Spartakist Nr. 197 |
März 2013 |
Aufruf der Spartakist-Gruppen und TLD zur LLL-Demo 1990
Nachfolgend drucken wir den Aufruf der Spartakist-Gruppen und der Trotzkistischen Liga Deutschlands zu einem revolutionären Block auf der Berliner Lenin-Liebknecht-Luxemburg-Demonstration von 1990 ab. Der Aufruf ist der Arbeiterpressekorrespondenz Nr. 17 (10. Januar 1990) entnommen, die von der TLD initiiert und veröffentlicht wurde, fast täglich erschien und als kollektiver Organisator des Kampfes von TLD und Spartakist-Gruppen gegen die kapitalistische Konterrevolution diente. Im Januar 1990 vereinigten sich die Trotzkistische Liga Deutschlands und die Spartakist-Gruppen zur Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands, Sektion der IKL.
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Am 15. Januar 1919 wurden in Berlin Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg von Noske-Offizieren ermordet. Am 21. Januar 1924 starb Wladimir Iljitsch Lenin in Gorki bei Moskau.
Am Samstag, den 14. Januar wird es ab 9 Uhr eine Großdemonstration an der Gedenkstätte in Berlin-Friedrichsfelde geben, zu Ehren der revolutionären Arbeiterführer Liebknecht und Luxemburg, zum 71. Jahrestag ihres Mordes. Anknüpfend an die frühe kommunistische Tradition werden Spartakist-Gruppen und Trotzkistische Liga Luxemburg, Liebknecht und auch Lenin unsere Achtung erweisen. Wir fordern alle auf, die die „Drei L“ des Bolschewismus ehren wollen, sich um unsere Banner zu sammeln und an der öffentlichen Spartakist-Veranstaltung teilzunehmen.
Im Aufruf der SED-PDS werden Karl und Rosa als „hervorragende Führer der deutschen Sozialdemokraten und Kommunisten“ bezeichnet. Dies hängt eng mit der heutigen Auffassung der SED zusammen, Liebknecht und Luxemburg mit Kautsky und Bernstein gleichzusetzen. Dabei wird verschwiegen, dass es gerade die vom Sozialdemokraten Gustav Noske eingesetzten Offiziere waren, die diese Kommunisten umbrachten, um den Spartakus-Aufstand im Januar 1919 zu zerschlagen. Noske („Einer muss der Bluthund sein“) handelte im Auftrag der Regierung des Sozialdemokraten Friedrich Ebert, der 1918 bekannte: „Ich hasse die Revolution wie die Sünde!“
Jahrzehntelang haben die Führer der Sozialdemokratie sich bemüht, ihr Blutverbrechen, das das Geburtsmal der Weimarer Republik war, zu verwischen. Zu diesem Zweck haben sie alles daran gesetzt, unsere revolutionären Märtyrer in sozialdemokratische Reformisten umzudichten. Stalin, dem vor der proletarischen Revolution genauso bange war, hat gleichermaßen versucht, Luxemburg ihrer revolutionären Ehre und Größe zu berauben. Wir Spartakisten, die wir im Geiste Lenins und Trotzkis für den Kommunismus kämpfen, stehen für das revolutionäre Erbe der zwei Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands.
