Spartakist Nr. 185

Oktober 2010

 

Frauen in China

Bei Spartakist-Veranstaltungen zum Frauentag in Berlin und Hamburg gab es Diskussionsbeiträge zu verschiedenen Aspekten der Situation von Frauen in China.

Valeria: Ich möchte über die Frage von Frauenbefreiung in den verbleibenden deformierten Arbeiterstaaten sprechen, vor allem China. Die Frauen waren vor der Revolution von 1949 völlig unterjocht, ihre Füße wurden gebunden, sie wurden gekauft und verkauft. Die frühe Kommunistische Partei Chinas hatte ein materialistisches Verständnis der Situation und folgte dem Beispiel der Bolschewiki in der Sowjetunion. Als dann die KP Chinas im Wesentlichen eine Bauernpartei unter maoistisch-stalinistischer Führung wurde, beeinflusste das natürlich auch die Haltung zur Frauenfrage. Frauen spielten dennoch eine wichtige Rolle bei der Revolution, beim Sieg von Maos Bauernarmee, und dieser Sieg war die Grundlage dafür, dass es soziale Errungenschaften gibt für Frauen. Frauen bekamen das erste Mal Recht auf Land zugesprochen und es wurde eine Menge von feudalistischem Unrat weggefegt, in dem Frauen erstickt worden waren. Zum Beispiel wurden arrangierte Ehen verboten, Frauen konnten zum ersten Mal wählen, wen sie heiraten wollten, und sie hatten das Recht auf Scheidung. Die Revolution hat auch die Kindestötung von Mädchen bekämpft und auch, dass Mädchen verkauft werden. Allgemeine Schulbildung erlaubte es den Mädchen und Frauen, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Aber die Revolution ging nicht weit genug, erreichte nicht die wirkliche Befreiung der Frauen. Und das lag nicht nur an der Politik der Stalinisten, „Sozialismus in einem Land“ aufzubauen und damit nicht genügend Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die notwendig sind zur Befreiung der Frau. Sondern die Politik der stalinistischen Bürokratie hat auch in vieler Weise zur Unterdrückung von Frauen dort beigetragen (siehe „Arbeiterinnen und die Widersprüche im heutigen China – Verteidigt China gegen Imperialismus und Konterrevolution! Für proletarisch-politische Revolution!“, Spartacist, deutsche Ausgabe Nr. 27, Frühjahr 2009).

Wie bei unserem Kampf in der DDR ist politische Revolution in China nötig, um die chinesischen Frauen zu befreien. Nur eine demokratisch gewählte Arbeiter- und Bauern-Räteregierung kann die rational geplante kollektivierte Wirtschaft ermöglichen, die die notwendigen Mittel für die Befreiung der Frauen zur Verfügung stellt. Und nur eine solche revolutionäre Regierung hätte die Perspektive der Weltrevolution, die nötig ist, um Ressourcen aus den Industrieländern für China zu mobilisieren. Und das Gleiche gilt auch für die anderen deformierten Arbeiterstaaten Kuba, Nordkorea und Vietnam, und die Lehren aus dem Kampf in der DDR sind entscheidend dafür.

Torsten: Die Konterrevolution in China hat bisher nicht gesiegt, obwohl das innerhalb der breiten Linken behauptet wird. Die Chinesische Revolution von 1949 brachte unglaubliche Errungenschaften für die Frauen. Vorher sollten Frauen neben der Hausarbeit und der Kindererziehung praktisch unsichtbar sein. Erst durch die Revolution 1949 bekamen sie überhaupt ein Recht auf Bildung. Aber die Widersprüche in China sind extrem. China war von Anfang an ein deformierter Arbeiterstaat. Mao hat sich auf die Bauern gestützt, es gab nie Arbeiterdemokratie, nie hatten die Arbeiter die politische Macht. Die Stalinisten haben Angst vor Arbeiterdemokratie, deshalb haben sie Probleme mit dem Niveau der Produktivität. Denn wenn die Arbeiter nicht die politische Macht haben, nichts zu sagen haben im eigenen Land, dann fragen sie sich: Warum soll ich hier meine ganze Arbeitskraft einbringen? Die einzige Möglichkeit, die die stalinistischen Bürokraten haben, um dem zu begegnen, ist die Einführung von Marktmechanismen. Die revolutionäre Antwort wäre Arbeiterdemokratie, aber die Bürokraten setzen Marktmechanismen ein, daher kommen die Widersprüche. Und das hat viele Sachen wieder hochgebracht, die es vor 1949 gab, wie Kindestötung von Mädchen, was auch dieses Ungleichgewicht hervorbringt, dass es viel mehr Männer gibt als Frauen. Männer stellen den Hauptbestandteil auch an Wanderarbeitern, aber in beträchtlichen Teilen der sogenannten Sonderwirtschaftszonen stellen junge Frauen die Mehrheit und haben auch ein extremes politisches Gewicht. Sie beteiligen sich häufig an Protesten gegen Ungerechtigkeiten, die sich gegen die stalinistischen Bürokraten richten. Der Weg nach vorne ist, die politische Macht in die Hände der Arbeiter und Bauern zu legen durch politische Revolution, die Ausweitung der Revolution auf die westlichen imperialistischen Länder und auf Japan unter der Führung einer trotzkistischen Partei.