einem so kurzen Zeitraum ein solcher Reichtum an Formen, Schattierungen und Methoden des Kampfes aller Klassen der modernen Gesellschaft konzentriert gewesen, und zwar eines Kampfes, der infolge der Rückständigkeit des Landes und des schweren Jochs des Zarismus besonders schnell heranreifte und sich besonders begierig und erfolgreich das entsprechende ,letzte Wort‘ der amerikanischen und europäischen politischen Erfahrungen zu eigen machte.“
– W. I. Lenin, Der „linke Radikalismus“,
die Kinderkrankheit im Kommunismus, 1920
Von zentraler Bedeutung für die Fähigkeit der Bolschewiki, an den von ihnen gelernten revolutionären Lehren festzuhalten und effektiv zu intervenieren, war Lenins Kampf für eine demokratisch-zentralistische Avantgardepartei aus Berufsrevolutionären. In seiner Polemik von 1902 gegen den Ökonomismus argumentierte Lenin, dass es „unsere Pflicht [ist] … jedem hervorragend befähigten Arbeiter zu helfen, Berufsagitator, Berufsorganisator, Berufspropagandist, Berufskurier usw. usf. zu werden“ (Was tun?). Er betonte: „Ein halbwegs talentierter und ,zu Hoffnungen berechtigender‘ Agitator aus der Arbeiterklasse darf nicht 11 Stunden in der Fabrik arbeiten. Wir müssen dafür sorgen, dass er aus Mitteln der Partei unterhalten wird.“ (ebd.)
Die LSSP zeigte Merkmale sowohl der üblichen sozialdemokratischen Arbeitsweise als auch der spezifischen bürgerlichen Gesellschaft, in der sie arbeitete. Die Führung bestand aus einer gebildeten, Englisch sprechenden Elite – aus Abgeordneten, Rechtsanwälten und Gewerkschaftsfunktionären. Sie behielt ihre Beziehungen zur kleinbürgerlichen und bürgerlichen Elite bei. Kabinettsmitglieder der UNP gingen auf die Hochzeiten der Töchter von LSSP-Führern. Samarakkodys Frau erzählte gern die Geschichte, wie sie in der Vereinigung von Schülerinnen ihrer alten Schule Mrs. Bandaranaike getroffen habe, die fragte, wie es dem „alten Löwen“ Edmund denn so gehe.
Die Kasten-, Familien- und Gesellschaftsstrukturen Sri Lankas richten sich vor allem nach Status und Hierarchie. Ideen werden nicht nach ihrem tatsächlichen Wert, sondern nach dem gesellschaftlichen Rang dessen beurteilt, der sie vorträgt. Eine Idee in Frage zu stellen oder anzufechten wird als respektlos und undankbar angesehen. So wird in politischen Parteien oder Gewerkschaften der gebildete Führer zu einer Art von wohlwollendem Gönner und Beschützer, dem man ehrerbietige Loyalität schuldet. Die wenigen Funktionäre der LSSP waren oft schlecht ausgebildete Aktivisten, arbeitslose Freiwillige oder arbeiteten für die Parteipresse, während die Rechtsanwälte und Abgeordneten als Wortführer der Partei in der Öffentlichkeit auftraten. Und während die Englisch sprechenden Führer Trotzki lesen konnten, war buchstäblich nichts ins Singhalesische oder Tamilische übersetzt worden. Eine Scheidelinie verlief zwischen den gesalbten und gut informierten Führern und der Parteibasis, die die LSSP wählte. Bei LSSP-Konferenzen bewiesen die etablierten Führer ihre rednerischen Fähigkeiten – es ging nicht darum, dass die gesamte Mitgliedschaft um eine gemeinsame revolutionäre Linie kämpfte. Unsere eigenen Debatten mit Samarakkody über die Volksfront und die nationale Frage wurden der RWP-Mitgliedschaft nicht mitgeteilt, und es wurden auch keine Übersetzungen für interne RWP-Bulletins angefertigt.
