Spartakist Nr. 217

Sommer 2017

 

Internationalist Group im Lager des „Kampf-gegen-Rechts“-Liberalismus

Große Lügner verleumden IKL über Immigration

Der folgende Artikel ist übersetzt aus Workers Vanguard Nr. 1109 (7. April), Zeitung unserer Genossen der Spartacist League/U.S.

Die moderne Methode der Großen Lüge wurde von Nazi-Propagandachef Joseph Goebbels entwickelt und von Joseph Stalin bei der Linken in Umlauf gebracht. Dabei geht es nicht so sehr darum, dass die Lüge geglaubt wird, sondern dass sie oft genug wiederholt wird, um als Rechtfertigung für eine Hexenjagd und Schlimmeres durchzugehen. In diesem Sinn verleumdet die Internationalistische Gruppe (IG) die Internationale Kommunistische Liga als immigrantenfeindliche Rassisten, und das nicht zum ersten Mal. So brachte der Internationalist im vergangenen August zwei Artikel – „Strange Encounters with the ICL“ [Seltsame Begegnungen mit der IKL] und „Italy: The Refugee Crisis and Capitalist Barbarism“ [Italien: Die Flüchtlingskrise und kapitalistische Barbarei] –, in denen die IKL beschuldigt wird, „sich bei den rückschrittlichsten Elementen der Bourgeoisie, darunter Faschisten und Rassisten, einzureihen“ und „für die EU und innerhalb der EU die Rolle als Grenzschützer zu übernehmen“ (Hervorhebung im Original).

Der Vorwurf des Rassismus oder ein Bulle zu sein (und die IG unterstellt uns beides) ist die schlimmste Dreckschleuder gegen Linke. Dazu nichts zu sagen gilt als Schuldeingeständnis. Aber darauf zu antworten lässt den Schluss zu, daß die Anschuldigungen bereits weithin bekannt und daher vielleicht sogar gerechtfertig sind. Um einen aktuellen Vergleich zu ziehen, wäre es so, als würde man auf die Tweets von Donald Trump antworten. Als ein versierter Fachmann der Großen Lüge wurde Trump von Roy Cohn geschult, dem juristischen Dämon bei Joseph McCarthys antikommunistischer Hexenjagd, der die heldenhaften Rosenbergs bis zu ihrem Tod auf dem elektrischen Stuhl 1953 gejagt hat. Die jüngste Verleumdung der IG unter der Überschrift „Spartacist League vs. Refugees“ [Spartacist League kontra Flüchtlinge] (internationalist.org, 27. Februar) könnte in dem Tweet zusammengefasst werden: „IKL fordert volle Staatsbürgerrechte für alle Immigranten. Fake News!“

Anlass für die IG, uns wegen „Kapitulation vor dem Rassisten Trump“ zu verurteilen, ist der Artikel „Trump Escalates Obama’s War on Immigrants“ [Trump verschärft Obamas Krieg gegen Immigranten] auf der Titelseite von Workers Vanguard Nr. 1105 (10. Februar). Unter Hinweis auf unsere Forderungen „Volle Staatsbürgerrechte für alle Immigranten!“ und „Nieder mit der antimuslimischen Hexenjagd!“ behauptet die IG, diese seien nur eine ausgeklügelte Vertuschung unserer „chauvinistischen Linie, Forderungen nach Asyl für diejenigen abzulehnen, die vor den verheerenden Zerstörungen durch den US- und den europäischen Imperialismus fliehen“ (Hervorhebung im Original). In Wirklichkeit sind die Lügen der IG eine nicht gerade ausgeklügelte Vertuschung ihrer eigenen Kapitulation vor dem Liberalismus vom „Kampf gegen Rechts“, also vor der Auffassung, die US-imperialistischen Herrscher (besonders wie sie durch die Demokratische Partei repräsentiert werden) und ihre Pendants in der Europäischen Union könnten dazu gedrängt werden, den Völkern der Welt Freiheit und wirtschaftliches Wohlergehen zu bringen.

