Spartakist Nr. 211 |
Winter 2015/16 |
Erklärung der Ligue trotskyste de France zu den kriminellen Anschlägen in Paris
Folgende Erklärung veröffentlichten unsere Genossen der Ligue trotskyste de France am 14. November.
Wir verurteilen aufs Schärfste die verbrecherische Ermordung von etwa 120 Menschen in der vergangenen Nacht. Alles deutet darauf hin, dass islamische Fundamentalisten die Anschläge begingen, zur Unterstützung des Islamischen Staats und insbesondere als Antwort auf französische Luftangriffe, die in den letzten Wochen auf Syrien ausgeweitet wurden. Mehr denn je fordern wir den sofortigen Abzug von französischen und US-Truppen insbesondere aus dem gesamten Nahen Osten, ebenso aus Mali und anderswo auf der Welt.
Die Täter, die diese Verbrechen begingen und willkürlich einfach jeden ins Visier nahmen, haben grundlegend die gleiche Geisteshaltung wie die Imperialisten – sie setzen die arbeitenden Massen mit ihren kapitalistischen Ausbeutern und Unterdrückern gleich. Doch ungeachtet der Grausamkeit der Terroristen, die Dutzende unschuldiger Zivilisten in den Straßen von Paris und in einem Konzertsaal kaltblütig ermordeten, bleibt die Tatsache bestehen, dass die größten Terroristen weltweit die Imperialisten selbst sind, einschließlich der französischen Imperialisten.
Ihre entsetzlichen Verbrechen im Nahen Osten verursachten das blutige Chaos in Syrien und im Irak – und schüren es weiterhin tagtäglich – und treiben damit Jugendliche in die Arme der islamischen Reaktionäre. Deshalb ist ein jeder Schlag gegen die imperialistischen Armeen und ihre Handlanger im Nahen Osten im Interesse der internationalen Arbeiterklasse, auch wenn er von solch abscheulichen Kräften wie dem Islamischen Staat ausgeführt wird. Marxisten geben diesen Reaktionären nicht die geringste politische Unterstützung, wir verurteilen ihre schrecklichen Verbrechen, darunter das der vergangenen Nacht.
Dass französische Jugendliche, die in diesem Land aufgewachsen sind, einer derart rückständigen Ideologie folgen – mehr als Tausend zogen bereits nach Syrien in den Dschihad – zeigt vor allem die tiefe Verzweiflung einer ganzen Schicht junger Menschen aus Familien der Arbeiterklasse, deren Herkunft oft in den früheren französischen Kolonien in Afrika liegt. Die Verzweiflung ist eine reaktionäre Folge chronischer Arbeitslosigkeit und rassistischer Diskriminierung in der Schule, am Arbeitsplatz, bei der Wohnungsvergabe und in allen Bereichen des Lebens – eine Folge der rassistischen Verteufelung von Muslimen. Es ist auch das Ergebnis des endlosen Verrats der reformistischen Führer der Arbeiterklasse, die schon so lange ein Hindernis für eine revolutionäre Perspektive sind.
Wir protestieren schon im Voraus dagegen, dass [Präsident François] Hollandes kapitalistische Regierung diese Verbrechen benutzen wird, um weitere zunehmend repressive Maßnahmen gegen Muslime und dunkelhäutige Menschen zu rechtfertigen und umfassende Überwachungsmaßnahmen gegen die gesamte Bevölkerung zu verstärken. Diese Polizeistaatsmaßnahmen richten sich, wie wir seit langem betonen, letztendlich gegen die Arbeiterklasse, die einzige Klasse mit dem historischen Interesse und der sozialen Macht, alle Unterdrückten in einen Kampf zum Sturz des kapitalistischen Systems zu führen, das tagtäglich weiter in die Barbarei hinabsinkt. Wir sagen: Nieder mit dem Ausnahmezustand! Nieder mit Vigipirate und Sentinelle! Französische Truppen raus aus dem Nahen Osten und aus Afrika!