Spartakist Nr. 203

Mai 2014

 

Klassenkollaboration der UAW-Führer bahnte den Weg

Niederlage für Arbeiter im VW-Werk in Tennessee

Organisiert die „gewerkschaftsfreien“ Südstaaten durch Klassenkampf!

Folgender Artikel erschien in Workers Vanguard (Nr. 1042, 21. März), Zeitung der Spartacist League/U.S.

Die amerikanische Autoarbeitergewerkschaft UAW (United Auto Workers) verlor im Februar im Volkswagen-Werk in Chattanooga, Tennessee, mit 626 zu 712 Stimmen knapp eine Abstimmung über die entscheidende Frage, ob das Werk gewerkschaftlich organisiert werden sollte oder nicht. Es ging um sehr viel: Ein Sieg der UAW wäre ein historischer Sieg für die Arbeiter gewesen, nicht nur in Chattanooga, sondern weit darüber hinaus, er hätte eine Bresche geschlagen für die Arbeiterbewegung im weitgehend gewerkschaftsfreien Süden. Es steht außer Frage, dass die UAW entschlossenen Gegnern gegenüberstand, die die Gewerkschaft aus dem Werk heraushalten wollten. Aber die UAW-Bürokraten lähmten die Organisierungsbemühungen, indem sie die Gewerkschaft verpflichteten, die Profitabilität der Firma aufrechtzuerhalten, wie es im „Neutralitäts“abkommen niedergelegt wurde, das VW angeblich dazu verpflichtete, die Gewerkschaftskampagne nicht zu behindern. Die UAW-Funktionäre vermieden bewusst nicht nur den „Konflikt“ mit dem Autohersteller, sondern auch die notwendige Organisierungsarbeit, zum Beispiel vor Haustüren und in Kneipen für Unterstützung der Gewerkschaft zu werben.

Es wurde viel Vertrauen gesetzt in VWs angebliche stillschweigende Unterstützung der Gewerkschaft. Aber die gab es absolut nicht. Bis zum September 2013 hatte die Mehrheit der VW-Arbeiter in Chattanooga unterschrieben, dass sie die UAW autorisierten, sie bei den Tarifverhandlungen zu repräsentieren. Volkswagen hätte das Ergebnis dieser mehrheitlichen Unterschriften akzeptieren und die Gewerkschaft anerkennen können. Aber die Bosse hätten der UAW im Werk kaum freie Hand gelassen. Firmensprecher hatten klargemacht, dass die Gewerkschaft nur reingelassen werden würde, wenn sie viele ihrer Aufgaben und Funktionen einem Betriebsrat nach deutschem Vorbild überlassen würde, einem Gremium, das unter der Fuchtel des Managements steht und gleichzeitig den Eindruck erweckt, als hätten die Arbeiter eine Mitbestimmung bei der Führung der Firma.

Der UAW-Präsident Bob King lobte den geplanten Betriebsrat als ein Zeichen der Partnerschaft zwischen Gewerkschaft und VW, doch seine „Partner“ wollten partout nicht den roten Teppich ausrollen. Selbst unter ihren jetzigen klassenkollaborationistischen Führungen sind Gewerkschaften die grundlegenden Organisationen der Arbeiter im Kampf für ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse gegen die Bosse. Gewerkschaften rauszuhalten bedeutet erheblich größere Profite für die Konzerne. In Chattanooga zogen Vorarbeiter durchs Werk und verkündeten gewerkschaftsfeindliche Heilsbotschaften. Gleichzeitig stand die gewerkschaftliche Organisierungskampagne unter starkem Beschuss von äußerst gewerkschaftsfeindlichen Kräften, finanziert von Typen wie den Koch-Brüdern und angeführt von dem rechtsgerichteten Grover Norquist, dem Mann fürs Grobe, und Republikanern wie Tennessee-Gouverneur Bill Haslam und US-Senator Bob Corker. Drohungen von republikanischen Politikern des Bundesstaates, Steuersubventionen für VW zu kürzen, falls die Gewerkschaft gewinnen sollte, sind jetzt Gegenstand einer Beschwerde, mit der die UAW bei der Aufsichtsbehörde für Arbeitsbeziehungen NLRB (National Labor Relations Board) darum bettelt, wegen „äußerer Einflussnahme“ eine neue Abstimmung anzuordnen.