Wie kann eine revolutionäre Partei denn überhaupt weibliche Mitglieder rekrutieren und ausbilden, wenn sie an solchen Praktiken festhält, die nur dazu dienen, die traditionelle Unterordnung der Frauen aufrechtzuerhalten? Dies hat nichts mit Bolschewismus zu tun und steht im Gegensatz zu dem Kampf, revolutionäre Avantgarde der Arbeiterklasse und Volkstribun zu werden. Wir in der IKL kämpfen darum, dass die gesamte Mitgliedschaft am Leben der Organisation teilnimmt, auch auf internationaler Ebene.
In seinen letzten Jahren ging es für Samarakkody meistens nur bergab. Die Selbstmorde seines Sohns und seiner Schwiegertochter brachten für ihn großes Leid. Die RWP bildete eine zusammengewürfelte Gruppierung mit der italienischen Gruppo Operaio Rivoluzionario (GOR), dem Rest einer Jugendgruppe, die 1980 mit der iST fusioniert hatte. Der erbärmliche Lider Minimo der GOR hatte sich dadurch hervorgetan, dass er der Polizei freiwillig Informationen über seine Gruppe gab. Nur ein eingefleischter Scharlatan hätte solchen Umgang gepflegt. 1983 spalteten sich Meryl Fernando und Tulsiri Andrade von Samarakkody ab, es gab Anschuldigungen über die Frage, wer eine internationale Reise antreten sollte, und beide warfen ihm vor: „Seine Methode des Parteiaufbaus war höchst egoistisch & individualistisch. Jegliche politische Kritik an ihm betrachtete er als persönliche Kränkung“ („Why We Split From the Revolutionary Workers Party“ [Warum wir uns von der RWP abspalteten], 5. Februar 1984). Fernando und Andrade zufolge hatte Samarakkody auch Entrismus in die NSSP befürwortet. Diese Spaltung bestätigte, wie moribund die RWP war, deren beste Elemente sich der iST angeschlossen hatten; zur Zeit von Samarakkodys Tod war von der RWP kaum noch etwas übrig geblieben.
Unter den etwa 2000 Leuten, die im Januar 1992 an Samarakkodys Begräbnis teilnahmen, waren prominente Wortführer der LSSP, NSSP, KP und anderer durch und durch reformistischer Organisationen. Dies allein sprach schon für die Zwiespältigkeit der Hinterlassenschaft Samarakkodys und drückte aus, dass er bis zum Ende im Dunstkreis des parlamentaristischen Volksfrontmilieus verblieben war. Doch die Tatsache, dass 1985 eine militante Tamilengruppe Samarakkody, einen Singhalesen, für ein Waffenstillstandsüberwachungskomitee vorschlug, war ein bleibendes Zeugnis für seinen guten Ruf. Etwa zur gleichen Zeit entwarfen wir intern für die Insel von Lanka und Tamil Eelam das folgende anregende Szenario: Ein Tamile sollte Premierminister sein, Trincomalee sollte von einigen Divisionen vietnamesischer Veteranen der Eroberung Saigons besetzt sein, ausgestattet mit rotbesternten Tropenhelmen, und Edmund Samarakkody wäre Präsident.
In unserem Brief an Samarakkody von 27. Oktober 1973 schrieben wir:
„Als die Dritte Internationale als revolutionäre Kraft endgültig erledigt war und Trotzki daran ging, die Vierte aufzubauen, gab es eine Reihe herausragender kommunistischer Führer, die aus der stalinisierten Komintern mit reiner Weste hervorgingen. Sneevliet, Rosmer, Chen Duxiu, Andrès Nin (Christian Rakowski war ein besonderer Fall) kommen einem in den Sinn. Doch selbst in Zusammenarbeit mit einem großen Führer von der Statur eines L. D. Trotzki (und die Geschichte gewährt uns heute keine weiteren Trotzkis) waren diese Genossen unter den neuen und stark veränderten Bedingungen nicht imstande, den Weg zur höchsten Ebene kommunistischen Kampfes zu finden oder darauf zu beharren. Sie fielen ab.“
Auch Samarakkody ist abgefallen.
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