Die von den imperialistischen Mächten, allen voran den USA, angerichteten Verwüstungen erstrecken sich über den ganzen Erdball. Durch ihre systematische Ausplünderung weiter Teile des Planeten und ihre verheerenden Kriege oder Stellvertreterkriege zwingen die fortgeschrittenen kapitalistischen Länder den allergrößten Teil der Menschheit dazu, unter unmenschlichen Bedingungen zu leben. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind jetzt weltweit etwa 60 Millionen Menschen durch Krieg und Verfolgung heimatlos. Das ist die höchste Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg. Viele weitere Millionen ziehen fort, um der vom kapitalistischen Imperialismus verursachten erdrückenden Armut zu entkommen.

Als Kommunisten setzen wir nicht darauf, dass ausgerechnet diejenigen, die diese Verwüstung zu verantworten haben, so gütig wären, ihren Opfern Zuflucht zu gewähren. Unser Ziel ist es, internationalistische revolutionäre Arbeiterparteien zu schmieden, die das Weltproletariat in seinem Kampf führen können, dieses System von brutaler Ausbeutung, Rassen- und kolonialer/neokolonialer Unterdrückung und Krieg zu zerschlagen. Die IG steht auf der Gegenseite.

Rührendes Vertrauen in den „humanitären“ Imperialismus

Auf dem Foto zu dem Artikel „Spartacist League vs. Refugees“ sieht man die Plakate der IG bei einer Protestkundgebung vom 28. Januar auf dem New Yorker Flughafen JFK gegen Trumps Einreiseverbot für Menschen aus überwiegend muslimischen Ländern. Der einzige Unterschied zwischen ihren Losungen und denen, die wir in dem von ihnen als „chauvinistisch“ verurteilten Artikel aufstellen, ist ein Plakat mit der Forderung „Let Syrian Refugees In“ [Lasst syrische Flüchtlinge rein]. Außer Syrern sind Millionen andere auf der Flucht vor den US-Kriegen und der Besetzung Afghanistans und des Irak und vor der imperialistischen Verwüstung Libyens, um nur einige Beispiele zu nennen. Außerdem versuchen andere, den grauenhaften Bürgerkriegen im Südsudan, im Kongo und in anderen Ländern zu entkommen.

Die IG stellt besonders die verzweifelte Not der syrischen Flüchtlinge heraus, weil dies bei Liberalen und anderen populär ist, die sich für die weitere „humanitäre“ Einmischung der USA und anderer imperialistischer Mächte in den Bürgerkrieg stark machen, der das Land ruiniert. Solche Tränen vergießt kaum jemand über die zahllosen Flüchtlinge aus dem Jemen, wo die theokratische Monarchie Saudi-Arabiens mit Unterstützung der USA einen barbarischen Krieg führt, dem Tausende zum Opfer gefallen sind. Über diesen Krieg und das durch ihn verursachte Leid der Flüchtlinge kann man auf der IG-Website keinen einzigen Artikel finden.

Die IG verbreitet die Lüge, wir würden „Forderungen nach Asyl für syrische Flüchtlinge ablehnen“. Nein. Was wir ablehnen und immer abgelehnt haben, ist der Irrglaube, die Imperialisten würden alle Asylsuchenden aufnehmen. Im Gegensatz zu den Behauptungen der IG weichen wir mit diesem Standpunkt nicht im Geringsten von unserer Tradition ab, unter anderem für das Asyl für Menschen zu kämpfen, die aus ihrer Heimat vor staatlich subventioniertem reaktionärem Terror fliehen: zum Beispiel in den 1970er-Jahren vor der chilenischen Junta von Pinochet und in den 1980er-Jahren vor den Todesschwadronen in Zentralamerika und vor den von der Regierung inszenierten anti-tamilischen Pogromen durch Singhalesen in Sri Lanka. Erst vor kurzem forderten wir, die verzweifelten haitianischen Flüchtlinge, denen von der Obama-Regierung die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde, hereinzulassen (siehe WV Nr. 1099, 4. November 2016).

Es gibt unter dem kapitalistischen Imperialismus kein allgemein gültiges „Recht auf Asyl“, wie es die IG gerne hätte. Die Flüchtlingspolitik der Bourgeoisie wird von deren politischen Interessen bestimmt. Deshalb wurde zum Beispiel Miami ein Zufluchtsort für Gusanos, die vor der Kubanischen Revolution flohen, und besiegte Konterrevolutionäre aus Vietnam wurden mit offenen Armen empfangen. Unsere Forderungen nach Asyl richten sich immer nach den Klasseninteressen der Arbeiter.