Zur gewerkschaftsfeindlichen Kampagne gehörte auch eine große Portion rassistischer Teile-und-herrsche-Politik. Norquists „Zentrum für Arbeiterfreiheit“ stellte überall in Chattanooga Plakattafeln auf, bei denen der Name UAW entstellt wurde zu „Vereinigte Obama-Arbeiter“, neben dem Spruch: „Die UAW zahlt Millionen Wahlunterstützung an liberale Politiker, einschließlich BARACK OBAMA.“ Besonders in den Staaten der ehemaligen Konföderation [Südstaaten], wie Tennessee, steht das „O“-Wort unmissverständlich als rassistischer Code für das „N“-Wort.

Die Verflechtung von rassistischer Reaktion und Feindschaft gegenüber Gewerkschaften stellte Matt Patterson, jetzt Geschäftsführer von Norquists Zentrum, eindeutig klar. Laut Nation vom 14. November 2013 geiferte Patterson letzten Mai in einem Kommentar: „Vor 150 Jahren wehrte vor Chattanooga die Konföderierten-Armee von Tennessee eine Invasionsarmee der [Nordstaaten-]Union ab… Heute sieht sich das südöstliche Tennessee mit einer Invasion einer anderen Union konfrontiert – einer wirklichen Arbeiter-Union [Gewerkschaft], den United Auto Workers.“ Einer der „Helden“ der Konföderierten bei der Schlacht von Chattanooga war Nathan Bedford Forrest, vor dem Krieg Sklavenhändler und danach ein Gründer der Rassenterroristen des Ku Klux Klan, einer Organisation, die auch gegen zahllose gewerkschaftliche Organisierungskampagnen losschlug und als Schocktruppe für die Bourgeoisie fungierte.

All dies unterstreicht, dass jeglicher Versuch, den Süden zu organisieren, frontal den Rassismus gegen Schwarze angreifen muss, der seit langem den Kapitalisten dazu dient, die Arbeiter zu spalten und ihre Kämpfe zu schwächen. Und bei den vielen lateinamerikanischen Einwanderern in der Arbeiterklasse kann die gewerkschaftliche Organisierung nur vorankommen durch einen Kampf gegen Anti-Immigranten-Hetze. Die Arbeiterbewegung muss für die Rechte der Schwarzen kämpfen und volle Staatsbürgerrechte fordern für alle, die es in die USA geschafft haben.

Ob die UAW die Abstimmung in Chattanooga nun gewonnen hätte oder nicht, die Klassenzusammenarbeit der Gewerkschaftsführung ist ein Hindernis für breitere Organisierung. Der grundlegende Ausgangspunkt für eine ernsthafte gewerkschaftliche Organisierungskampagne muss das Verständnis sein, dass diese kapitalistische Gesellschaft in zwei sich feindlich gegenüberstehende Klassen geteilt ist, deren Interessen absolut unvereinbar sind: die Arbeiter, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, und die Kapitalisten, die die Produktionsmittel besitzen und durch Ausbeutung der Arbeiter riesige Profite einfahren. Die Gewerkschaftsbürokraten schüren Illusionen, dass es gleiche Interessen von Arbeitern und ihren Ausbeutern gebe, und drängen auf ein Vertrauen in Regierungsbehörden und politische Parteien der feindlichen Klasse, von der NLRB bis zur Demokratischen Partei. Diese Strategie hat die Arbeiterbewegung von einer Niederlage zur nächsten geführt.

Im Artikel „The Fight to Unionize the ,Open Shop‘ South“ [Der Kampf für die Organisierung des „gewerkschaftsfreien“ Südens], Workers Vanguard Nr. 720, 1. Oktober 1999, schrieben wir:

„Der letzte kraftlose Versuch des Dachverbandes CIO, nach dem Zweiten Weltkrieg den Süden zu organisieren, groteskerweise mit einer Kampagne namens ,Operation Dixie‘ [die Hymne der Südstaaten im Bürgerkrieg], erlitt schnell Schiffbruch. Er scheiterte an den Säuberungen gegen Rote während des Kalten Kriegs, am Rassismus und an den Verbindungen der Bürokraten zur Demokratischen Partei… Aufgrund ihrer Loyalität gegenüber den Demokraten waren die Gewerkschaftsspitzen unfähig, einen Kampf gegen die weiße Machtstruktur von Jim Crow [System der Rassentrennung] zu führen, die von den Dixiekraten und ihren KKK-Hilfstruppen betrieben wurde.“

Um die Gewerkschaften in Bastionen des Klassenkampfes zu verwandeln, bedarf es eines Kampfes für eine neue Führung, basierend auf der politischen Unabhängigkeit der Arbeiterklasse.