Sozialdemokraten, jetzt auch innerhalb der SED-PDS, sprechen von „einhelligen Warnungen“ Rosa Luxemburgs (sowie auch Kautskys und Bernsteins!) vor der Möglichkeit „einer diktatorisch-terroristischen Entwicklung in der Sowjetunion“, nicht unter der stalinistischen Bürokratie, sondern zu Zeiten Lenins! Dabei berufen sie sich auf eine Schrift, die sie im Gefängnis verfasste, ohne jeden Zugang zu genauen Berichten über die Ereignisse in Russland, und die sie niemals veröffentlichte. Sie lassen dabei außer Acht, dass Rosa beim Gründungsparteitag der KPD am 31. Dezember erklärte:
„… wir sollen es nie vergessen, wenn man uns mit den Verleumdungen gegen die russischen Bolschewisten kommt, darauf zu antworten: Wo habt Ihr das ABC Eurer heutigen Revolution gelernt? Von den Russen habt Ihr’s geholt: die Arbeiter- und Soldatenräte.“
Karl wollen sie als kleinbürgerlichen Pazifisten darstellen. Er wurde aber von seinem Vater Wilhelm als „Soldat der Revolution“ erzogen. Als er am l. Mai 1916 das Wort ergriff, setzte er dem wilhelminischen „Lieber den Krieg als den Aufstand“ das sozialistische „Lieber den Aufstand, lieber die Revolution als den Krieg!“ entgegen. Und gegen sowohl den kriegstreibenden Sozialpatriotismus der SPD wie auch den Pazifismus Kautskys und Bernsteins stand Karl Liebknecht auf der Seite Lenins, als er vor dem Kriegsgericht erklärte: „Nicht Burgfrieden, sondern Burgkrieg ist für mich die Losung!“
Vor allem waren Karl und Rosa Internationalisten. Er, der sich am 2. Dezember 1914 mutig weigerte, den Kriegskrediten zuzustimmen, mit den Worten: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch wieder trotz alledem!“ Sie, die als Polin, Jüdin und Kommunistin von den Reaktionären aller Länder gehasst wurde. Indem sie beide jahrzehntelang den Reformismus bekämpften, bekannten sie sich zum Programm der sozialistischen Weltrevolution. Dies war der Grundstein der Kommunistischen Internationale, von Lenin und Trotzki gegründet, von Kautsky und Bernstein gefürchtet, von Stalin begraben.
Heute kämpft die Internationale Kommunistische Liga für die Wiedergeburt der trotzkistischen Vierten Internationale. Wir sind uns der Fehler der Führer der revolutionären Sozialisten in Deutschland sehr wohl bewusst, insbesondere ihres Versäumnisses, sich rechtzeitig von den Reformisten und Zentristen zu trennen. Notwendig war es, wie die Bolschewiki eine eigenständige revolutionäre Partei zu schmieden, was für den Sieg der Oktoberrevolution 1917 entscheidend war. Aber als Lenin den alten russischen Zweizeiler, „Ein Adler sinkt oft tiefer als ein Huhn, ein Huhn erreicht dagegen nie den Adlerflug“, auf Rosa Luxemburg anwandte, sprach er über die Kautsky- und Bernstein-Hühner das Urteil.
In der dritten Januarwoche 1933, kurz vor Hitlers Machtantritt, als die stalinisierte KPD immer noch „die Überreste des Luxemburgismus“ bekämpfte, schrieben die deutschen Trotzkisten:
„Verfehmt, gejagt, gegen eine Welt von Feinden standen Lenin, Liebknecht und Luxemburg während des Weltkrieges im Kampf. Doch die Kraft ihrer Idee siegte über Reformismus, Zarismus und Hohenzollern. Ähnlich ihnen sieht sich die Internationale Linke Opposition in einen ungleichen Kampf verwickelt: hier – bei uns – die Kraft der Idee, – dort, die Übermacht der Apparate. Auch für uns Bolschewiki-Leninisten, die gegen den Strom schwimmen, gelten die Worte Liebknechts: Der Sieg wird unser sein; trotz alledem!“
(aus Permanente Revolution, 3. Januarwoche 1933)
- Für eine leninistisch-kommunistische Partei! Kehrt zum Weg Lenins und Trotzkis zurück!
- Stoppt die Nazis durch Arbeitereinheitsfrontaktion!
- Volle Staatsbürgerrechte für ausländische Arbeiter!
- Nieder mit der NATO! Verteidigt DDR, Sowjetunion!
- Für eine Planwirtschaft unter einer Regierung der Arbeiter- und Soldatenräte!
- Kein Ausverkauf der DDR! Für ein rotes Rätedeutschland als Teil der Sozialistischen Staaten von Europa!