Unser Ziel ist es, die Einheit, Solidarität und Kampffähigkeit der Arbeiterklasse sowohl im eigenen Land als auch international herzustellen. Dazu muss man für die Mobilisierung der sozialen Macht der Arbeiterklasse kämpfen, damit diese diejenigen verteidigt, die es hierher geschafft haben, indem sie volle Staatsbürgerrechte für alle Immigranten fordert und sich allen Abschiebungen und immigrantenfeindlichen Razzien in den Weg stellt. Wir bekämpfen die Teile-und-herrsche-Politik der Bourgeoisie, die mit Rassismus und Chauvinismus ihre Lohnsklaven vergiftet und damit bei der Gewerkschaftsbürokratie Widerhall findet, die nach protektionistischer „Rettung amerikanischer Arbeitsplätze“ schreit, und sagen stattdessen, dass die Gewerkschaften die eingewanderten Arbeiter mit vollen Rechten in ihre Reihen aufnehmen und verteidigen müssen.

Glaubt man der IG, so ist dies alles eine Finte, um unseren angeblichen immigrantenfeindlichen „Chauvinismus“ zu verschleiern. Die IG schreibt: „Als die Spartacist League für revolutionären Trotzkismus eintrat, hat sie erklärt, dass alle hier Lebenden die Rechte von Staatsbürgern haben sollten, egal wie sie hergekommen sind, und dabei betont, dass dies für alle Immigranten gilt.“ Jetzt ereifert sich die IG: „Wenn WV mit der Forderung nach vollen Staatsbürgerrechten für alle Immigranten daherkommt, beschränkt WV die Forderung bewusst auf jene, die es ,in dieses Land geschafft haben‘.“ Der aufmerksame (oder auch nicht so aufmerksame) Leser bemerkt vielleicht, dass bei der Forderung nach vollen Staatsbürgerrechten kein Unterschied besteht zwischen „allen hier Lebenden“ und allen, die es „in dieses Land geschafft haben“. Die Position der IG läuft hinaus auf die Forderung nach vollen Staatsbürgerrechten in den USA oder der EU für jeden, der sie will, wo immer er lebt.

Die Vorstellung, alle sollten überall hingehen können, wo sie wollen, kommt einigen vielleicht richtig radikal vor, ganz wie der Himmel auf Erden. Aber auf dem wirklichen Planeten Erde hat dies durchaus reaktionäre Konsequenzen. Die Entwicklung des modernen Imperialismus beruhte darauf, dass die stärkeren kapitalistischen Großmächte bei schwächeren und wirtschaftlich rückständigen Ländern offene Grenzen für die koloniale Ausplünderung und den Zustrom von Finanzkapital erzwangen.

Auch wenn die IG es leugnet, ihre Position ist nur eine Version von der Forderung nach „offenen Grenzen“, die von vielen reformistischen Linken in Europa und in den USA erhoben wird. Wie wir vor mehr als 40 Jahren in „The Leninist Policy Toward Immigration/Emigration“ [Die leninistische Politik zur Einwanderung/Auswanderung] (WV Nr. 36, 18. Januar 1974) schrieben, läuft diese Forderung „darauf hinaus, für die Abschaffung der Nationalstaaten unter dem Kapitalismus einzutreten“. Zusammen mit dem Privateigentum an den Produktionsmitteln ist der Nationalstaat die Grundlage der kapitalistischen Ordnung. Warum nicht die Abschaffung der Grenzpolizei fordern? Und vielleicht auch die des Militärs und der Bullen? Letztendlich ist die Überwachung der Grenzen für das bloße Überleben des Kapitalismus genauso unabdingbar wie die rassistischen, streikbrecherischen Bullen und die Streitkräfte, die über alle möglichen Länder herfallen, um die Interessen der Herrscher der USA und anderer imperialistischer Mächte durchzusetzen. Warum soll man dann noch für eine sozialistische Revolution kämpfen?