Für Klassenkampf, nicht Klassenkollaboration

In der Organisierungskampagne von Chattanooga dachten die UAW-Oberen, sie könnten sich in den Süden schleichen, indem sie die Gewerkschaft darstellen, als sei ihr Zweck eine „Arbeiter-Management-Kooperation“. Das Neutralitätsabkommen verpflichtete die UAW, „die Kostenvorteile und andere Wettbewerbsvorteile [von VW] aufrechtzuerhalten und, wo immer möglich, zu erweitern“. So stimmten also die Gewerkschaftsbürokraten im Voraus zu, die Autoarbeiter in Chattanooga an die niedrigeren Löhne und unterdurchschnittlichen Arbeitsbedingungen zu ketten, die in gewerkschaftlich nicht organisierten Werken vorherrschen. Dies hat unter den Arbeitern kaum Vertrauen geweckt, dass die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft ihre Lage verbessern würde. Aber es war Wasser auf die Mühlen der gewerkschaftsfeindlichen Kräfte um die „Nein-zur-UAW“-Gruppe, die auf einige Arbeiter Einfluss ausübte, die letztes Jahr Mitgliedskarten unterzeichneten, aber später gegen die Gewerkschaft votierten.

Das Herzstück des Neutralitätsabkommens war die Einrichtung eines zur Klassenzusammenarbeit verpflichteten Betriebsrats nach deutschem Vorbild. Die deutsche IG Metall drängte die UAW, dieses Gremium zu akzeptieren; es würde verschiedene Fragen im Betrieb regeln, von Arbeitssicherheit bis zur Regelung von Überstunden, und würde zumindest den ersten Schritt beim Beschwerdeverfahren begleiten. Die Folge wäre die Unterminierung der Gewerkschaft, deren Aufgabe es ist, die Arbeiter gegen die Firma zu verteidigen. Das ist weit entfernt von der UAW in ihrer Glanzzeit, als Mitglieder des Gewerkschaftskomitees, die mit Angriffen im Betrieb konfrontiert waren, das Band anhielten, bis das Management nachgab.

Die UAW hat auch ausdrücklich die vielen Zeitarbeiter in Chattanooga im Stich gelassen: Sie willigte ein, diese Arbeiter aus jeglichen zukünftigen Tarifverhandlungen rauszuhalten. Aber diese Arbeiter zu organisieren, sie in die Gewerkschaft zu holen und volle Angleichung von Lohn und Zusatzleistungen zu fordern, ist lebensnotwendig für jeden ernsthaften Versuch einer gewerkschaftlichen Organisierung. Die Managements anderer Werke im Süden (und auch ein paar im Norden) wie vom Nissan-Werk in Smyrna, Tennessee, haben viele Festangestellte durch Leiharbeiter ersetzt. Ein Artikel in der Washington Post vom 15. Februar wies auf die Auswirkung der Niederlage von Chattanooga auf die Arbeiter des Nissan-Werks in Smyrna hin: „Die UAW verlor dort 2001 eine Abstimmung, hat aber immer noch Organisatoren vor Ort in Smyrna. Dort werden Arbeiter jetzt nach Chattanooga schauen und sich fragen, warum drüben so viele dachten, dass die Gewerkschaft keine gute Idee sei.“