Die EU-Heuchelei über die „Freizügigkeit der Menschen“

Der Begriff „offene Grenzen“ ist besonders bei Liberalen und Reformisten in Europa populär, wo die Heuchelei über die „Freizügigkeit der Menschen“ eine wesentliche ideologische Begründung für die Aufrechterhaltung der Europäischen Union darstellt. Die EU, ein reaktionärer Block von europäischen imperialistischen Mächten mit der deutschen Bourgeoisie an der Spitze, war von Anfang an ein Instrument, um die Ausbeutung der Arbeiter in ganz Europa zu verschärfen und schwächere EU-Länder wie Griechenland durch die imperialistischen Großmächte zu beherrschen. Im Gegensatz zu den liberalen Illusionen, dass jeder, der seinen Fuß in ein EU-Land setzt, unter den Bedingungen des Schengen-Abkommens das Recht habe, überall hinzureisen, wohin er will, ging es bei der EU schon immer vor allem um den freien Kapitalverkehr zwischen den Mitgliedsstaaten. In diesem Rahmen wird die Freizügigkeit der Menschen so gehandhabt, dass sie entsprechend den Bedürfnissen des Kapitals die Ausbeutung von Niedriglohnarbeit erleichtert.

Durch das Schengen-Abkommen wurde noch nie die Abschiebung von „unerwünschten Menschen“ wie Roma verhindert, von denen viele aus EU-Staaten kommen. Und durch dieses Abkommen ist auch nicht verhindert worden, dass Stacheldrahtzäune, Mauern und Internierungslager errichtet und Streitkräfte zur Überwachung europäischer Staatsgrenzen eingesetzt wurden. Die schrecklichen Szenen, wie verzweifelte Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, zeigen, was die „Freizügigkeit der Menschen“ wert ist. Doch gerade mit dieser Freizügigkeit argumentieren weiterhin diejenigen, die sich dem Erhalt des kapitalistischen Konsortiums EU verschrieben haben, und die IG macht dabei mit. Der Kniefall der IG vor der EU zeigte sich darin, dass sie sich letztes Jahr beim Referendum weigerte, den Brexit zu unterstützen, und im Jahr davor in Griechenland bei dem Referendum über das EU-Spardiktat nicht zu einem „Nein“ aufrief.

In dem Artikel „Italy: The Refugee Crisis and Capitalist Barbarism“ ergreift die IG Partei für die Partito Comunista dei Lavoratori (PCL) gegen eine Polemik in Spartaco, der Zeitung unserer italienischen Sektion. Die PCL forderte „einen würdigen Willkommensplan für Migranten auf europäischer Ebene, als erstes für Flüchtlinge. Für Reisefreiheit von Immigranten innerhalb Europas. Aufhebung der immigrantenfeindlichen Gesetze in jedem Land und auf europäischer Ebene.“ Daraufhin argumentierten unsere italienischen Genossen, solche Forderungen schüren „die Illusion, man könne die imperialistische EU dazu zwingen, aufgrund humanitärer Prinzipien zu handeln“. Die IG stellte sich auf die Seite der PCL mit dem Argument:

„Die Vorstellung, das imperialistische Europa würde Flüchtlingen ein ,würdiges Willkommen‘ bereiten, ist sicherlich eine reformistische Illusion. Doch die Behauptung, Forderungen nach Freizügigkeit für Immigranten innerhalb Europas und für Abschaffung der immigrantenfeindlichen Gesetze würden auf eine Beschönigung des Imperialismus hinauslaufen, ist etwas ganz anderes. Bevor sich die IKL vom revolutionären Trotzkismus verabschiedete, … war die IKL stets gegen alle rassistischen immigrantenfeindlichen Gesetze, wobei sie erklärte, dass es unter dem Kapitalismus keine gerechte Einwanderungspolitik geben kann.“

Das tun wir immer noch. Es ist die IG, die sich vom revolutionären Trotzkismus verabschiedete, als ihre Gründer und Führer sich vor zwei Jahrzehnten aus unserer Organisation davonmachten.

Wir lehnen alle Einwanderungsgesetze, Verordnungen, Quoten usw. ab, die rassistisch sind oder Nationalitäten benachteiligen. Gleichzeitig wissen wir, dass es unter dem Kapitalismus keine „fortschrittliche“ Einwanderungspolitik geben kann. Und es ist auch nicht unsere Aufgabe, dem Klassenfeind eine alternative Politik vorzuschlagen oder den Anschein zu erwecken, die imperialistischen Herrscher ließen sich dazu bewegen, allen Asylsuchenden Zuflucht zu gewähren.

In unserem Artikel von 1974, als der heutige Líder máximo der IG Jan Norden noch herausgebender Redakteur von WV war (als Chefredakteur war er dann noch mehr als 20 Jahre tätig), erklärten wir:

„Was Kommunisten den verarmten Massen der unterentwickelten Länder zu sagen haben, ist, dass die Antwort auf ihre verzweifelte soziale Lage nicht ein persönliches Flugticket in die USA oder nach Westeuropa ist, sondern eine internationale sozialistische Revolution, welche die notwendige Voraussetzung ist für die wirtschaftliche Reorganisierung der menschlichen Gesellschaft durch die Befreiung der Produktivkräfte von den Fesseln des Privateigentums.“

Um die Produktivkräfte enorm steigern zu können und dadurch die Grundlage für die Beseitigung materiellen Mangels zu schaffen, braucht man eine Reihe von Arbeiterrevolutionen und die Errichtung einer internationalen Planwirtschaft. Nur so wird ein Leben in Würde für diejenigen ermöglicht, die jetzt in den überfüllten Slums und ländlichen Dörfern der Dritten Welt leben, und das Blutbad überwunden werden, das die imperialistischen Massenmörder anrichten. Erst dann wird es eine Welt ohne Grenzen geben.

„Zufluchts“-Zentristen

In ihren Heimatgefilden geht die IG bei den Liberalen und Reformisten vom Anti-Trump-Lager hausieren, die einen „Kampf gegen Rechts“ führen. Wütend darüber, dass wir ihre Unterstützung für den Schwindel der „Sanctuary Cities“ [sogenannte „Zufluchtsstädte“] entlarvt haben, wettert die IG in ihrer jüngsten Schmähschrift, die SL „schert sich einen Dreck darum, ob es für die ICE [Einwanderungsbehörde] leichter oder schwerer ist, Immigranten abzuschieben“ (Hervorhebung im Original). Im Gegenteil, wir begrüßen alles, was Polizeimaßnahmen gegen Immigranten behindert. Aber wir warnen, dass die Vorstellung von „Zufluchtsstädten“, wie sie die IG verbreitet, eine Finte von den Bürgermeistern der Demokratischen Partei ist, um sich und ihre Mörderbullen als die „Freunde“ von Immigranten darzustellen. Wie wir in dem Artikel schrieben, den die IG so anstößig findet: „Es ist völlig illusorisch, zu glauben, dass örtliche Repräsentanten des kapitalistischen Staates Oasen der Zuflucht für Immigranten errichten. Die Bullen, die schwarze Jugendliche und Jugendliche anderer Minderheiten ungestraft niederschießen, werden Immigranten nicht vor der Bundespolizei schützen.“ Diese Aussage geht von dem grundlegenden marxistischen Verständnis aus, was der kapitalistische Staat ist und dass er im wesentlichen aus Formationen bewaffneter Menschen besteht, die sich auf der kommunalen und der Bundesebene keineswegs unterscheiden – es sei denn, man hängt an dem Mythos vom kommunalen „Sozialismus“ (auch bekannt als „sewer socialism“ [Abwasser-Sozialismus – in Anspielung auf die „sozialistischen“ Kommunalpolitiker, die sich typischerweise um Dinge wie das Abwassersystem kümmerten]).

Man muss nicht einmal ein Marxist sein, um „Das falsche Versprechen der ,Zufluchtsstädte‘“, wie ein Artikel in Slate (17. Februar) überschrieben war, zu erkennen. In diesem Artikel heißt es:

„Nicht nur Republikaner von der harten Sorte stehen an der Spitze eines Strafrechtssystems, das heutzutage für fließbandmäßige Massenabschiebungen sorgt. Auch in Städten, die von der Demokratischen Partei kontrolliert werden, sorgen tagtäglich Polizei und Staatsanwaltschaft für Massenverhaftungen, indem sie Menschen wegen geringfügiger Vergehen, bei denen es zu keiner Gewaltanwendung kam, festnehmen und anklagen… Für Immigranten ohne Papiere kann eine Festnahme zur Verhaftung und Abschiebung durch die ICE führen. Und das gilt auch, wenn sich selbsternannte ,Zufluchtsstädte‘ weigern, jemanden auf Anforderung der Bundesbehörde hin zu verhaften.“

Sofern in dem einen oder anderen Ort Polizeikräfte dagegen waren, als Anhängsel der ICE eingesetzt zu werden, liegt dies in Wirklichkeit daran, dass es sie von ihren vermeintlich wichtigeren Prioritäten ablenkt wie den rassistischen „Kriegen“ gegen Verbrechen, Drogen- und Bandenkriminalität, bei denen sie vor allem jugendliche Schwarze und Latinos ins Visier nehmen.