Die gewerkschaftsfeindlichen Kräfte in Chattanooga machten die Gewerkschaft für den schlimmen, verwüsteten Zustand von Detroit, der ehemaligen Motor City, verantwortlich. Aber es waren die Auto-Bosse, mit den prokapitalistischen Gewerkschaftsspitzen als Komplizen, die Detroit – eine überwiegend schwarze Stadt, einst eine starke UAW-Bastion – in eine bankrotte Industriebrache verwandelten auf Kosten zehntausender gewerkschaftlich organisierter Arbeitsplätze mit anständigen Löhnen. Der Lebensstandard, den Automobilarbeiter in Detroit und anderswo nach dem Zweiten Weltkrieg ein paar Jahrzehnte lang hatten – als der US-Imperialismus wirtschaftlich überlegen war im Vergleich zu seinen japanischen und deutschen Rivalen –, wurde ermöglicht durch erbitterten Klassenkampf, der die UAW aufbaute und zu einem Machtzentrum der organisierten Arbeiterbewegung machte. Das bahnbrechende Ereignis war der Sitzstreik 1936/37 in Flint, Michigan, ein Wendepunkt in den Klassenkämpfen, durch die die Industriegewerkschaften der CIO anwuchsen. Dem Sitzstreik in Flint ging ein mutiger Streik im Fisher-Karosseriewerk in Atlanta voraus, bei dem Arbeiter im November 1936 das Werk besetzten und drei Monate lang undurchdringbare Streikpostenlinien aufrechterhielten. 1937 wurde die UAW landesweit anerkannt.

Heute verweisen die Gewerkschaftsspitzen auf die Palette gewerkschaftsfeindlicher Gesetze der Kapitalisten, um damit zu rechtfertigen, dass sie die Arbeiter dazu drängen, völlig sinnlos Druck auf die Demokraten auszuüben, statt harten Klassenkampf zu führen. Aber auch in den 1930er-Jahren gab es gewerkschaftsfeindliche Gesetze. Gewerkschaftsaktivisten wurden verhaftet und von Bullen, der Nationalgarde und privaten Streikbrechern physisch angegriffen. Doch gerade durch diese Kämpfe wurden die Industriegewerkschaften geschmiedet. Um heute die Arbeiterbewegung wiederzubeleben, ist es nötig, genau dieselben kämpferischen Methoden wieder anzuwenden, mit denen die Gewerkschaften ursprünglich aufgebaut wurden.

Brecht mit den Demokraten!

Das VW-Werk in Chattanooga ist eines der neuesten der sogenannten Transplants: Autofabriken in den USA in ausländischem Besitz, hauptsächlich nicht gewerkschaftlich organisierte Werke im Süden. Dieser Trend ging los, nachdem 1982 in Marysville, Ohio, eine Honda-Fabrik und ein Jahr später das Nissan-Werk in Smyrna die Produktion starteten. Das Wachstum der Transplants wurde mit angespornt durch die protektionistische „Kauft-amerikanisch“-Kampagne der UAW-Bürokratie während der 1970er- und 80er-Jahre. Um Handelsbeschränkungen aus dem Weg zu gehen, verlegten japanische und später deutsche Autohersteller einen Teil der Produktion in die USA. Das protektionistische Gegeifer der UAW-Führung wiederum kettete die Gewerkschaft an die Interessen der amerikanischen Ausbeuter, und so war die UAW nicht in der Lage, den notwendigen Kampf zur gewerkschaftlichen Organisierung der Transplants zu führen. Stattdessen machte das UAW-Hauptquartier Solidarity House den Großen Drei (GM, Ford und Chrysler) ein Zugeständnis nach dem anderen, damit die Bosse den ausländischen Werken gegenüber „konkurrenzfähig“ bleiben könnten.

Jahrzehntelange Klassenzusammenarbeit gipfelte 2009 in der Unterstützung der UAW-Führung für das Hilfspaket der Obama-Regierung an die Autobosse. Die UAW-Spitzen akzeptierten Werksschließungen und massive Lohn- und Sozialleistungskürzungen, außerdem verpflichteten sie sich, sechs Jahre lang nicht zu streiken – alles im Namen der Rettung einiger Arbeitsplätze. Zwischen 2005 und 2013 öffneten ausländische Autohersteller sieben Werke, während die Großen Drei 21 Werke schlossen! Die Mitgliedschaft der UAW ist von ihrem Höchststand in den 1960er-Jahren von 1,6 Millionen auf inzwischen weniger als 500 000 gesunken, und darunter sind Zehntausende, die in Casinos und im Hochschulwesen arbeiten. Ein Maßstab für diese Rückschläge ist, dass der Anfangslohn in UAW-organisierten Werken bei nur 15 Dollar pro Stunde liegt. Und jetzt gilt sogar für Michigan, lange Zeit ein Zentrum der Gewerkschaftsmacht, das „Right-to-work“-Gesetz [in gewerkschaftlich organisierten Betrieben können nun auch unorganisierte Arbeiter arbeiten, ohne den Gewerkschaftsbeitrag zu zahlen, obwohl sie von der Gewerkschaft profitieren].