Der Zweck, den die IG verfolgt, seit sie sich aus unserer Organisation davongemacht haben, ist es, die Empfindlichkeiten verschiedener Dritte-Welt-Nationalisten und diverser Reformisten und Radikalliberaler zu bedienen. Vor einigen Jahren gab es unter IG-Mitgliedern einen Aufschrei, unsere Genossen seien „Anti-Latino“-Chauvinisten. Der angebliche Beweis für diese Verleumdung war unser Artikel „South Chicago: Snapshots of Latino and Black Life“ [Süd-Chicago: Momentaufnahmen vom Leben der Latinos und Schwarzen] (WV Nr. 786, 6. September 2002), den wir geschrieben haben, um schwarzenfeindlichen Rassismus unter Latino-Einwanderern und immigrantenfeindliche Rückständigkeit unter schwarzen Arbeitern zu bekämpfen.

Nach Meinung der IG ist es „chauvinistisch“, die Realität anzuerkennen, dass Immigranten von den herrschenden US-Kapitalisten Rassismus gegen Schwarze eingetrichtert bekommen. Andererseits hatte die IG nichts dagegen einzuwenden, dass wir immigrantenfeindliche Stimmung unter Schwarzen schilderten, von denen sich viele über die Tatsache aufregen, dass man umso mehr Möglichkeiten zu einem wirtschaftlichen Aufstieg hat, je heller die Hautfarbe ist. Obwohl die Schwarzen nach der Niederlage der Sklavenhalterherrschaft im Bürgerkrieg die Bürgerrechte erlangt hatten, sind schwarze Menschen weiterhin überwiegend ganz unten in dieser Gesellschaft gewaltsam abgesondert.

In einem Artikel vom Januar mit der Überschrift „The Myth of a ,White Working Class‘ “ [Der Mythos von einer ,weißen Arbeiterklasse‘] bringt es die IG fertig, nicht ein Wort darüber zu schreiben, wie die Unterdrückung der Schwarzen als durch Rasse und Hautfarbe definierte Kaste das Fundament des amerikanischen Kapitalismus bildet. Im Gegenteil, bei der IG kommt die Rassentrennung in der Arbeiterklasse, eine wesentliche Grundlage von kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung in diesem Land, einfach nicht vor. In dem Artikel wird nicht nur geleugnet, welche zentrale Bedeutung der Kampf um die Befreiung der Schwarzen für die sozialistische Befreiung der Arbeiterklasse insgesamt hat, sondern es wird noch nicht einmal erwähnt, dass die Arbeiterbewegung für die Verteidigung der Immigranten eintreten muss. Hier zeigt sich das wahre Ausmaß, wie hohl das ganze Gerede der IG über die Organisierung „aktiven Widerstands der Arbeiterklasse“ gegen den verschärften Krieg gegen Immigranten und Flüchtlinge ist.

Der Zweck einer leninistischen Avantgardepartei ist es, die Arbeiterklasse mit revolutionärem Bewusstsein zu bewaffnen. Entscheidend dafür ist das Verständnis, dass die Befreiung aller Unterdrückten untrennbar mit dem Kampf für die Befreiung der Arbeiter von der Lohnsklaverei verbunden ist. Vor zwei Jahrzehnten verabschiedete sich die IG von jeder derartigen Perspektive, und nun will sie die IKL wegen „Rassismus“ verleumden. Dies ist nicht einfach eine maßlos übertriebene Polemik: Der Zweck ist Anstiftung und Rechtfertigung von Gewalt gegen uns. Aber damit lassen wir diese Apologeten des kleinbürgerlichen Liberalismus nicht durchkommen. Trotz unserer zurzeit geringen Kräfte sind unsere Partei und unser Programm unerlässlich im Kampf für einen proletarisch-sozialistischen Sieg.