Der jetzige UAW-Vorsitzende Bob King spielte neben seinem Vorgänger Ron Gettelfinger eine Schlüsselrolle bei der Abwälzung der Kosten des Hilfspakets auf die Gewerkschaftsmitglieder. King erhoffte sich, sein Erbe aufzuhübschen, indem er wenigstens ein ausländisches Produktionsband im Süden gewerkschaftlich organisieren würde, bevor er im Juni in den Ruhestand tritt. UAW-Führer wendeten bereits in einem Mercedes-Benz-Werk in Vance, Alabama, genau dieselbe Verliererstrategie wie in Chattanooga an, sie hofften darauf, dass die Konzernmutter Daimler eine Gewerkschaft akzeptieren würde, wenn sie denn als Betriebsrat daherkäme. Aber Daimler hat jetzt wenig Gründe, mit King & Co. so ein Spielchen durchzuziehen.

Vor ein paar Jahren setzte die Gewerkschaftsbürokratie große Hoffnungen darauf, die Demokraten zu drängen, das Gesetz zur Wahlfreiheit der Beschäftigten EFCA einzuführen (Employee Free Choice Act), das eine Anerkennung der Gewerkschaft ermöglicht hätte, wenn eine Mehrheit der Beschäftigten in einer Arbeitsstätte für eine Unterstützung der Gewerkschaft unterzeichnet hätte. Die Gewerkschaftsbürokraten sahen das EFCA nur als einen weiteren Ersatz für Arbeiterkampf; wir unterstützten diese Gesetzesvorlage, weil sie den Weg zu einer Anerkennung der Gewerkschaft erleichtert hätte. Wäre das Gesetz in Kraft getreten, wäre die UAW letzten September im Chattanooga-Werk anerkannt worden. Barack Obama hatte die Gesetzesvorlage unterstützt, als er noch US-Senator war und für das EFCA keine Aussicht auf Erfolg bestand. Sobald er im Amt war und im Oval Office saß – wobei die massive finanzielle und organisatorische Unterstützung der Gewerkschaftsbürokratie keine kleine Rolle spielte –, ließen dann Obama und die Demokraten das EFCA einen stillen Tod sterben. Damit hat Obama einfach nur seinen Job als Hauptgeschäftsführer des amerikanischen Kapitalismus gemacht.

Die Treue der Gewerkschaftsbürokratie zur Demokratischen Partei, die ebenso wie die offen arbeiterfeindlichen Republikaner eine Partei des Kapitals ist, entspricht politisch der „Partnerschaft“ der Gewerkschaftsführung mit den Konzernen. Die Arbeiterklasse kann nur einem von zwei möglichen Pfaden folgen. Da ist einerseits die Bürokratie, die stillschweigend hinnimmt, was unter dem Kapitalismus möglich ist – das hat zum Desaster geführt. Oder andererseits die revolutionäre Strategie, die wir Marxisten haben. Im Verlauf scharfer Klassenkämpfe und durch geduldige Schulung über die Beschaffenheit der kapitalistischen Gesellschaft wird die Arbeiterklasse vertraut mit dem Bewusstsein von ihren eigenen historischen Interessen als Klasse, die für sich selbst und für alle Unterdrückten kämpft. Solch ein Bewusstsein braucht einen politischen Ausdruck. Das bedeutet, die Ketten zwischen den Arbeitern und der Demokratischen Partei zu brechen und eine klassenkämpferische Arbeiterpartei zu schmieden, deren Ziel es ist, nicht nur die gegenwärtigen Lebensbedingungen der Arbeiterklasse zu verbessern, sondern das gesamte System der kapitalistischen Lohnsklaverei wegzufegen.